Kürzlich ist mir etwas passiert, was mir einen kleinen Schauer über den Rücken schickte:
Wie es ja immer mal wieder passiert, hatte mich jemand zu Facebook eingeladen. Da ich keine Lust auf solche Communities habe, habe ich mich wieder einmal nicht angemeldet.
Das unheimliche war aber: Obwohl ich kein Facebook-Mitglied bin und noch nie war, zeigte mir Facebook in der Einladungsmail unter „Diese Facebook-Mitglieder könnten Sie kennen“ einen engen Freund und einen Bekannten an.
Die Mail ging an meine geschäftliche E-Mail-Adresse („Einlader“ war ein australischer Kollege in der Firma).
Ich kann nur vermuten, dass mindestens diese beiden, die meine geschäftliche E-Mail-Adresse kennen, vermutlich aber noch diverse weitere Freunde, das Facebook-Feature benutzt haben, bei dem man Facebook den Zugriff auf eigene Online-Adressbücher geben kann, um nachzusehen, ob die dort eingetragenen Personen ebenfalls Facebook-Mitglieder sind.
Facebook nutzt das ganz offensichtlich nicht nur für diese einmalige Abfrage, sondern speichert die Daten für eigene Zwecke auf den Servern ab. Flugs ist aus dem eigentlich privaten Adressbuch bei einem Online-E-Mail-Dienst ein Bestandteil des Datenmolochs Facebook geworden, über den dieser frei verfügt.
Ich habe in Facebooks Privacy Policy nichts gefunden, was die Weitergabe dieser Informationen an beliebige Dritte ausschließen würde. In der Aussage, wofür diese Daten benutzt werden, sind zwar „lediglich“ die Freunde-Vorschläge gelistet, die Facebook dem Nutzer und anderen macht, aber ob das bedeutet, dass anderes definitiv nicht damit geschieht, bezweifle ich zumindest.
Das bedeutet also: Facebook bedient sich meiner Daten, obwohl ich dort nicht einmal Mitglied bin und keinerlei Einwilligung dazu erteilt habe. Als Nicht-Facebook-Mitglied kann man zwar auf dieser Seite eine Löschung der eigenen E-Mail-Adresse aus der Datenbank beantragen, letztlich bleibt sie aber doch gespeichert – mit der Information, dass man nichts mit Facebook zu tun haben will.
Wesentlich lieber wäre mir hier die Möglichkeit, mich komplett aus den Datenbanken entfernen zu können und das notfalls wieder zu tun, wenn irgendwer eine meiner E-Mail-Adressen an Facebook verfüttert.
Und was ist mit Google? Ich muss mich hier wohl auch an die eigene Nase fassen, schließlich wird mein Adressbuch auch mit Google synchronisiert.
Ich bilde mir ein, irgendwo gelesen zu haben, dass Google „derzeit“ nicht vorhat, ähnliche Vernetzungsprofile auf Basis der Adressbücher zu erstellen. Selbst wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist eine solche Datenverwendung für die Zukunft aber mit voller Absicht nicht ausgeschlossen.
Google bietet zwar mittlerweile die Möglichkeit, sich alle Daten anzuzeigen, die Google über einen gespeichert hat – das sind aber nur die, die man selbst eingegeben hat. Beliebige abgeleitete Informationen sind in dieser Ansicht nicht zu sehen.
Bin ich deshalb gewillt, auf Google Mail, den Kalender, Blogger, Google Docs und so weiter zu verzichten? Nicht wirklich, jedenfalls noch nicht. Und genau das ist das Problem.
Genau so denken sicher die Facebook-Nutzer, denen ich gerne das Hochladen meiner E-Mail-Adresse zu Facebook verbieten würde.
Es ist einfach zu praktisch. Es ist zu gut. Zu unverzichtbar.
Gibt es irgendwo einen Online-Service, der vielleicht Geld kostet, aber datenschutztechnisch vertrauenswürdiger ist als Google? Wo ich Kalender, Mails und Adressbuch online halten und jederzeit mit meinem Mac und möglichst mit beliebigen Mobiltelefonnen synchronisieren kann? Vielleicht auch Open Source, um es auf meiner Domain zu installieren?
