Dienstag, 9. November 2010

Erster Test: Pocket Informant Beta für Android

Mittlerweile habe ich die Pocket Informant Beta seit einiger Zeit in Benutzung. Hier meine Eindrücke:
Als erstes muss natürlich gesagt werden, dass es sich um eine Beta handelt – Kritikpunkte sind zunächst einmal als vorläufig zu sehen, denn natürlich ist noch nicht klar, wie die erste Vollversion letztlich aussehen wird.
Das gilt vor allem für die gelegentlichen Force Closes, die ich erlebt habe, vor allem beim Löschen von sich wiederholenden Terminen. Das muss natürlich unbedingt gefixt werden, allerdings ist auch recht wahrscheinlich, dass das bald der Vergangenheit angehören wird.
Abgesehen davon fällt leider als erstes das geringe Tempo der Anwendung auf. Man kann dem Programm beim Aufbauen der Ansichten richtiggehend zusehen – und das auf einem Nexus One, noch immer einem der schnellsten Android-Handys! Ich möchte nicht wissen, wie das auf älteren und/oder langsameren Geräten aussieht. Zwar verwaltet nicht jeder wie ich sieben Kalender, aber ich denke, dass auch bei weniger Daten das Lag deutlich spürbar sein dürfte.
Grundsätzlich muss man auch hier einen Bonus für die frühe Version gelten lassen; auch die iPhone-Version (inkl. Vollversionen) war zunächst sehr langsam, bis mit der Zeit eine akzeptable Geschwindigkeit erreicht werden konnte. Auch hat Alex Kac, CEO von WebIS, im Beta-Forum geschrieben, dass man an Geschwindigkeitsverbesserungen arbeiten wird. Trotzdem frage ich mich, warum Pocket Informant von allen Kalenderanwendungen die einzige ist, die auf meinem Nexus One derartige Verzögerungen aufweist. (Jorte nimmt sich zwar ein wenig Bedenkzeit, bevor es nach einer Wischgeste von einer Woche zur nächsten wechselt, aber das wirkt weniger störend und dauert zumindest subjektiv auch weniger lang.)
Auch die Termin-Templates sind leider ein großer Reinfall: Völlig unverständlicherweise (und abweichend von PI-Versionen für andere mobile Betriebssysteme) kann man in einer Terminvorlage weder die Zeit noch den Kalender vorbelegen. Dadurch werden die Vorlagen (zumindest für mich) praktisch nutzlos – die Arbeitsschichten meiner Frau haben immer die gleichen Zeiten und landen immer im gleichen Kalender, und genau das will ich nicht ständig neu eingeben müssen.
Entsprechende Anfragen von mir und anderen Usern in den WebIS-Foren wurden leider bislang nicht beantwortet. Bleibt zu hoffen, dass es sich nur um ein Versehen handelt. Wozu Vorlagen, wenn die wichtigsten Eigenschaften eines Termins nicht gesetzt werden können?
Schön ist allerdings, dass eine Vorlage auch als allgemeines Default-Template gesetzt werden kann, das automatisch auf jeden Termin angewandt wird. Wenn man immer wieder ähnliche Termine einträgt, kann man so schon einmal die wichtigen Dinge vorbelegen.
Der Rest der Anwendung kann fast durchweg überzeugen.

