Donnerstag, 23. Dezember 2010

Pimlical für Android ist da! Aber nur via Paypal erhältlich

Als ich heute sah, dass Pimlical für Android verfügbar ist (Kalender-App vom Entwickler von DateBk für den Palm, siehe auch hier), hätte ich fast einen Luftsprung gemacht. Endlich! Die Screenshots sehen auch sehr vielversprechend aus.
Leider folgte sofort die große Enttäuschung: Die einzige Möglichkeit, Pimlical zu beziehen, besteht in einer Zahlung von $4,95 (Einführungspreis) via Paypal.
Mein Paypal-Konto aber habe ich wegen der Vorgänge um Wikileaks (und nicht zuletzt auch wegen der vielen anderen negativen Berichte über mehr oder minder beliebig eingefrorene Konten, die das Unternehmen nicht eben vertrauenswürdig machen) erst kürzlich geschlossen. Natürlich habe ich nicht vor, gleich wieder eins zu eröffnen.
Somit bleibe ich außen vor, bis es andere Zahlungsmöglichkeiten oder eine Version im Android Market gibt. Sehr schade.
Wer Paypal noch nicht den Rücken gekehrt hat, kann hier sein Glück versuchen.
Hinweis: Pimlical setzt Android 2.2 Froyo voraus.
Update:
Habe jetzt doch zähneknirschend eine Einzelzahlung via Paypal geleistet.
Der erste Eindruck ist sehr gut, abgesehen von einem dicken Wermutstropfen: Der völlig unbenutzbare Android-Date-Picker wurde (bisher) nicht durch eine bessere Alternative ersetzt. Das finde ich recht enttäuschend und hoffe, dass da bald nachgebessert wird. Update: Mit der inzwischen nachgereichten Version 1.0.3 wurde ein guter Date Picker eingebaut und auch ein Time Picker angekündigt.
Der Rest sieht aber sehr genial aus – wie früher auf dem Palm schon, man muss sich mit dem Programm und seinen unzähligen Einstellungen beschäftigen, muss es lernen, damit es gut wird, und das Hübscheste auf der Welt ist es sicher auch nicht, zudem noch mit manchem kleineren Bug behaftet. Aber wer sich darauf einlässt, findet nirgends besseres.
Soweit der allererste Eindruck, Ausführliches wird es natürlich in den nächsten Wochen irgendwann hier zu lesen geben.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

SyncMate 3 Beta

Seit einiger Zeit kann man bei Eltima die Beta von SyncMate Version 3 herunterladen. Es handelt sich um Synchronisationssoftware für den Mac.
Wichtigste Neuerung für Android-User: Neben einer kompletten Synchronisierung (inkl. Gruppen, Geburtstage etc.) von Kontakten und Kalendern ans Google-Konto, die bisher schon möglich war, kann jetzt auch via Bluetooth und WLAN direkt aufs Gerät gesynct werden. So können auf diesem Wege auch iTunes, iPhoto und Ordner synchronisiert werden, was bislang nur per USB möglich war. Außerdem können jetzt auch SMS synchronisiert werden.
Die Beta ist inklusive Expert-Funktionen kostenlos, bis die Vollversion erscheint. Als Beta-Nutzer ist man dann berechtigt, zu reduziertem Preis die Expert-Funktionen freizuschalten; mit etwas Glück bekommt man sie sogar geschenkt.
Ich habe die neue Version derzeit im Test und werde bald darüber berichten.