Ich möchte eigentlich den Komfort von Google Mail nicht missen, besonders die Labels haben es mir angetan. Nach und nach denke ich aber so langsam doch darüber nach, ob es mir nicht zu gruselig ist …
Dienstag, 15. Dezember 2009
Freitag, 11. Dezember 2009
DRM funktioniert nicht – auch nicht in eBooks
Wieder ein guter Beitrag von Ronald Schild im Libreka-Blog. Ich hoffe, hoffe, hoffe, dass seine wirklich guten und richtigen Analysen zum Thema DRM in eBooks bei den Verlagen endlich Gehör finden.
Denn, so sehr es sich die Verlage anders wünschen mögen, es bleibt dabei:
Selbstverständlich ist auch das nicht unknackbar. Selbstverständlich wird es Software geben, um diesen Schutz aus den Büchern zu entfernen. Das gilt für „hartes“ DRM aber auch.
Noch besteht Hoffnung, dass in deutschen Verlagshäusern ein Umdenken einsetzt. Ich bin sehr froh, dass es in deutschen Buchhandelskreisen mit Ronald Schild eine prominente Stimme gibt, die den Verlagen die Wahrheit sagt.
Niemand wird sagen können, er habe von nichts gewusst.
Denn, so sehr es sich die Verlage anders wünschen mögen, es bleibt dabei:
- DRM funktioniert nicht. Es wird immer knackbar sein und genkackt werden. Mir ist keine Ausnahme (bei Massenprodukten) bekannt.
- „Hartes“ DRM mit seinen Nutzungseinschränkungen stellt den ehrlichen Kunden schlechter als den Raubkopierer.
- Es macht nicht wenige potentielle Kunden erst zu Raubkopierern.
- Der Schaden überwiegt den Nutzen bei weitem.
- Immer und immer wieder: Schaut auf die Musikindustrie! Schaut darauf, wieviel Geld und Reputation dort durch „hartes“ DRM verlorenging! DRM sichert nicht Gewinne sondern generiert Verluste.
Selbstverständlich ist auch das nicht unknackbar. Selbstverständlich wird es Software geben, um diesen Schutz aus den Büchern zu entfernen. Das gilt für „hartes“ DRM aber auch.
Noch besteht Hoffnung, dass in deutschen Verlagshäusern ein Umdenken einsetzt. Ich bin sehr froh, dass es in deutschen Buchhandelskreisen mit Ronald Schild eine prominente Stimme gibt, die den Verlagen die Wahrheit sagt.
Niemand wird sagen können, er habe von nichts gewusst.
Wieder ein guter Beitrag von Ronald Schild im Libreka-Blog. Ich hoffe, hoffe, hoffe, dass seine wirklich guten und richtigen Analysen zum Thema DRM in eBooks bei den Verlagen endlich Gehör finden.
Denn, so sehr es sich die Verlage anders wünschen mögen, es bleibt dabei:
Selbstverständlich ist auch das nicht unknackbar. Selbstverständlich wird es Software geben, um diesen Schutz aus den Büchern zu entfernen. Das gilt für „hartes“ DRM aber auch.
Noch besteht Hoffnung, dass in deutschen Verlagshäusern ein Umdenken einsetzt. Ich bin sehr froh, dass es in deutschen Buchhandelskreisen mit Ronald Schild eine prominente Stimme gibt, die den Verlagen die Wahrheit sagt.
Niemand wird sagen können, er habe von nichts gewusst.
Denn, so sehr es sich die Verlage anders wünschen mögen, es bleibt dabei:
- DRM funktioniert nicht. Es wird immer knackbar sein und genkackt werden. Mir ist keine Ausnahme (bei Massenprodukten) bekannt.
- „Hartes“ DRM mit seinen Nutzungseinschränkungen stellt den ehrlichen Kunden schlechter als den Raubkopierer.
- Es macht nicht wenige potentielle Kunden erst zu Raubkopierern.
- Der Schaden überwiegt den Nutzen bei weitem.
