Angeregt durch den Lesertest bei Areamobile habe ich mich jetzt einmal ein wenig eingehender mit dem Dell Streak beschäftigt.
Schon als es angekündigt wurde, fiel mir vor allem ein Austattungsdetail ins Auge: Das 5"-Display. Genial.
Das ist genau die Größe, die für mich perfekt wäre. Ich trage mein Telefon praktisch nie in der Hosentasche und habe sowieso immer eine große Tasche dabei, in der so ein Telefon (oder Tablet?) problemlos unterkommen kann.
Trotzdem wäre der Formfaktor eines „richtigen“ Tablets zuviel des Guten: Das kann man dann nicht mehr sinnvoll als Telefon verwenden, außer man hat die ganze Zeit ein Headset dabei – und eigentlich auch im Ohr, denn es erst bei einem Anruf einzuschalten und ins Ohr zu stöpseln ist nicht wirklich realistisch.
Die 5" des Streak sind also das ideale Zwischending.
Die Auflösung ist nicht höher als etwa die des Nexus One: 800x480. Das ist durchaus von Vorteil, weil alle Programme problemlos damit laufen, anders als etwa beim Samsung Galaxy Tab, dessen deutlich höhere Auflösung zwar schön ist, aber zu Inkompatibilitäten mit manchen Apps führen dürfte. (Das Display des Samsung ist zudem größer – für mich persönlich in einem sehr ungünstigen Bereich; zu groß für ein Handy und zu klein für ein Tablet.)
Für die 3,7" des Nexus One ist die genannte Auflösung ohenhin fast zu hoch: Die Pixel sind so klein, dass sie zwar für eine geniale Schärfe sorgen (trotz PenTile-Display). Wenn man die Schriften aber so weit verkleinert, wie es theoretisch möglich wäre, kann man sie aufgrund der Größe nicht mehr lesen. Außer man hält sich das Handy direkt vors Gesicht, aber das ist ja auch nicht Sinn der Sache.
Umso unsinniger erscheint damit auch das Retina-Display des iPhone 4: Superscharf, natürlich, aber man sollte nicht denken, dass man damit etwa beim Websurfen mehr aufs Display bekäme: Es wird schlicht zu klein, wenn man die Möglichkeiten des Displays voll ausnutzt, also muss man die Schriftgrößen weiter hochregeln und hat letztlich nicht mehr Informationen auf dem Schirm als mit kleinerer Display-Auflösung.
Das geht nur mit einem größeren Display. Und genau das ist es, was das Streak so interessant macht.
(Das soll nicht heißen, dass Displays wie das des iPhone 4 nicht interessant sind: Die ungeheure Schärfe der winzigen Pixel dürfte das Lesen von Texten durchaus angenehmer machen. Allein die Größe des Displays macht aber ein richtig gutes Surf-Erlebnis unmöglich, wie auch bei allen anderen Handys dieses Formfaktors. Und das ist für mich der wichtigere Punkt.)
Die Hardware-Ausstattung ist State of the Art und mehr: Mit 1 GHz getakteter Snapdragon-Prozessor, 512 MB RAM, insgesamt 2,5 GB interner Speicher (Wow!), ein MicroSD-Steckplatz, der von Dell gleich mit einer beachtlichen 16-GB-MicroSD-Karte befüllt wird. Die 1530 mAh des Akkus sind eine ganze Menge, allerdings dürfte das große Display auch einiges an Strom ziehen. Trotzdem schneidet das Streak in Sachen Akkulaufzeit offenbar vergleichweise gut ab.
Dazu die volle Palette an Sensoren: Umgebungslicht, Annäherungssensor, Beschleunigungssensoren, Kompass und GPS.
Natürlich ist auch eine Kamera an Bord, mit Blitz (vmtl. LED, auch wenn ich dazu noch keine genaueren Informationen gefunden habe) und 5 Megapixeln. Wie in dieser Klasse üblich zeigen die Fotos Spuren einer massiven Rauschunterdrückung verbunden mit Scharfzeichnung. Starke Helligkeit führt leicht zu Halos. Damit spielt die Kamera in einer ähnlichen Liga wie die meines Nexus One: Für Schnappschüsse gerade noch brauchbar.
Zusätzlich gibt es eine Frontkamera für Videochat mit VGA-Auflösung.
Die Android-Tasten sind als Touchsensoren, nicht als Hardwaretasten ausgeführt. Seltsam (und etwas unverständlich) finde ich, dass die Suchtaste fehlt, die unter Android eigentlich schon recht hilfreich ist.
Außerdem scheint es keinen Trackball/Trackpad zu geben. Gerade bei der Cursor-Positionierung wäre das eigentlich ein sehr angenehmes Feature – wobei sich das wegen des großen Displays und der damit verbundenen größeren Genauigkeit beim Drauftippen auch als unnötig erweisen könnte.
Ein riesengroßes Manko ist natürlich die anfängliche Ausstattung mit Android 1.6. Vor allem wegen der limitierten Kontaktfunktionen (keine eigenen Felder für Vor- und Nachnamen usw.) wäre das der Grund für mich, mir das Gerät noch nicht zuzulegen.
Erst mit dem angekündigten Update auf Android 2.2 Froyo wird das Telefon/Tablet zu einer echten Alternative – und zu einer richtig genialen dazu! Je nach Quelle soll noch im September ein Update erfolgen, oder im Oktober ein Update auf 2.1 und im November auf 2.2. Dell selbst gibt nur an, „bis Ende des Jahres“ Froyo verfügbar machen zu wollen.
Immerhin: Es ist bereits jetzt möglich, Custom ROMs auf das Streak zu installieren, anscheinend ist der Bootloader nicht verschlüsselt. Sehr löblich! Ein inoffizielles 2.1 gibt es auch schon.
Hätte ich das Geld übrig, ich würde mir das Gerät besorgen, spätestens, wenn es ein offizielles Android 2.x dafür gibt. Falls nicht noch größere Schwierigkeiten des Streak bekannt werden, ist es in meinen Augen derzeit das definitiv interessanteste Angebot im Android-Bereich.
Update: Offensichtlich hat das Streak keine Benachrichtigungs-LED (siehe hier). Das ist natürlich übel. Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, dass es ein Android-Gerät ohne Blinkmöglichkeit zur Benachrichtigung des Anwenders geben könnte. Einer der größten Vorteile von Android-Geräten gegenüber iOS-Geräten – einfach verschenkt.
Es gibt wohl erste Hacks, die die LEDs unter den Touch-Tasten einschalten können, aber scheinbar noch nichts, was das direkt in die Android-API einbinden würde, so dass jedes Programm damit funktioniert.
Bestimmt gibt es irgendwann Custom ROMs, die das bewerkstelligen. Trotzdem ist es ein Armutszeugnis, solche Basisfunktionalität nur mit Hackereingriff bieten zu können/wollen.
Es klingt nach einer Kleinigkeit, aber letztlich könnte das für mich zum Show Stopper werden.
Mittwoch, 15. September 2010
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