Seit kurzem gibt es Diaspora, den hoffentlich zukünftigen Facebook-Ersatz, offiziell in einer Alpha-Version zum Testen. Auf dem Server („Pod“) des Entwicklungteams kann man sich um einen Invite bewerben, aber es gibt auch diverse von Privatpersonen betriebene Pods, wo man nicht auf einen Invite warten muss, sondern sich gleich einen Account machen kann (siehe unten).
Dieser Post beschreibt den Stand Mitte Dezember 2010.
Was ist Diaspora?
Das Projekt Diaspora wurde von einigen US-amerikanischen Studenten ins Leben gerufen, die einen Ersatz für Facebook haben wollten, der im Gegensatz zum Original keine
Katastrophe für die Privatsphäre ist. Sie fragten öffentlich nach monetärer Unterstützung und rechneten mit einigen Tausend Dollar, erhielten aber einige
Hunderttausend Dollar – ein Beweis dafür, wie wichtig vielen Facebook-Usern eine Alternative wäre, bei der man sich um die Privatsphäre keine Sorgen machen muss.
Inzwischen ist das Projekt soweit gediehen, dass es ernsthaft nutzbar ist. Es handelt sich aber immer noch um eine Alpha-Version, das heißt, dass weder alle Features vorhanden sind, die das Projekt irgendwann einmal haben wird, noch kann man mit Stabilität oder Verlässlichkeit rechnen. Mehr als Ausprobieren ist also momentan nicht drin, aber wir sind ja auch noch ganz am Anfang der Geschichte von Diaspora.
Kurzer Überblick
Wer nur wissen will, was das eigentlich ist, sollte diesen und den nächsten Abschnitt lesen. Details kommen in den folgenden Abschnitten.
Bei Facebook gibt es eine zentrale Serverfarm, an der sich alle Nutzer anmelden müssen. Der Facebook-Konzern hat Kontrolle über alle seine Nutzer und kann alle Daten mitlesen und an Dritte verteilen, was auch geschieht, wenn man nicht mit Argusaugen über die Privatsphäre-Einstellungen wacht und darauf verzichtet, Facebook-Applikationen zu benutzen.
Sogar Zensur wendet Facebook an, so geschehen etwa, als alle Posts (und sogar alle privaten Nachrichten!) einfach verschwanden, die auf das Lamebook-Blog verwiesen. (Die negative öffentliche Reaktion hat Facebook mittlerweile dazu bewegt, das wieder zurückzunehmen.)
Diaspora dagegen ist ein dezentrales Netz. Es gibt viele Server oder Pods, auf denen man sich einen Account einrichten kann, und wenn man das Know-How und die nötigen Ressourcen hat, kann man sich auch selbst einen Pod auf setzen.
Die Pods tauschen untereinander die Nachrichten aus, die die Nutzer schreiben. Diese Nachrichten entsprechen in etwa dem, was in Facebook an der Pinnwand bzw. in den „Neuigkeiten“ landen würde.
Bisher gibt es nur solche Nachrichten und die Möglichkeit, Fotos zu posten.
In Zukunft sollen auch Apps und Spiele wie bei Facebook hinzukommen, außerdem natürlich weitere Features wie etwa private Nichrichten an einzelne User und vieles andere.
Unterschiede zu Facebook
Vorteile:
- Niemand kann sehen, wer meine „Freunde“ sind. Das erschwert das erstellen von Userprofilen aufgrund von Freundschaften.
- Statt der Einteilung „Freund oder nicht Freund“ kann man in Diaspora viele Gruppen, genannt Aspekte, anlegen. Ich kann also eine Nachricht schreiben, die alle meine Kontakte sehen können, oder eine, die nur meine (wirklichen) Freunde sehen können, oder eine, die nur meine Kollegen aus der Firma sehen können.
- Es gibt keine Dritten, an die irgendwelche Daten weitergegeben werden.
- Gefällige Oberfläche, einfache Bedienung. Wenn man das Konzept der Aspekte einmal verstanden hat, ergibt sich alles andere von selbst, viel einfacher als bei Facebook.
Nachteile:
- Ich kann niemanden anhand seiner E-Mail-Adresse suchen. Das ist ein Vorteil in Sachen Privatsphäre, macht es aber auch schwieriger, Freunde im Diaspora-Netz zu finden.