- Immer und immer wieder: Schaut auf die Musikindustrie! Schaut darauf, wieviel Geld und Reputation dort durch „hartes“ DRM verlorenging! DRM sichert nicht Gewinne sondern generiert Verluste.
Selbstverständlich ist auch das nicht unknackbar. Selbstverständlich wird es Software geben, um diesen Schutz aus den Büchern zu entfernen. Das gilt für „hartes“ DRM aber auch.
Noch besteht Hoffnung, dass in deutschen Verlagshäusern ein Umdenken einsetzt. Ich bin sehr froh, dass es in deutschen Buchhandelskreisen mit Ronald Schild eine prominente Stimme gibt, die den Verlagen die Wahrheit sagt.
Niemand wird sagen können, er habe von nichts gewusst.
DRM funktioniert nicht – auch nicht in eBooks
Adobe will „weicheres“ ePub-DRM ermöglichen
In Zukunft soll der Adobe Content Server auch eine Art einfachen Passwortschutz über die Adobe ID ermöglichen (als Alternative zum bislang verwendeten DRM-Verfahren). Im Gegensatz zu bisher wäre es damit möglich, DRM-geschützte ePub-Bücher auf beliebig vielen Endgeräten zu nutzen; der mehrfache Wechsel auf neuere Geräte etwa wäre kein Problem mehr.
Bleibt abzuwarte, ob die Verlage diese Chance nutzen werden.
Bleibt abzuwarte, ob die Verlage diese Chance nutzen werden.
via lesen.net
In Zukunft soll der Adobe Content Server auch eine Art einfachen Passwortschutz über die Adobe ID ermöglichen (als Alternative zum bislang verwendeten DRM-Verfahren). Im Gegensatz zu bisher wäre es damit möglich, DRM-geschützte ePub-Bücher auf beliebig vielen Endgeräten zu nutzen; der mehrfache Wechsel auf neuere Geräte etwa wäre kein Problem mehr.
Bleibt abzuwarte, ob die Verlage diese Chance nutzen werden.
Bleibt abzuwarte, ob die Verlage diese Chance nutzen werden.
via lesen.net
Adobe will „weicheres“ ePub-DRM ermöglichen
Apple-Tablet mit eInk-Display?
lesen.net berichtet von einer Ankündigung des Display-Herstellers Pixel Qi. Dort ist folgender interessante Satz zu lesen:
Damit kann man also augenfreundlich, scharf und gut lesbar Buchseiten (oder sonstiges Lesenswertes) darstellen, fast so angenehm für die Augen wie eine normale Buchseite. Nur in schwarz/weiß (bzw. Graustufen), aber dafür auch extrem stromsparend, weil nur dann Strom verbraucht wird, wenn sich der Displayinhalt ändert.
Zusätzlich können diese Displays über ihren LCD-Teil Farbiges und Bewegtes wie jedes übliche Computer-/Handy-Display darstellen.
Wenn sich Apple wirklich die Pixel-Qi-Displays gesichert haben sollte, wäre das ein echter Paukenschlag. Und das Apple Tablet würde noch viel mehr zu einem Gadget, das für mich fast zum Muss-Kauf würde, da wir ohnehin fürs Wohnzimmer noch etwas kleines, Surftaugliches brauchen.
Wenn man damit in eReader-Qualität auch noch Bücher lesen könnte, wäre das einfach nur perfekt.
Natürlich ist noch völlig unklar, ob Pixel Qis Partner tatsächlich Apple ist. Zumal weiter unten steht:
Apple war noch nie auf der CES. Allerdings gab es Ende Juli Gerüchte, Apple wolle 2010 zur CES kommen.
In der Apple-Commuinty wurde das, wie im verlinkten Beitrag, für sehr unwahrscheinlich gehalten; vom WSJ, der Quelle des Gerüchts, schließlich sogar dementiert. So ein Tablet könnte aber ein Grund zum Messe-Auftritt sein, zumal mit einem eInk-Display völlig neue Kundenkreise angesprochen würden.