Siehe auch: Sync von OS X zu Android: Alle Optionen

Filtersouveränität und Wahrheitsdivergenz

Bei Crtl-Verlust hat mspro einen interessanten Artikel über die Zukunft des Wahrheitsempfindens in Zeiten des Internets veröffentlicht.
Kurzzusammenfassung: Sammlungen wie Wikileaks helfen nicht wirklich weiter als die frühere, gefilterte Form der Veröffentlichung durch Journalisten, weil niemand die Zeit hat, die Fülle des Materials selbst zu sichten. Irgendeine Form von vorgefilterter Information wird also immer bleiben. Da der Print-Journalismus immer mehr an Bedeutung verliert, wird diese Aufgabe jetzt schon und stark vermehrt in Zukunft von Bloggern, Twitterern und sonstigen Privatleuten übernommen. Solche Informationen aus dem Netz sind aber viel stärker noch als der professionelle Journalismus an die Meinung des Autors gebunden, geben nicht selten Halbwahrheiten, bruchstückhafte Informationen, Verschwörungstheorien und auch schlicht die Unwahrheit wider. Da sich die Informationskonsumenten gerne solche Quellen suchen, die mit ihrer eigenen Meinung übereinstimmen, wird letztlich eine Welt entstehen, die keinen Konsens über die Wahrheit mehr kennt; je nach Quellenauswahl wird jeder etwas anderes für wahr halten. (Im Artikel steht noch mehr, aber das sind die Punkte, die ich kommentieren möchte.)

Das ist wirklich ein sehr ineterssanter Punkt. Zwar halte ich Komplettveröffentlichungen wie Wikileaks schon für sehr wichtig, weil sie nach Konsum von gefilterter Information die Quellenüberprüfung ermöglichen. Das war früher nicht möglich, man musste dem Journalisten einfach glauben.
Tatsächlich haben sich damit die Vorteile solcher Quellensammlungen auch schon weitgehend erschöpft. Ja, ich könnte mir das alles selbst ansehen, und es ist irgendwie schön zu wissen, dass das theoretisch möglich wäre. Werde ich es wirklich tun? Nein.
Wie vermutlich viele andere habe ich mal einen Blick auf einen der unzähligen Wikileaks-Mirror geworfen, die eine oder andere Depesche studiert, festgestellt, dass nichts Interessantes drinstand und dass ich nicht weiß, wie ich interessante Depeschen finden soll – und mich anderen Dingen zugewandt.
Also: Ja, ohne die Filterung durch Leute, die sich weitgehend durch das Material durchkämpfen, sind solche Veröffentlichungen wertlos. Journalismus, sei es durch Profis oder durch Privatleute, ist und bleibt notwendig.
Was mspro Filtersouveränität nennt, bezieht sich auf die Wahl der Quellen, die der Einzelne trifft. Es gibt einen ungeheuren Wust an Informationen, viel zu viel, um sie selbst zu verarbeiten. Statt dessen wählen wir die Filter, die die für uns wichtigen Informationen identifizieren und zur Verfügung stellen. Das sind natürlich nicht nur Journalisten bzw. ganze Publikationen und Blogs, sondern auch Suchmaschinen, Foren, Freunde und Bekannte außerhalb des Netzes usw. Souveränität drückt dabei aus, dass es statt einiger weniger Meinungsmacher inzwischen eine Fülle von Quellen gibt, die angezapft werden können, und es werden immer mehr – jeder kann und muss sich die eigenen auswählen. (mspros Begriff der Filtersouveränität hat noch mehr Aspekte, es würde aber zu weit führen, die hier alle anzusprechen.)
Je mehr die Bedeutung des professionellen Journalismus als Meinungsmacher abnimmt, desto mehr wird sich der Anteil von „Untergundmeinungen“ im persönlichen Weltbild erhöhen. Dabei ist unerheblich, was davon tatsächlich wahr ist, denn in vielen Fällen ist das für den Einzelnen ohnehin nicht nachprüfbar, ganz abgesehen von der fehlenden Motivation der meisten Medienkonsumenten, das überhaupt zu versuchen.
Natürlich sind auch die großen Medien nicht frei von verzerrten, unvollständigen oder falschen Informationen, im Gegenteil. Das blendet man im allgemeinen aber aus, vor allem bei den „seriösen“ Quellen, was es sehr erleichtert, sich selbst ein kohärentes Weltbild zu schaffen.
Untergundmeinungen mögen teilweise die „tatsächliche Wahrheit“ besser widerspiegeln als der Tenor der Mainstream-Medien. Und selbstverständlich recherchiert mancher Blogger besser als zeitnotgeplagte Profi-Journalisten. Trotzdem dürfte es eher die Mehrzahl als die Minderheit der Untergrund-Quellen sein, die massiv meinungsgefärbte Artikel in die Welt setzt.
Echte Nachrichtenportale, die etwa Agenturmeldungen verbreiten, sind im allgemeinen organisiert wie die traditionellen Medien, gehören wirtschaftlich direkt zu ihnen oder aggregieren nur deren Meldungen. Blogs dagegen bestehen zu fast 100% aus Kommentaren, nicht aus Reportagen oder reinen Nachrichten. Sie stellen eine Ergänzung dar – die eigentlichen Nachrichtenquellen ersetzen können sie in den wenigsten Fällen.
Wird es also überhaupt zu einem Auseinandergehen des persönlichen Wahrheitsempfindens kommen, wie mspro es postuliert, wird jeder etwas anderes für wahr halten? Werden reine Nachrichtenportale als Nachfolger der Printmedien in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, wird jeder nur noch Kommentare und Meinungen konsumieren statt der „reinen“ Nachrichten?
Das glaube ich nicht. Jedenfalls nicht in der Überzeichnung, wie ich es eben dargestellt habe.
Tatsächlich ist es aber relativ wahrscheinlich, dass das bis zu einem gewissen Grad passiert, jedenfalls, wenn der Niedergang des klassischen Journalimus nicht irgendwann durch einen Backlash gestoppt wird.
Mit der nachlassenden Qualität des Print-Journalismus schwindet auch das Vertrauen in ihn. Echte Nachrichtenportale wird es immer geben (was mspro ja auch nicht bestritten hat, um das hier einmal anzumerken), und ähnlich wie heute Fernsehen und Printmedien werden sie in Zukunft für die Ausgestaltung des Mainstream-Weltbildes zuständig sein.
Nicht unwahrscheinlich ist allerdings, dass das Vertrauen in diese Institutionen immer mehr schwindet, und damit ihre Bedeutung bei der Meinungsbildung. Man wird sie weiterhin konsumieren, die Inhalte aber möglicherweise kritischer betrachten und grundsätzlich mit Ansichten aus dem Bereich der Untergundmeinung vergleichen.
Dadurch würde immer unklarer, was denn nun eigentlich „wahr“ ist; eine weitere Verunsicherung der Menschen wäre die Folge.
Keine schönen Aussichten? mspro glaubt, dass sich das nicht mehr verhindern lässt. Und er könnte recht haben.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Erste Erfahrungen mit Diaspora

