Donnerstag, 11. November 2010

Test: BeejiveIM für Android

Jetzt hab ichs doch glatt verpasst! Im August hatte ich noch über die Closed Beta berichtet, aber als BeejiveIM dann schließlich erschien (wohl Anfang Oktober), habe ich das gar nicht mitbekommen.
Anyway: Es ist da, und es ist wundervoll!
Der wohl nicht so ganz offizielle Link zu einer Beta-Version, der irgendwann zwischendurch durch deutsche Android-Blogs geisterte, zeigte noch auf eine wenig überzeugende Version, deren Benutzung ich bald wieder aufgab.
Die Vollversion jetzt ist da von ganz anderem Kaliber. Kurzzusammenfassung der Features:
  • Unterstützung von Jabber, Google Talk, ICQ (noch?), Facebook Chat, AIM/iChat/MobileMe, MySpace und MSN.
  • Kommunikation läuft über Beejive-Server. Die bleiben in den Netzwerken bis zu 7 Tage online, ohne dass das Handy direkt verbunden sein muss. (Push von neuen Nachrichten via C2DM ab Android 2.2 Froyo, dadurch kaum Akkuverbrauch!)
  • Sicherheit: Passwörter werden nur auf dem Telefon, nicht auf den Beejive-Servern gespeichert. Alle Kommunikation vom Handy zum Server ist verschlüsselt, vom Server zum Netzwerk kann ebenfalls verschlüsselt werden, soweit das Netzwerk das unterstützt (z.B. SSL bei Jabber).
  • Schöne Optik, durchdachte Bedienung.
  • Auto-Away beim schließen der App möglich.
Zum Thema ICQ: Bei Smartdroid war kürzlich zu lesen, BeejiveIM unterstütze kein ICQ mehr. Das stimmt so nicht – zumindest noch nicht. Tatsächlich gibt es Gerüchte, ICQ wolle von jedem Drittanbieter kassieren, und der Fall Nimbuzz zeigt, dass es auch Android-Usern an den Kragen gehen könnte. Im Falle von BeejiveIM wurde ICQ allerdings zumindest bislang nur aus der neuesten iPhone-Version entfernt. Die Android-Version unterstützt ICQ momentan noch ganz offiziell.
Und, anders als bei Smartdroids Quelle Blueblogger behauptet, selbst auf dem iPhone muss man sich nicht vor Updates hüten: Beejive schreibt im eigenen Support-Forum, dass auch unter iOS vor dem Update angelegte ICQ-Accounts weiterhin funktionieren, nur neue Accounts kann man nicht mehr hinzufügen. Dort ist auch zu lesen, ICQ verlange neuerdings einen formellen Vertrag für Apple-Geräte. Von Android ist nicht die Rede.
Natürlich muss das noch nichts heißen – dass ICQ nur Apple-Drittanbieter zur Kasse bitten will, ist unwahrscheinlich, zumindest zu einem späteren Zeitpunkt wird es den Android-Programmierern vmtl. ähnlich ergehen.
Trotzdem: Noch ist ICQ mit BeejiveIM kein Problem (selbst getestet).

Aber zurück zu BeejiveIM selbst: Wer mit dem Telefon (!) auf http://www.beejive.com/android/ geht, findet dort auch eine 30-Tage-Testversion vor (nicht selbst ausprobiert, ich verlasse mich auf die offizielle Aussage hier).
Noch gibt es einige kleinere Ecken und Kanten. Manche User scheinen mit der Einrichtung des Facebook-Chats Schwierigkeiten zu haben (bei mir klappte das allerdings auf Anhieb), und es gibt kleinere Seltsamkeiten im UI (etwa die Überschrift „Neuer Account“, wenn man einen bestehenden editiert oder komisches Verhalten, wenn man mehrfach den Zurück-Knopf benutzt).
Richtig störend ist für mich allerdings nur, dass bei Benachrichtigungen wegen neuer Nachrichten die LED nicht zu blinken anfängt. Das ist ziemlich blöd, weil man so neue Nachrichten nicht mitbekommt, wenn man nur via Blick auf die LED nachsieht, ob es etwas neues gibt. Aber das wird hoffentlich bald gefixt werden. Wurde mittlerweile behoben.
Insgesamt kann ich jetzt eine klare Empfehlung für BeejiveIM aussprechen: Meiner Ansicht nach mit Abstand der beste IM-Client für Android; und zumindest unter Froyo auch der, der am wenigsten Akku braucht. Die $9,99 ist das Programm auf jeden Fall wert!

Update: Ein meiner Meinung nach recht dickes Problem gibt es noch: Sobald man für längere Zeit (= mehrere Stunden, z. B. über Nacht) in den Flugmodus geht, verliert BeejiveIM die Verbindung. Ich bin nicht sicher, ob die Server sich aus den IM-Netzwerken ausloggen; der Client jedenfalls glaubt, dass man momenten überall abgemeldet ist, und man muss seinen Status neu setzen.
Automatisch sieben Tage online bleiben mit BeejiveIM? Nur, wenn man nicht nachts den Flugmodus benutzt. Offenbar braucht der Client eben doch zumindest alle paar Stunden eine Verbindung zum Server, sonst wars das.
Nicht sehr überzeugend, zumal das in der iPhone-Version nie ein Problem war.
Leider hält es auch der Beejive-Support nicht für nötig, mir auf entsprechende Anfragen eine Antwort zu geben. Zunächst ging man offenbar davon aus, dass das nur passiere, wenn die App noch nicht Sleep-Modus ist (erst 5 Minuten nach dem „Schließen“ der App kappt sie die aktive Verbindung zum Server) und gab mir den Tipp, doch erst 5 Minuten nach der letzten Benutzung von BeejiveIM zu warten, bevor ich den Flugmodus aktivere – was auch schon ein ziemlich blödsinniger Vorschlag ist; ich erwarte ja, dass die Anwendung unter allen Umständen so funktioniert, wie sie soll.
Diese Antwort vom Support kam sehr schnell. Als ich dann jedoch zurückschrieb, dass es auch außerhalb der 5 Minuten nicht funktioniert und entsprechende Logs einschickte, wurde es still. Auch eine weitere Nachfrage führte nicht zu einer Antwort.
Insofern muss ich meine Empfehlung ein wenig revidieren: Im Zusammenhang mit dem Flugmodus ist die erwartete Funktionalität derzeit nur teilweise gegeben. Und der Support scheint Antworten nur dann für nötig zu halten, wenn sie positiv sind.

Update 2: Es hat mich einfach genervt. Jeden morgen wieder neu connecten, manchmal schon am Abend keine Verbindung mehr und somit auch keine Benachrichtigung, wenn neue Nachrichten eintreffen.
Da das noch immer nicht gefixt wurde, habe ich BeejiveIM mittlerweile den Rücken gekehrt. Fazit: Kein Vergleich zur iPhone-Version. Optisch zwar hübsch, aber einfach zu unzuverlässig. Meine Empfehlung für das Programm nehme ich zurück.
Ich habe jetzt zu Trillian gewechselt. Dort ist auch noch nicht alles perfekt, so wird etwa bei älteren Jabber-Servern die Avatar-Übertragung noch nicht unterstützt, wie man C2DM („Google Push“) einschaltet, ist alles andere als intuitiv etc., aber es läuft, und es scheint scheint bislang stabil zu sein.
Sollte ich irgendwann mal wieder etwas mehr Zeit haben, werde ich auch dazu einen Testbericht veröffentlichen.

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