Ein eInk-Display war in letzter Zeit nicht Teil der aktuellen Gerüchte um das Apple Tablet. Es würde allerdings extrem gut zu den Gerüchten passen, dass Apple eine Plattform für Verlage ähnlich dem iTunes Store aufbauen möchte. Diesbezüglich hat Apple offenbar kürzlich verschiedene Verlage kontaktiert.
Insofern: Nichts genaues weiß man nicht, zumal noch nicht einmal ein „gewöhnlich gut Informierter“ etwas in dieser Richtung von sich gegeben hat. Es würde aber sehr gut zu den aktuellen Gerüchten passen – und es wäre mehr als nur „das gewisse Etwas“, um sich von der Konkurrenz abzusetzen.
We can now announce that the first units are going into specialized tablet devices with multi-touch.Tablet mit Multi-Touch? Das klingt tatsächlich sehr nach Apples iTablet oder MacTablet oder wie auch immer es heißen wird – zumal die ersten Displays offenbar in besonders dünner Ausführung ausgeliefert werden. (Denkt da noch jemand außer mir an das MacBook Air?) Und das wäre natürlich auch der totale Hammer: Was Pixel Qi da im ersten Quartal 2010 erstmals ausliefern will, sind Displays mit einer Mischung eInk- und LCD-Display.
Damit kann man also augenfreundlich, scharf und gut lesbar Buchseiten (oder sonstiges Lesenswertes) darstellen, fast so angenehm für die Augen wie eine normale Buchseite. Nur in schwarz/weiß (bzw. Graustufen), aber dafür auch extrem stromsparend, weil nur dann Strom verbraucht wird, wenn sich der Displayinhalt ändert.
Zusätzlich können diese Displays über ihren LCD-Teil Farbiges und Bewegtes wie jedes übliche Computer-/Handy-Display darstellen.
Wenn sich Apple wirklich die Pixel-Qi-Displays gesichert haben sollte, wäre das ein echter Paukenschlag. Und das Apple Tablet würde noch viel mehr zu einem Gadget, das für mich fast zum Muss-Kauf würde, da wir ohnehin fürs Wohnzimmer noch etwas kleines, Surftaugliches brauchen.
Wenn man damit in eReader-Qualität auch noch Bücher lesen könnte, wäre das einfach nur perfekt.
Natürlich ist noch völlig unklar, ob Pixel Qis Partner tatsächlich Apple ist. Zumal weiter unten steht:
Pixel Qi will be at CES in Las Vegas in early January supporting our customers. We can’t yet announce with whom we will be showing but hope to shortly.(Customers sind hier natürlich nicht die Endkunden, sondern die Firma, die die Displays verbauen will.)
Apple war noch nie auf der CES. Allerdings gab es Ende Juli Gerüchte, Apple wolle 2010 zur CES kommen.
In der Apple-Commuinty wurde das, wie im verlinkten Beitrag, für sehr unwahrscheinlich gehalten; vom WSJ, der Quelle des Gerüchts, schließlich sogar dementiert. So ein Tablet könnte aber ein Grund zum Messe-Auftritt sein, zumal mit einem eInk-Display völlig neue Kundenkreise angesprochen würden.
Ein eInk-Display war in letzter Zeit nicht Teil der aktuellen Gerüchte um das Apple Tablet. Es würde allerdings extrem gut zu den Gerüchten passen, dass Apple eine Plattform für Verlage ähnlich dem iTunes Store aufbauen möchte. Diesbezüglich hat Apple offenbar kürzlich verschiedene Verlage kontaktiert.
Insofern: Nichts genaues weiß man nicht, zumal noch nicht einmal ein „gewöhnlich gut Informierter“ etwas in dieser Richtung von sich gegeben hat. Es würde aber sehr gut zu den aktuellen Gerüchten passen – und es wäre mehr als nur „das gewisse Etwas“, um sich von der Konkurrenz abzusetzen.
lesen.net berichtet von einer Ankündigung des Display-Herstellers Pixel Qi. Dort ist folgender interessante Satz zu lesen:
Damit kann man also augenfreundlich, scharf und gut lesbar Buchseiten (oder sonstiges Lesenswertes) darstellen, fast so angenehm für die Augen wie eine normale Buchseite. Nur in schwarz/weiß (bzw. Graustufen), aber dafür auch extrem stromsparend, weil nur dann Strom verbraucht wird, wenn sich der Displayinhalt ändert.