Seit kurzem gibt es Diaspora, den hoffentlich zukünftigen Facebook-Ersatz, offiziell in einer Alpha-Version zum Testen. Auf dem Server („Pod“) des Entwicklungteams kann man sich um einen Invite bewerben, aber es gibt auch diverse von Privatpersonen betriebene Pods, wo man nicht auf einen Invite warten muss, sondern sich gleich einen Account machen kann (siehe unten).
Dieser Post beschreibt den Stand Mitte Dezember 2010.


Was ist Diaspora?
Das Projekt Diaspora wurde von einigen US-amerikanischen Studenten ins Leben gerufen, die einen Ersatz für Facebook haben wollten, der im Gegensatz zum Original keine Katastrophe für die Privatsphäre ist. Sie fragten öffentlich nach monetärer Unterstützung und rechneten mit einigen Tausend Dollar, erhielten aber einige Hunderttausend Dollar – ein Beweis dafür, wie wichtig vielen Facebook-Usern eine Alternative wäre, bei der man sich um die Privatsphäre keine Sorgen machen muss.
Inzwischen ist das Projekt soweit gediehen, dass es ernsthaft nutzbar ist. Es handelt sich aber immer noch um eine Alpha-Version, das heißt, dass weder alle Features vorhanden sind, die das Projekt irgendwann einmal haben wird, noch kann man mit Stabilität oder Verlässlichkeit rechnen. Mehr als Ausprobieren ist also momentan nicht drin, aber wir sind ja auch noch ganz am Anfang der Geschichte von Diaspora.