- Aktuell gibt es überhaupt kein globales User-Verzeichnis, die Suchfunktion sucht erstmal nur auf dem lokalen Pod und in den Kontaktlisten lokaler User. Man muss also die eigene Diaspora-Adresse an Freunde häufig explizit weitergeben, es ist fast unmöglich, jemanden einfach zu finden, zu dem man keinen Kontakt mehr hat. Ob es ein globales Verzeichnis geben wird, ist noch in der Schwebe – meiner Meinung nach ist das aber ein Muss, wenn Diaspora ein echter Facebook-Konkurrent sein will.
- Es gibt noch kein Äquivalent zum „Gefällt mir“-Button. Möglicherweise wird das aber in Zukunft noch hinzugefügt werden.
- Aktuell natürlich immer wieder Fehler und Problemchen, das System ist ja noch lange nicht ausgereift.
Aspekte
Ein Aspekt ist eine Sammlung von Kontakten. Ein Kontakt kann auch zu mehreren Aspekten gehören. Die Aspekte erscheinen als Reiter im User Interface.
Wenn ich in einen Aspekt eine Nachricht hineinschreibe, erhalten all die User diese Nachricht, die ich zu diesem Aspekt hinzugefügt habe.
Umgekehrt gilt, dass die Nachricht eines Users, die ich erhalten habe, in all den Aspekten erscheint, denen ich diesen User zugeordnet habe (und im „Alle“-Aspekt).
Dadurch lassen sich einerseits die erhaltenen Nachrichten wunderbar ordnen, andererseits kann ich bei jedem Post klar bestimmen, wer ihn zu lesen bekommt und wer nicht.
Privatsphäre
Soweit man dem Betreiber des eigenen Pods (ggfs. man selbst) und dem seiner Kontakte vertrauen kann, ist die Privatsphäre gesichert.
Das führt aber auch dazu, dass es viel schwieriger ist als auf Facebook, alte Bekannte zu finden.
Zum einen spielt die E-Mail-Adresse bei der Suche keine Rolle, zum andere kann man nicht sehen, wer mit wem verbunden ist („befreundet“ nach Facebook-Jargon). Der Facebook-Effekt, dass man jemanden findet, weil er mit einem „Freund befreundet“ ist (und auch noch entsprechende Vorschläge bekommt), bleibt also aus (jedenfalls teilweise, siehe den nächsten Abschnitt).
Das könnte letztlich den großen Durchbruch von Diaspora verhindern. Natürlich hat sich Diaspora Privatsphäre auf die Fahnen geschrieben und kann kaum anders handeln (weil sonst die Erstellung von Social Graphs ein Leichtes ist), aber eben um alte Bekannte zu finden, verzichten Facebook-User gern auf dieses Stück Privatsphäre.
Diaspora wäre vmtl. gut beraten, solche Features in Zukunft zumindest optional anzubieten.
Wenn Pods untereinander kommunizieren, werden die Nachrichten verschlüsselt. Die meisten Pods sind außerdem mittelrweile auf https umgestellt, so dass auch der Zugriff auf den Pod selbst verschlüsselt stattfindet.
Das Kommentare-Problem
Andererseits gibt es einen Punkt, über die man trotzdem Leute zufällig entdecken und letztlich auch Social Graphs erstellen kann: Kommentare zu Posts.
Grundsätzlich ist es so, dass jeder, der einen Post sehen kann (weil er mit dem Post-Ersteller verbunden ist), auch alle Kommentare sehen kann, die zu dem Post abgegeben werden – und somit natürlich auch Kommentare von Leuten, mit denen er selbst nicht verbunden ist.
Das ist bei Facebook natürlich nicht anders. Da muss man aber ohnehin damit rechnen, dass so ein Kommentar immer öffentlich ist, so öffentlich wie der Post eben.