Zusätzlich können diese Displays über ihren LCD-Teil Farbiges und Bewegtes wie jedes übliche Computer-/Handy-Display darstellen.
Wenn sich Apple wirklich die Pixel-Qi-Displays gesichert haben sollte, wäre das ein echter Paukenschlag. Und das Apple Tablet würde noch viel mehr zu einem Gadget, das für mich fast zum Muss-Kauf würde, da wir ohnehin fürs Wohnzimmer noch etwas kleines, Surftaugliches brauchen.
Wenn man damit in eReader-Qualität auch noch Bücher lesen könnte, wäre das einfach nur perfekt.
Natürlich ist noch völlig unklar, ob Pixel Qis Partner tatsächlich Apple ist. Zumal weiter unten steht:
Apple war noch nie auf der CES. Allerdings gab es Ende Juli Gerüchte, Apple wolle 2010 zur CES kommen.
In der Apple-Commuinty wurde das, wie im verlinkten Beitrag, für sehr unwahrscheinlich gehalten; vom WSJ, der Quelle des Gerüchts, schließlich sogar dementiert. So ein Tablet könnte aber ein Grund zum Messe-Auftritt sein, zumal mit einem eInk-Display völlig neue Kundenkreise angesprochen würden.
Ein eInk-Display war in letzter Zeit nicht Teil der aktuellen Gerüchte um das Apple Tablet. Es würde allerdings extrem gut zu den Gerüchten passen, dass Apple eine Plattform für Verlage ähnlich dem iTunes Store aufbauen möchte. Diesbezüglich hat Apple offenbar kürzlich verschiedene Verlage kontaktiert.
Insofern: Nichts genaues weiß man nicht, zumal noch nicht einmal ein „gewöhnlich gut Informierter“ etwas in dieser Richtung von sich gegeben hat. Es würde aber sehr gut zu den aktuellen Gerüchten passen – und es wäre mehr als nur „das gewisse Etwas“, um sich von der Konkurrenz abzusetzen.
We can now announce that the first units are going into specialized tablet devices with multi-touch.Tablet mit Multi-Touch? Das klingt tatsächlich sehr nach Apples iTablet oder MacTablet oder wie auch immer es heißen wird – zumal die ersten Displays offenbar in besonders dünner Ausführung ausgeliefert werden. (Denkt da noch jemand außer mir an das MacBook Air?) Und das wäre natürlich auch der totale Hammer: Was Pixel Qi da im ersten Quartal 2010 erstmals ausliefern will, sind Displays mit einer Mischung eInk- und LCD-Display.
Damit kann man also augenfreundlich, scharf und gut lesbar Buchseiten (oder sonstiges Lesenswertes) darstellen, fast so angenehm für die Augen wie eine normale Buchseite. Nur in schwarz/weiß (bzw. Graustufen), aber dafür auch extrem stromsparend, weil nur dann Strom verbraucht wird, wenn sich der Displayinhalt ändert.
Zusätzlich können diese Displays über ihren LCD-Teil Farbiges und Bewegtes wie jedes übliche Computer-/Handy-Display darstellen.
Wenn sich Apple wirklich die Pixel-Qi-Displays gesichert haben sollte, wäre das ein echter Paukenschlag. Und das Apple Tablet würde noch viel mehr zu einem Gadget, das für mich fast zum Muss-Kauf würde, da wir ohnehin fürs Wohnzimmer noch etwas kleines, Surftaugliches brauchen.
Wenn man damit in eReader-Qualität auch noch Bücher lesen könnte, wäre das einfach nur perfekt.
Natürlich ist noch völlig unklar, ob Pixel Qis Partner tatsächlich Apple ist. Zumal weiter unten steht:
Pixel Qi will be at CES in Las Vegas in early January supporting our customers. We can’t yet announce with whom we will be showing but hope to shortly.(Customers sind hier natürlich nicht die Endkunden, sondern die Firma, die die Displays verbauen will.)