Kurzer Überblick
Wer nur wissen will, was das eigentlich ist, sollte diesen und den nächsten Abschnitt lesen. Details kommen in den folgenden Abschnitten.
Bei Facebook gibt es eine zentrale Serverfarm, an der sich alle Nutzer anmelden müssen. Der Facebook-Konzern hat Kontrolle über alle seine Nutzer und kann alle Daten mitlesen und an Dritte verteilen, was auch geschieht, wenn man nicht mit Argusaugen über die Privatsphäre-Einstellungen wacht und darauf verzichtet, Facebook-Applikationen zu benutzen.
Sogar Zensur wendet Facebook an, so geschehen etwa, als alle Posts (und sogar alle privaten Nachrichten!) einfach verschwanden, die auf das Lamebook-Blog verwiesen. (Die negative öffentliche Reaktion hat Facebook mittlerweile dazu bewegt, das wieder zurückzunehmen.)
Diaspora dagegen ist ein dezentrales Netz. Es gibt viele Server oder Pods, auf denen man sich einen Account einrichten kann, und wenn man das Know-How und die nötigen Ressourcen hat, kann man sich auch selbst einen Pod auf setzen.
Die Pods tauschen untereinander die Nachrichten aus, die die Nutzer schreiben. Diese Nachrichten entsprechen in etwa dem, was in Facebook an der Pinnwand bzw. in den „Neuigkeiten“ landen würde.
Bisher gibt es nur solche Nachrichten und die Möglichkeit, Fotos zu posten.
In Zukunft sollen auch Apps und Spiele wie bei Facebook hinzukommen, außerdem natürlich weitere Features wie etwa private Nichrichten an einzelne User und vieles andere.

Unterschiede zu Facebook
Vorteile:
  • Niemand kann sehen, wer meine „Freunde“ sind. Das erschwert das erstellen von Userprofilen aufgrund von Freundschaften.
  • Statt der Einteilung „Freund oder nicht Freund“ kann man in Diaspora viele Gruppen, genannt Aspekte, anlegen. Ich kann also eine Nachricht schreiben, die alle meine Kontakte sehen können, oder eine, die nur meine (wirklichen) Freunde sehen können, oder eine, die nur meine Kollegen aus der Firma sehen können.
  • Es gibt keine Dritten, an die irgendwelche Daten weitergegeben werden.
  • Gefällige Oberfläche, einfache Bedienung. Wenn man das Konzept der Aspekte einmal verstanden hat, ergibt sich alles andere von selbst, viel einfacher als bei Facebook.
Nachteile:
  • Ich kann niemanden anhand seiner E-Mail-Adresse suchen. Das ist ein Vorteil in Sachen Privatsphäre, macht es aber auch schwieriger, Freunde im Diaspora-Netz zu finden.
  • Aktuell gibt es überhaupt kein globales User-Verzeichnis, die Suchfunktion sucht erstmal nur auf dem lokalen Pod und in den Kontaktlisten lokaler User. Man muss also die eigene Diaspora-Adresse an Freunde häufig explizit weitergeben, es ist fast unmöglich, jemanden einfach zu finden, zu dem man keinen Kontakt mehr hat. Ob es ein globales Verzeichnis geben wird, ist noch in der Schwebe – meiner Meinung nach ist das aber ein Muss, wenn Diaspora ein echter Facebook-Konkurrent sein will.
  • Es gibt noch kein Äquivalent zum „Gefällt mir“-Button. Möglicherweise wird das aber in Zukunft noch hinzugefügt werden.
  • Aktuell natürlich immer wieder Fehler und Problemchen, das System ist ja noch lange nicht ausgereift.

Aspekte
Ein Aspekt ist eine Sammlung von Kontakten. Ein Kontakt kann auch zu mehreren Aspekten gehören. Die Aspekte erscheinen als Reiter im User Interface.
Wenn ich in einen Aspekt eine Nachricht hineinschreibe, erhalten all die User diese Nachricht, die ich zu diesem Aspekt hinzugefügt habe.
Umgekehrt gilt, dass die Nachricht eines Users, die ich erhalten habe, in all den Aspekten erscheint, denen ich diesen User zugeordnet habe (und im „Alle“-Aspekt).
Dadurch lassen sich einerseits die erhaltenen Nachrichten wunderbar ordnen, andererseits kann ich bei jedem Post klar bestimmen, wer ihn zu lesen bekommt und wer nicht.