Bei Diaspora ist das anders: Der Poster könnte einen Aspekt benutzt haben, in dem nur ich mich befinde (um mir eine private Nachricht zu senden), in dem eine kleine Gruppe enger Freunde versammelt ist, in dem alle Arbeitskollegen und der Chef stecken, oder der Post könnte an absolut Alle gerichtet gewesen sein, mit denen der Poster verbunden ist. Als Leser des Posts kann ich nicht wissen, wer das sonst noch so alles liest, denn die Adressaten sind natürlich (sinnvollerweise) nicht sichtbar. (Einzig ein Erdball zeigt mittlerweile, wenn ein Post „public“ ist, sagt aber nur aus, dass er vom Poster gleichzeitig auch an Twitter und/oder Facebook geschickt wurde, was nur im „Alle“-Aspekt möglich ist. Posts im „Alle“-Aspekt ohne Weiterleitung nach außen sind dagegen nicht gesondert gekennzeichnet, insofern bringt uns das auch nicht viel weiter.)
Es gibt mehrere mögliche Ansätze, dieses Problem anzugehen. Einige sind in dem
Ticket versammelt, das ich dazu angelegt habe. Wer weitere Ideen hat, sollte sie am besten dort hineinschreiben.
Über den Umstand, dass man sehen kann, wer kommentiert, ist es natürlich auch wieder möglich Social Graphs zu erstellen, wenn auch nicht so einfach und vor allem umfassend wie bei Facebooks Freunde-Modell. Andererseits ist das momentan die einzige Möglichkeit in Diaspora, neue Kontakte zu finden (ohne nach beliebigen Namen/Stichwörten zu suchen) und ggfs. Freunde zu entdecken, die auch dieses Netz nutzen. Es würde den Spaß an Diaspora momentan stark mindern, wenn es diese Möglichkeit nicht gäbe.
Wie fühlt sich Diaspora an?
Es macht Spaß. Ich nutze Diaspora mittlerweile ausgiebiger als Facebook, auch weil man sich da nicht abmelden muss, um zu verhindern, dass andere Seiten beim Surfen Informationen sammeln können.
Aber: Ich habe zwar mittlerweile fast 100 Kontakte in Diaspora, aber keinen einzigen von ihnen kenne ich persönlich. Und das macht momentan den großen Unterschied zu Facebook aus.
Denn dort ist es genau umgekehrt: Ich kenne
alle meine „Freunde“ persönlich (auch wenn nicht alle wirklich Freunde im Sinne des Wortes sind).
Diaspora ist gefühlsmäßig somit momentan eher so etwas wie ein anderes Twitter als so etwas wie ein anderes Facebook – was sich natürlich noch ändern kann.
Stand der Entwicklung
Grundsätzlich funktioniert Diaspora für eine Alpha erstaunlich gut, jedenfalls auf dem
Geraspora-Pod, den ich benutze. Fast täglich gibt es kleine Neuerungen, die Entwicklung schreitet merklich voran. Natürlich gibt es dann und wann kleinere Fehler und Problemchen, aber sehr viel weniger als ich erwartet hätte.
Was eigentlich am meisten fehlt ist eine offizielle und dokumentierte API, die es erlauben würde, Clients für Mobiltelefone und ggfs. für den Desktop zu entwickeln. Momentan macht Diaspora auf dem Handy noch keinen Spaß, zumal manche Funktionen gar nicht nutzbar sind, weil sie nicht für Touch-Bedienung geeignet sind.
Natürlich bleibt eine Alpha trotzdem eine Alpha – allein schon wegen vieler noch fehlender Features ist der aktuelle Stand noch nicht geeignet, um sich ein komplettes Bild darüber zu machen. Wer wissen möchte, ob Diaspora für ihn vielleicht Facebook ersetzen kann, wird noch eine ganze Weile warten müssen, bis es Sinn macht, einen ernsthaften Vergleich anzustellen.
Man muss aber nicht Totalgeek mit Hang zum Austesten und Beheben von Bugs sein, um jetzt schon ein wenig mit Diaspora zu spielen – es funktioniert schon gut genug, um auch weniger technikaffinen Zeitgenossen ein neues Werkzeug zu sein.
Öffentlich zugängliche Pods, Forum
Neben dem
offiziellen Pod, der nur mit Einladung zugänglich ist, gibt es eine ganze Menge anderer Pods, bei denen es häufig genügt, sich einfach anzumelden. Je nach Enthusiasmus der Betreiber ist der Aktualität der verwendeten Software unterschiedlich, viele Pods werden jedoch täglich aktualisiert, teils sogar mehrmals täglich.