Etwa die große Anzahl schöner, sinnvoll gestalteter Ansichten mit sehr vielen verschiedenen Optionen, die in den Einstellungen nach persönlichem Gusto verändert werden können. Sie alle zu behandeln würde zu weit führen, beispielhaft möchte ich hier die „klassische“ Wochenansicht beschreiben, die ich persönlich am meisten benutze:
„Klassisch“ bedeutet, dass sieben Tage angezeigt werden, bei (konfigurierbarem) Wochenstart am Montag werden Samstag und Sonntag verkleinert dargestellt. An jedem Tag erscheinen die Termine als Liste. (Eine Balkendarstellung wie etwa in der Webversion des Google-Kalenders gibt es natürlich auch, für mobile Displays finde ich die aber wenig geeignet, besonders wenn es täglich mehrere sich überschneidende Termine gibt.)
Für jeden Tag zeigt ein Balken über den eigentlichen Terminen die „Füllung“ des Tages, also eine Übersicht über die Verteilung der Termine über den Tag, aus der auch die für diesen Wochentag eingestellten Arbeitszeiten (etwa 8:00 Uhr bis 17:00 Uhr) ersichtlich sind. Hilfreich wäre hier, wenn man bestimmte Kalender ausschließen könnte bzw. nur solche Termine mit einbezogen würden, in denen ich als „beschäftigt“ markiert bin – die Schichten meiner Frau möchte ich zwar im Kalender sehen, aber sie haben auf die Belegung meines Tages keinen Einfluss.
In der Titelzeile des Tages findet sich außerdem die Gesamtzahl der Termine an diesem Tag. Das ist vor allem dann hilfreich, wenn an einem Tag mehr Termine eingetragen sind als in das Tagesfeld passen – so weiß man immer auf den ersten Blick, dass man noch weiter runterscrollen muss, um alle Termine sehen zu können.
Leider ist das in der derzeitigen Darstellung sehr schnell der Fall. Im Hochformat passen etwa nur ca. vier Termine auf einen Arbeitstag und zwei auf einen Wochenendtag. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Terminfelder (oft auch wegen der eigeblendeten Icons für Alarm und/oder Wiederholungen) viel zu dick gestaltet sind – selbst ohne Verkleinerung der Schriften könnte bei geschickterer Platzierung mindestens ein weiterer Termin pro Tag untergebracht werden. Die Schriftgröße selbst kann auch noch nicht eingestellt werden; das soll aber schon in der nächsten Betaversion nachgereicht werden (sofern mit „font changes“ nicht nur eine Änderung des Schrifttyps, sondern auch der Schriftgröße gemeint ist).
Jorte zeigt, wieviel Platz der Schirm in einer Wochenansicht bieten kann – da passen sogar am Wochenende vier Termine auf jeden Tag, wenn die kleine Schriftgröße gewählt wurde.
Eine Anzeige der Wochennummer in PIs Wochenansicht fände ich hilfreich, die gibt es derzeit nur in der Monatsansicht. Außerdem wäre die Option schön, auch die Endzeiten der Termine einblenden zu können – allerdings nur in Verbindung mit kleinerer Schrift, weil sonst die einzelnen Termine zu viel Platz wegnehmen.
Insgesamt ist die klassische Wochenansicht aber gut und sinnvoll gestaltet. Einzig wirklich störend ist, dass so wenige Termine auf einen Tag passen, aber ich hoffe, dass WebIS da bald nachbessern wird.

Als weiteren Exkurs möchte ich noch den Dialog zur Erstellung eines Termins schildern, denn hier spielt Pocket Informant seine wahren Stärken gegenüber allen anderen Android-Kalendern aus. Dieser Dialog ist neben der Darstellung das Allerwichtigste, denn er wird oft genutzt und sollte die Möglichkeit bieten, vor allem schnell und ohne große Hindernisse einen Termin zu erstellen.
Besonders schlimm ist hier in vielen anderen Kalenderanwendungen der Standard-Date-Picker von Android: Man hat die Wahl, sich mit gefühlten Tausenden von Bildschirmberührungen bis zum gewünschten Tag vorzuarbeiten oder via Tastatur erst den Inhalt jedes Felds zu löschen, um dann den gewünschten Wert einzugeben. Schnell ist wahrlich was anderes.
Pocket Informant dagegen zeigt zur Auswahl eines Datums ganze Monate an, in denen die Auswahl eines Tages nur einen Klick bedeutet. Der Monat und das Jahr können in Pull-Down-Menüs gewählt werden und sind auf diese Weise ebenfalls schnell erreichbar. Wünschenswert wäre noch die Alternative, ein Datum über eine Zahlentastatur etwa als 0911 eingeben zu können, aber solche Spezialitäten gab es wohl nur bei DateBk auf dem Palm (und ja, ich warte immer noch sehnsüchtig auf Pimlical für Android!).
Die Zeitauswahl erfolgt ebenfalls schnell über eine von PI selbst eingeblendete Zahlentastatur, ähnlich wie es bei Jorte gelöst ist. Vielleicht nicht das eleganteste und schnellste, wenn man etwa an den Time Picker denkt, den DateBk5 auf dem Palm damals bot, aber es erfüllt seinen Zweck und ist ausreichend schnell.
Dann geht es weiter mit den Terminwiederholungen. Und hier frohlockt meine Kalender-Geek-Seele. ;-) Endlich eine Android-Anwendung, die das Setzen auch äußerst komplexer Wiederholungen erlaubt! Ein Termin, der alle drei Wochen jeweils am Dienstag, Donnerstag und Freitag stattfindet, aber nur bis Ende Februar 2011? Kein Problem! Hier werden die vollen Möglichkeiten des Google-Kalenders ausgeschöpft.
Zudem kann der Termin auf Privat gesetzt, mehrere Alarme definiert und natürlich Ort und Notizen angelegt werden.
Ein Alleinstellungsmerkmal sind die (von mir nicht genutzten) Möglichkeiten, für jeden Termin eine eigene Farbe sowie eine Kategorie festzulegen. Nach diesen Kategorien kann in den Ansichten natürlich auch gefiltert werden.
Genialerweise kann der Dialog zum Editieren zudem konfiguriert werden: Wenig genutzte Optionen (wie in meinem Fall etwa Farbe und Kategorie, für andere Leute vielleicht Wiederholungen, Kalenderauswahl oder Notiz) können ausgeblendet werden. Braucht man sie für einen bestimmten Termin dann doch, kann man sie natürlich schnell wieder einblenden. Jorte etwa zeigt zwar zunächst auch nur einen Teil der Optionen an, für meinen Geschmack aber viel zu wenige, so dass ich fast jedesmal auf „Details anzeigen“ tippen muss, um alles ausfüllen zu können, was ich brauche – dort sind die Default-Optionen leider nicht konfigurierbar.