Privatsphäre
Soweit man dem Betreiber des eigenen Pods (ggfs. man selbst) und dem seiner Kontakte vertrauen kann, ist die Privatsphäre gesichert.
Das führt aber auch dazu, dass es viel schwieriger ist als auf Facebook, alte Bekannte zu finden.
Zum einen spielt die E-Mail-Adresse bei der Suche keine Rolle, zum andere kann man nicht sehen, wer mit wem verbunden ist („befreundet“ nach Facebook-Jargon). Der Facebook-Effekt, dass man jemanden findet, weil er mit einem „Freund befreundet“ ist (und auch noch entsprechende Vorschläge bekommt), bleibt also aus (jedenfalls teilweise, siehe den nächsten Abschnitt).
Das könnte letztlich den großen Durchbruch von Diaspora verhindern. Natürlich hat sich Diaspora Privatsphäre auf die Fahnen geschrieben und kann kaum anders handeln (weil sonst die Erstellung von Social Graphs ein Leichtes ist), aber eben um alte Bekannte zu finden, verzichten Facebook-User gern auf dieses Stück Privatsphäre.
Diaspora wäre vmtl. gut beraten, solche Features in Zukunft zumindest optional anzubieten.
Wenn Pods untereinander kommunizieren, werden die Nachrichten verschlüsselt. Die meisten Pods sind außerdem mittelrweile auf https umgestellt, so dass auch der Zugriff auf den Pod selbst verschlüsselt stattfindet.

Das Kommentare-Problem
Andererseits gibt es einen Punkt, über die man trotzdem Leute zufällig entdecken und letztlich auch Social Graphs erstellen kann: Kommentare zu Posts.
Grundsätzlich ist es so, dass jeder, der einen Post sehen kann (weil er mit dem Post-Ersteller verbunden ist), auch alle Kommentare sehen kann, die zu dem Post abgegeben werden – und somit natürlich auch Kommentare von Leuten, mit denen er selbst nicht verbunden ist.
Das ist bei Facebook natürlich nicht anders. Da muss man aber ohnehin damit rechnen, dass so ein Kommentar immer öffentlich ist, so öffentlich wie der Post eben.
Bei Diaspora ist das anders: Der Poster könnte einen Aspekt benutzt haben, in dem nur ich mich befinde (um mir eine private Nachricht zu senden), in dem eine kleine Gruppe enger Freunde versammelt ist, in dem alle Arbeitskollegen und der Chef stecken, oder der Post könnte an absolut Alle gerichtet gewesen sein, mit denen der Poster verbunden ist. Als Leser des Posts kann ich nicht wissen, wer das sonst noch so alles liest, denn die Adressaten sind natürlich (sinnvollerweise) nicht sichtbar. (Einzig ein Erdball zeigt mittlerweile, wenn ein Post „public“ ist, sagt aber nur aus, dass er vom Poster gleichzeitig auch an Twitter und/oder Facebook geschickt wurde, was nur im „Alle“-Aspekt möglich ist. Posts im „Alle“-Aspekt ohne Weiterleitung nach außen sind dagegen nicht gesondert gekennzeichnet, insofern bringt uns das auch nicht viel weiter.)
Es gibt mehrere mögliche Ansätze, dieses Problem anzugehen. Einige sind in dem Ticket versammelt, das ich dazu angelegt habe. Wer weitere Ideen hat, sollte sie am besten dort hineinschreiben.
Über den Umstand, dass man sehen kann, wer kommentiert, ist es natürlich auch wieder möglich Social Graphs zu erstellen, wenn auch nicht so einfach und vor allem umfassend wie bei Facebooks Freunde-Modell. Andererseits ist das momentan die einzige Möglichkeit in Diaspora, neue Kontakte zu finden (ohne nach beliebigen Namen/Stichwörten zu suchen) und ggfs. Freunde zu entdecken, die auch dieses Netz nutzen. Es würde den Spaß an Diaspora momentan stark mindern, wenn es diese Möglichkeit nicht gäbe.