Eine Liste öffentlicher Pods gibt es unter
http://podup.sargodarya.de/. Ich selbst nutze den
Geraspora-Pod und bin damit sehr zufrieden.
Ein deutsches Diaspora-Forum ist unter
http://diaspora-deutschland.de/ zu finden.
Fazit und Ausblick
Diaspora ist jetzt schon viel besser als ich das
in diesem frühen Stadium erwartet hätte. Und es macht Spaß!
Ob es wirklich ein ernstzunehmender Facebook-Konkurrent werden wird, steht aber momentan noch in den Sternen. Das Entwicklungsstadium ist noch viel zu früh, um hier eine ernsthafte Prognose abgeben zu können.
Der Knackpunkt wird wohl sein, dass Diaspora nicht nur genauso gut, sondern
besser werden muss als Facebook, um hier eine ernsthafte Chance zu haben. Und das gilt nicht nur für die Privatsphäre. Dieses Thema allein genügt leider nicht, um die Masse zum Wechsel zu bewegen – da müssen schon weitere Vorteile dazukommen.
Ich bin gespannt, wie sich Diaspora weiterentwicklen wird. Ein guter Anfang ist jedenfalls gemacht.
Auf Diaspora bin ich unter zottel@pod.geraspora.de zu finden.
Seit kurzem gibt es Diaspora, den hoffentlich zukünftigen Facebook-Ersatz, offiziell in einer Alpha-Version zum Testen. Auf dem Server („Pod“) des Entwicklungteams kann man sich um einen Invite bewerben, aber es gibt auch diverse von Privatpersonen betriebene Pods, wo man nicht auf einen Invite warten muss, sondern sich gleich einen Account machen kann (siehe unten).
Dieser Post beschreibt den Stand Mitte Dezember 2010.
Was ist Diaspora?
Das Projekt Diaspora wurde von einigen US-amerikanischen Studenten ins Leben gerufen, die einen Ersatz für Facebook haben wollten, der im Gegensatz zum Original keine
Katastrophe für die Privatsphäre ist. Sie fragten öffentlich nach monetärer Unterstützung und rechneten mit einigen Tausend Dollar, erhielten aber einige
Hunderttausend Dollar – ein Beweis dafür, wie wichtig vielen Facebook-Usern eine Alternative wäre, bei der man sich um die Privatsphäre keine Sorgen machen muss.
Inzwischen ist das Projekt soweit gediehen, dass es ernsthaft nutzbar ist. Es handelt sich aber immer noch um eine Alpha-Version, das heißt, dass weder alle Features vorhanden sind, die das Projekt irgendwann einmal haben wird, noch kann man mit Stabilität oder Verlässlichkeit rechnen. Mehr als Ausprobieren ist also momentan nicht drin, aber wir sind ja auch noch ganz am Anfang der Geschichte von Diaspora.
Kurzer Überblick
Wer nur wissen will, was das eigentlich ist, sollte diesen und den nächsten Abschnitt lesen. Details kommen in den folgenden Abschnitten.
Bei Facebook gibt es eine zentrale Serverfarm, an der sich alle Nutzer anmelden müssen. Der Facebook-Konzern hat Kontrolle über alle seine Nutzer und kann alle Daten mitlesen und an Dritte verteilen, was auch geschieht, wenn man nicht mit Argusaugen über die Privatsphäre-Einstellungen wacht und darauf verzichtet, Facebook-Applikationen zu benutzen.
Sogar Zensur wendet Facebook an, so geschehen etwa, als alle Posts (und sogar alle privaten Nachrichten!) einfach verschwanden, die auf das Lamebook-Blog verwiesen. (Die negative öffentliche Reaktion hat Facebook mittlerweile dazu bewegt, das wieder zurückzunehmen.)
Diaspora dagegen ist ein dezentrales Netz. Es gibt viele Server oder Pods, auf denen man sich einen Account einrichten kann, und wenn man das Know-How und die nötigen Ressourcen hat, kann man sich auch selbst einen Pod auf setzen.
Die Pods tauschen untereinander die Nachrichten aus, die die Nutzer schreiben. Diese Nachrichten entsprechen in etwa dem, was in Facebook an der Pinnwand bzw. in den „Neuigkeiten“ landen würde.