Ein Widget für den Homescreen bringt Pocket Informant bislang nicht mit, aber mir persönlich fehlt das auch nicht sonderlich. Da PI auf die gleichen Kalenderdaten zugreift wie alle anderen Kalenderanwendungen auch (außer man benutzt den „internen“ Kalender, was ich aber nicht tue), kann ich zu diesem Zweck jegliches andere Widget meiner Wahl benutzen – aktuell Android Agenda Widget, das meinem Bedürfnis nach massiven Konfigurationsmöglichkeiten sehr entgegenkommt. In zukünftigen Versionen soll es ein Widget geben, allerdings wohl noch nicht in der 1.0.

Natürlich gäbe es noch viele weitere Punkte zu besprechen, aber ich denke, dass die beispielhaft herausgegriffenen schon einen Eindruck davon verschaffen, was eine Kalenderapplikation leisten kann und was bei allen bisherigen Vertretern ihrer Zunft so schrecklich gefehlt hat. Speziell die Verwaltung von Aufgaben samt Sync mit Toodledo könnte für manchen Anwender sicher noch interessant sein, da ich sie selbst aber nicht nutze, kann ich dazu wenig beitragen.
Als Fazit kann man sagen, dass Pocket Informant für Android auf jeden Fall einen großen Schritt in die richtige Richtung geht.
Lediglich Tempo, mehr Optionen für Termin-Templates und platzsparendere Darstellung in der Wochenansicht wären für mich Punkte, die unbedingt bearbeitet gehören. Sie würden mich aktuell noch hadern lassen, ob die Vollversion einen Kauf wert ist oder nicht, zumal ich vorher gerne Pimlical getestet hätte, in das ich große Hoffnungen setze.
Da von Pimlical aber seit Ewigkeiten nichts Neues zu hören ist, mag Pocket Informant für eine Weile die einzige ernstzunehmende Kalenderanwendung für Android bleiben. Und auch wenn es nicht perfekt ist (als Beta natürlich schon gar nicht), es ist doch aktuell definitiv die beste und professionellste Kalenderanwendung, die für Android erhältlich ist.
Update: Pimlical für Android ist da!

2 Kommentare:

  1. Hallo!

    Bezüglich Schichten und Bereitschaften aus Vorlagen eintragen in den Kalender nutze ich das sehr nette "Quickaddroid", das zwar nicht hübsch aber sehr mächtig ist :) !

    HTH!

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  2. Ui, Quick Addroid klingt tatsächlich klasse! Werde ich mir auf jeden Fall genauer ansehen, danke für den Tipp!

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