Wie fühlt sich Diaspora an?
Es macht Spaß. Ich nutze Diaspora mittlerweile ausgiebiger als Facebook, auch weil man sich da nicht abmelden muss, um zu verhindern, dass andere Seiten beim Surfen Informationen sammeln können.
Aber: Ich habe zwar mittlerweile fast 100 Kontakte in Diaspora, aber keinen einzigen von ihnen kenne ich persönlich. Und das macht momentan den großen Unterschied zu Facebook aus.
Denn dort ist es genau umgekehrt: Ich kenne alle meine „Freunde“ persönlich (auch wenn nicht alle wirklich Freunde im Sinne des Wortes sind).
Diaspora ist gefühlsmäßig somit momentan eher so etwas wie ein anderes Twitter als so etwas wie ein anderes Facebook – was sich natürlich noch ändern kann.

Stand der Entwicklung
Grundsätzlich funktioniert Diaspora für eine Alpha erstaunlich gut, jedenfalls auf dem Geraspora-Pod, den ich benutze. Fast täglich gibt es kleine Neuerungen, die Entwicklung schreitet merklich voran. Natürlich gibt es dann und wann kleinere Fehler und Problemchen, aber sehr viel weniger als ich erwartet hätte.
Was eigentlich am meisten fehlt ist eine offizielle und dokumentierte API, die es erlauben würde, Clients für Mobiltelefone und ggfs. für den Desktop zu entwickeln. Momentan macht Diaspora auf dem Handy noch keinen Spaß, zumal manche Funktionen gar nicht nutzbar sind, weil sie nicht für Touch-Bedienung geeignet sind.
Natürlich bleibt eine Alpha trotzdem eine Alpha – allein schon wegen vieler noch fehlender Features ist der aktuelle Stand noch nicht geeignet, um sich ein komplettes Bild darüber zu machen. Wer wissen möchte, ob Diaspora für ihn vielleicht Facebook ersetzen kann, wird noch eine ganze Weile warten müssen, bis es Sinn macht, einen ernsthaften Vergleich anzustellen.
Man muss aber nicht Totalgeek mit Hang zum Austesten und Beheben von Bugs sein, um jetzt schon ein wenig mit Diaspora zu spielen – es funktioniert schon gut genug, um auch weniger technikaffinen Zeitgenossen ein neues Werkzeug zu sein.

Öffentlich zugängliche Pods, Forum
Neben dem offiziellen Pod, der nur mit Einladung zugänglich ist, gibt es eine ganze Menge anderer Pods, bei denen es häufig genügt, sich einfach anzumelden. Je nach Enthusiasmus der Betreiber ist der Aktualität der verwendeten Software unterschiedlich, viele Pods werden jedoch täglich aktualisiert, teils sogar mehrmals täglich.
Eine Liste öffentlicher Pods gibt es unter http://podup.sargodarya.de/. Ich selbst nutze den Geraspora-Pod und bin damit sehr zufrieden.
Ein deutsches Diaspora-Forum ist unter http://diaspora-deutschland.de/ zu finden.

Fazit und Ausblick
Diaspora ist jetzt schon viel besser als ich das in diesem frühen Stadium erwartet hätte. Und es macht Spaß!
Ob es wirklich ein ernstzunehmender Facebook-Konkurrent werden wird, steht aber momentan noch in den Sternen. Das Entwicklungsstadium ist noch viel zu früh, um hier eine ernsthafte Prognose abgeben zu können.
Der Knackpunkt wird wohl sein, dass Diaspora nicht nur genauso gut, sondern besser werden muss als Facebook, um hier eine ernsthafte Chance zu haben. Und das gilt nicht nur für die Privatsphäre. Dieses Thema allein genügt leider nicht, um die Masse zum Wechsel zu bewegen – da müssen schon weitere Vorteile dazukommen.
Ich bin gespannt, wie sich Diaspora weiterentwicklen wird. Ein guter Anfang ist jedenfalls gemacht.

Auf Diaspora bin ich unter zottel@pod.geraspora.de zu finden.