Bisher gibt es nur solche Nachrichten und die Möglichkeit, Fotos zu posten.
In Zukunft sollen auch Apps und Spiele wie bei Facebook hinzukommen, außerdem natürlich weitere Features wie etwa private Nichrichten an einzelne User und vieles andere.
Unterschiede zu Facebook
Vorteile:
- Niemand kann sehen, wer meine „Freunde“ sind. Das erschwert das erstellen von Userprofilen aufgrund von Freundschaften.
- Statt der Einteilung „Freund oder nicht Freund“ kann man in Diaspora viele Gruppen, genannt Aspekte, anlegen. Ich kann also eine Nachricht schreiben, die alle meine Kontakte sehen können, oder eine, die nur meine (wirklichen) Freunde sehen können, oder eine, die nur meine Kollegen aus der Firma sehen können.
- Es gibt keine Dritten, an die irgendwelche Daten weitergegeben werden.
- Gefällige Oberfläche, einfache Bedienung. Wenn man das Konzept der Aspekte einmal verstanden hat, ergibt sich alles andere von selbst, viel einfacher als bei Facebook.
Nachteile:
- Ich kann niemanden anhand seiner E-Mail-Adresse suchen. Das ist ein Vorteil in Sachen Privatsphäre, macht es aber auch schwieriger, Freunde im Diaspora-Netz zu finden.
- Aktuell gibt es überhaupt kein globales User-Verzeichnis, die Suchfunktion sucht erstmal nur auf dem lokalen Pod und in den Kontaktlisten lokaler User. Man muss also die eigene Diaspora-Adresse an Freunde häufig explizit weitergeben, es ist fast unmöglich, jemanden einfach zu finden, zu dem man keinen Kontakt mehr hat. Ob es ein globales Verzeichnis geben wird, ist noch in der Schwebe – meiner Meinung nach ist das aber ein Muss, wenn Diaspora ein echter Facebook-Konkurrent sein will.
- Es gibt noch kein Äquivalent zum „Gefällt mir“-Button. Möglicherweise wird das aber in Zukunft noch hinzugefügt werden.
- Aktuell natürlich immer wieder Fehler und Problemchen, das System ist ja noch lange nicht ausgereift.
Aspekte
Ein Aspekt ist eine Sammlung von Kontakten. Ein Kontakt kann auch zu mehreren Aspekten gehören. Die Aspekte erscheinen als Reiter im User Interface.
Wenn ich in einen Aspekt eine Nachricht hineinschreibe, erhalten all die User diese Nachricht, die ich zu diesem Aspekt hinzugefügt habe.
Umgekehrt gilt, dass die Nachricht eines Users, die ich erhalten habe, in all den Aspekten erscheint, denen ich diesen User zugeordnet habe (und im „Alle“-Aspekt).
Dadurch lassen sich einerseits die erhaltenen Nachrichten wunderbar ordnen, andererseits kann ich bei jedem Post klar bestimmen, wer ihn zu lesen bekommt und wer nicht.
Privatsphäre
Soweit man dem Betreiber des eigenen Pods (ggfs. man selbst) und dem seiner Kontakte vertrauen kann, ist die Privatsphäre gesichert.
Das führt aber auch dazu, dass es viel schwieriger ist als auf Facebook, alte Bekannte zu finden.
Zum einen spielt die E-Mail-Adresse bei der Suche keine Rolle, zum andere kann man nicht sehen, wer mit wem verbunden ist („befreundet“ nach Facebook-Jargon). Der Facebook-Effekt, dass man jemanden findet, weil er mit einem „Freund befreundet“ ist (und auch noch entsprechende Vorschläge bekommt), bleibt also aus (jedenfalls teilweise, siehe den nächsten Abschnitt).
Das könnte letztlich den großen Durchbruch von Diaspora verhindern. Natürlich hat sich Diaspora Privatsphäre auf die Fahnen geschrieben und kann kaum anders handeln (weil sonst die Erstellung von Social Graphs ein Leichtes ist), aber eben um alte Bekannte zu finden, verzichten Facebook-User gern auf dieses Stück Privatsphäre.
Diaspora wäre vmtl. gut beraten, solche Features in Zukunft zumindest optional anzubieten.
