Mittwoch, 11. November 2009

Und jetzt wollen doch alle geimpft werden …

Schade. Ich hatte schon gedacht, dass sich tatsächlich Einsicht durchsetzt und „das Volk“ nicht beliebig manipulierbar ist. Denkste.
Mit einer beispiellosen Kampagne haben es die Panikmacher doch noch geschafft, dass die große, dumme Herde wie Lemminge zu den Ärzten strebt und sich impfen lässt.
Neue Erkenntnisse, die das Impfen sinnvoller erscheinen lassen würden als vor ein paar Wochen, gibt es natürlich nicht. Nur 40.000 Infizierte und im Verhältnis dazu lächerliche 12 Tote.
Beides wird von den Medien in einer Weise aufegebauscht, die dem Ereignis nicht angemessen ist. Außerdem sind plötzlich die besonnenen Experten wieder aus der Öffentlichkeit verschwunden, und nur die Panikmacher sind noch zu lesen, zu sehen und zu hören. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Menschen, für die eine Grippe-Impfung aus welchen Gründen auch immer bislang schon ratsam erschien, sollten sicher darüber nachdenken, ob auch die Schweinegrippe-Impfung Sinn machen könnte. Wegen des im allgemeinen milden Verlaufs ist aber nicht einmal das eine zwingende Folgerung.

12 von 40.000, das sind 0,3 Promille. Hinzu kommt eine große Dunkelziffer von Leuten, die die Schweinegrippe hatten, aber nicht einmal von der Arbeit zu Hause blieben, weil sie sich dafür nicht krank genug fühlten. Umgekehrt wird zur Zeit sicher jeder Tote mit Grippesymptomen auf H1N1 untersucht.
Tatsächlich liegt die bisherige Letalität von Schweinegrippeinfizierten in Deutschland also vermutlich unter 0,1 Promille. Verglichen damit ist die normale saisonale Grippe (Letalität ca. 1-5 Promille) ein wahrer Horror-Killer mit prozentual 10-50x so vielen Toten (wenn auch weniger Infizierten).
Trotzdem rennen jetzt alle zu den Ärzten, auch die, die an eine Impfung gegen die saisonale Grippe nicht im Traum gedacht hätten.
Gut gemacht, Pharmaindustrie, das muss man dir lassen. Du hast wahrlich Grund, dir ins Fäutschen zu lachen.
Wir anderen sollten vielleicht an die ständig steigenden Kosten des Gesundheitssystems denken, an immer weiter steigende Kassenbeiträge, deren Zuwachs der Arbeitnehmer zukünftig zudem alleine wird tragen müssen, an Medizin, die immer Teureres immer Unnützeres anzubieten hat – und uns überlegen, ob wir diesen Nepp zur Gewinnsteigerung der Pharmariesen wirklich mitmachen wollen.

2 Kommentare:

  1. Unsere älteste Tochter (5) ist aufgrund ihrer Vorgeschichte (Frühgeburt, rezidivierende Pneumonien) eine Risikopatientin. Dennoch lösen sich m.E. derzeit die Argumente für eine gesonderte AH1N1 Impfung auf. Wir sind gegen die Saisonale Grippe geimpft, und in einem aktuellen PNAS Artikel weisen Bjoern Peters et al vom La Jolla Institut Ähnlichkeiten der Oberflächenstrukturen von AH1N1 (Schweinegrippe) und saisonalen H1N1 Stämmen nach. Sie vermuten deshalb Teilimmunisierungen gegen Schweinegrippe mit folgenden milden Verläufen bei Patienten, die bereits entsprechende saisonale Grippen durchgemacht haben. Sollte diese plausible Hypothese korrekt sein,  stellt sich als nächstes naturgemäß die Frage, ob auch die aktive Immunisierung mit Impfstoffen gegen aktuelle saisonale H1N1 Erreger milde Verläufe einer AH1N1 Infektion nach sich zieht. Voreilige Schlüsse überlasse ich der Bild-Zeitung, aber die Frage lässt sich relativ leicht im Verlauf der Grippewelle durch Datenabgleich untersuchen: Gibt es schwere Verläufe und Todesfälle bei Menschen, die gegen saisonale Grippe geimpft sind? Wie ist die Verteilung im Vergleich zu ungeimpften?

    Hier ein Link zum Abstract des entsprechenden PNAS Artikels:

    http://www.pnas.org/content/early/2009/11/13/0911580106

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  2. Genau das war auch die Empfehlung unserer Hausärztin an meine Frau (Krankenschwester). Sinngemäß:
    „Ich halte die Schweinegrippeimpfung für übertrieben, und die Nebenwirkungen des Impfstoffs sind relativ zum Impfstoff gegen die saisonale Grippe deutlich größer. Lassen Sie sich gegen die saisonale Grippe impfen, dann haben Sie einen Teilschutz mit einem gut erforschten Impfstoff und geringen Nebenwirkungen.“

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