Wenn Pods untereinander kommunizieren, werden die Nachrichten verschlüsselt. Die meisten Pods sind außerdem mittelrweile auf https umgestellt, so dass auch der Zugriff auf den Pod selbst verschlüsselt stattfindet.
Das Kommentare-Problem
Andererseits gibt es einen Punkt, über die man trotzdem Leute zufällig entdecken und letztlich auch Social Graphs erstellen kann: Kommentare zu Posts.
Grundsätzlich ist es so, dass jeder, der einen Post sehen kann (weil er mit dem Post-Ersteller verbunden ist), auch alle Kommentare sehen kann, die zu dem Post abgegeben werden – und somit natürlich auch Kommentare von Leuten, mit denen er selbst nicht verbunden ist.
Das ist bei Facebook natürlich nicht anders. Da muss man aber ohnehin damit rechnen, dass so ein Kommentar immer öffentlich ist, so öffentlich wie der Post eben.
Bei Diaspora ist das anders: Der Poster könnte einen Aspekt benutzt haben, in dem nur ich mich befinde (um mir eine private Nachricht zu senden), in dem eine kleine Gruppe enger Freunde versammelt ist, in dem alle Arbeitskollegen und der Chef stecken, oder der Post könnte an absolut Alle gerichtet gewesen sein, mit denen der Poster verbunden ist. Als Leser des Posts kann ich nicht wissen, wer das sonst noch so alles liest, denn die Adressaten sind natürlich (sinnvollerweise) nicht sichtbar. (Einzig ein Erdball zeigt mittlerweile, wenn ein Post „public“ ist, sagt aber nur aus, dass er vom Poster gleichzeitig auch an Twitter und/oder Facebook geschickt wurde, was nur im „Alle“-Aspekt möglich ist. Posts im „Alle“-Aspekt ohne Weiterleitung nach außen sind dagegen nicht gesondert gekennzeichnet, insofern bringt uns das auch nicht viel weiter.)
Es gibt mehrere mögliche Ansätze, dieses Problem anzugehen. Einige sind in dem
Ticket versammelt, das ich dazu angelegt habe. Wer weitere Ideen hat, sollte sie am besten dort hineinschreiben.
Über den Umstand, dass man sehen kann, wer kommentiert, ist es natürlich auch wieder möglich Social Graphs zu erstellen, wenn auch nicht so einfach und vor allem umfassend wie bei Facebooks Freunde-Modell. Andererseits ist das momentan die einzige Möglichkeit in Diaspora, neue Kontakte zu finden (ohne nach beliebigen Namen/Stichwörten zu suchen) und ggfs. Freunde zu entdecken, die auch dieses Netz nutzen. Es würde den Spaß an Diaspora momentan stark mindern, wenn es diese Möglichkeit nicht gäbe.
Wie fühlt sich Diaspora an?
Es macht Spaß. Ich nutze Diaspora mittlerweile ausgiebiger als Facebook, auch weil man sich da nicht abmelden muss, um zu verhindern, dass andere Seiten beim Surfen Informationen sammeln können.
Aber: Ich habe zwar mittlerweile fast 100 Kontakte in Diaspora, aber keinen einzigen von ihnen kenne ich persönlich. Und das macht momentan den großen Unterschied zu Facebook aus.
Denn dort ist es genau umgekehrt: Ich kenne
alle meine „Freunde“ persönlich (auch wenn nicht alle wirklich Freunde im Sinne des Wortes sind).
Diaspora ist gefühlsmäßig somit momentan eher so etwas wie ein anderes Twitter als so etwas wie ein anderes Facebook – was sich natürlich noch ändern kann.
Stand der Entwicklung
Grundsätzlich funktioniert Diaspora für eine Alpha erstaunlich gut, jedenfalls auf dem
Geraspora-Pod, den ich benutze. Fast täglich gibt es kleine Neuerungen, die Entwicklung schreitet merklich voran. Natürlich gibt es dann und wann kleinere Fehler und Problemchen, aber sehr viel weniger als ich erwartet hätte.
Was eigentlich am meisten fehlt ist eine offizielle und dokumentierte API, die es erlauben würde, Clients für Mobiltelefone und ggfs. für den Desktop zu entwickeln. Momentan macht Diaspora auf dem Handy noch keinen Spaß, zumal manche Funktionen gar nicht nutzbar sind, weil sie nicht für Touch-Bedienung geeignet sind.
Natürlich bleibt eine Alpha trotzdem eine Alpha – allein schon wegen vieler noch fehlender Features ist der aktuelle Stand noch nicht geeignet, um sich ein komplettes Bild darüber zu machen. Wer wissen möchte, ob Diaspora für ihn vielleicht Facebook ersetzen kann, wird noch eine ganze Weile warten müssen, bis es Sinn macht, einen ernsthaften Vergleich anzustellen.
Man muss aber nicht Totalgeek mit Hang zum Austesten und Beheben von Bugs sein, um jetzt schon ein wenig mit Diaspora zu spielen – es funktioniert schon gut genug, um auch weniger technikaffinen Zeitgenossen ein neues Werkzeug zu sein.
Öffentlich zugängliche Pods, Forum
Neben dem
offiziellen Pod, der nur mit Einladung zugänglich ist, gibt es eine ganze Menge anderer Pods, bei denen es häufig genügt, sich einfach anzumelden. Je nach Enthusiasmus der Betreiber ist der Aktualität der verwendeten Software unterschiedlich, viele Pods werden jedoch täglich aktualisiert, teils sogar mehrmals täglich.
Eine Liste öffentlicher Pods gibt es unter
http://podup.sargodarya.de/. Ich selbst nutze den
Geraspora-Pod und bin damit sehr zufrieden.
Ein deutsches Diaspora-Forum ist unter
http://diaspora-deutschland.de/ zu finden.
Fazit und Ausblick
Diaspora ist jetzt schon viel besser als ich das
in diesem frühen Stadium erwartet hätte. Und es macht Spaß!
Ob es wirklich ein ernstzunehmender Facebook-Konkurrent werden wird, steht aber momentan noch in den Sternen. Das Entwicklungsstadium ist noch viel zu früh, um hier eine ernsthafte Prognose abgeben zu können.
Der Knackpunkt wird wohl sein, dass Diaspora nicht nur genauso gut, sondern
besser werden muss als Facebook, um hier eine ernsthafte Chance zu haben. Und das gilt nicht nur für die Privatsphäre. Dieses Thema allein genügt leider nicht, um die Masse zum Wechsel zu bewegen – da müssen schon weitere Vorteile dazukommen.
Ich bin gespannt, wie sich Diaspora weiterentwicklen wird. Ein guter Anfang ist jedenfalls gemacht.
Auf Diaspora bin ich unter zottel@pod.geraspora.de zu finden.
Erste Erfahrungen mit Diaspora
Hey danke, endlich hat mir mal jemand erklärt was da seit Wochen durchs Netz geistert und ich zu abgelenkt, faul, vergesslich war mirdas zu ergoogeln.
AntwortenLöschenVielen Dank
Ich möchte nur ergänzen, dass es nicht nur die Accounts des eigenen Pods sind, die ich über die Suche ausfindig machen kann, auch Accounts auf anderen Pods sind da zu sehen, Kriterien dafür, wann man solche Accounts von anderen Pods zu sehen bekommt, habe ich noch nicht gefunden. Es gibt wohl auch erhebliche Unterschiede bei den verschiedenen Pods.
AntwortenLöschenWie oben schon angedeutet: Soweit ich weiß, werden Leute von anderen Pods genau dann gefunden, wenn ein User dieses Pods sie als Kontakt hat.
AntwortenLöschenMoin,
AntwortenLöschennun hat sich ja in der Zwischenzeit eine Menge getan. Wenn du deinen Artikel aktualisieren würdest, nehme ich ihn gerne als erste Informationsquelle für neue "Freunde".
Helfe auch gern mit.
Gruss
Zoki (auch auf Geraspora)
Ja, es hat sich natürlich sehr viel getan, mittlerweile. Wie man auch sonst anhand der seltenen Posts sehen kann, habe ich zur Zeit aber beruflich so viel zu tun, dass ich kaum noch dazukomme, etwas am Blog zu machen.
AntwortenLöschenWahrscheinlich werde ich nicht vor Mitte/Ende Mai dazukommen, eine größere Überarbeitung vorzunehmen.
Ich werde mich mal auf Diaspora melden; evtl. können wir dort Näheres besprechen.