Apple war noch nie auf der CES. Allerdings gab es Ende Juli Gerüchte, Apple wolle 2010 zur CES kommen.
In der Apple-Commuinty wurde das, wie im verlinkten Beitrag, für sehr unwahrscheinlich gehalten; vom WSJ, der Quelle des Gerüchts, schließlich sogar dementiert. So ein Tablet könnte aber ein Grund zum Messe-Auftritt sein, zumal mit einem eInk-Display völlig neue Kundenkreise angesprochen würden.
Ein eInk-Display war in letzter Zeit nicht Teil der aktuellen Gerüchte um das Apple Tablet. Es würde allerdings extrem gut zu den Gerüchten passen, dass Apple eine Plattform für Verlage ähnlich dem iTunes Store aufbauen möchte. Diesbezüglich hat Apple offenbar kürzlich verschiedene Verlage kontaktiert.
Insofern: Nichts genaues weiß man nicht, zumal noch nicht einmal ein „gewöhnlich gut Informierter“ etwas in dieser Richtung von sich gegeben hat. Es würde aber sehr gut zu den aktuellen Gerüchten passen – und es wäre mehr als nur „das gewisse Etwas“, um sich von der Konkurrenz abzusetzen.
Apple-Tablet mit eInk-Display?
Mittwoch, 9. Dezember 2009
Negatives zum N900
Heute bin ich auf einen kurzen Online-Artikel der FAZ gestoßen, den ich durchaus erhellend finde: Die erste Rezension eines Nutzers, dem das N900 nicht gefällt.
Und tatsächlich sind da Punkte gelistet, die ziemlich indiskutabel sind:
Jedenfalls: Es wird immer klarer, dass vor einer Kaufentscheidung ein ausführlicher Test im Laden unverzichtbar sein wird.
Zum Glück wird wohl noch etwas Zeit vergehen, bis das Gerät für mich überhaupt theoretisch kaufbar wird: Ohne iSync-Plugin geht gar nichts.
Und tatsächlich sind da Punkte gelistet, die ziemlich indiskutabel sind:
- Tippen ist nicht möglich, wenn das Gerät auf dem Tisch liegt, weil die „Objektiv-Beule“ dazu führt, dass das N900 nur herumwackelt. Falls ein N900-Besitzer das liest: Geht das, wenn der kleine Ständer ausgeklappt ist? Wenn nicht würde mir das durchaus missfallen, auch wenn es nicht gerade ein Deal Breaker ist.
Keine HTML-Mails. Hallo? Das ist nun wirklich lächerlich. Das hat ein Smartphone zu beherrschen, und noch mehr wenn es als „Mini-Computer“ beworben wird, wie das N900. Unglaublich. Das ist ein Deal Breaker, solange es keine 3rd-Party-Software gibt, die diese Lücke schließt.Update: Fehlinformation.- Keine automatische Erkennung von Telefonnummern in Mails (und Webseiten, vermutlich?). Nicht arg schlimm, aber trotzdem fehlender Komfort, der heutzutage da sein sollte.
- Keine Kennzeichnung in der Anrufliste, von welchem der einem Kontakt zugeordneten Nummern angerufen wurde. Hier bin ich mir nicht sicher, ob man da nicht noch eine Ebene tiefer in die die Anrufinformationen schauen kann, wie etwa beim iPhone – FAZ-Redakteure sind sicher keine Smartphone-Experten. Trotzdem – auch auf oberster Ebene sollte diese Information sofort erkenntlich sein, und es bedarf ja auch nur eines kleinen Wortes zusätzlich. Ich bilde mir allerdings ein, mal irgendwo gelesen zu haben, dass die Anrufliste und/oder die Kontaktliste zum telefonieren nur im Hochformat so richtig taugt, also wer weiß. Auch hier würde mich ein Kommentar eines Besitzers freuen.
Jedenfalls: Es wird immer klarer, dass vor einer Kaufentscheidung ein ausführlicher Test im Laden unverzichtbar sein wird.
Zum Glück wird wohl noch etwas Zeit vergehen, bis das Gerät für mich überhaupt theoretisch kaufbar wird: Ohne iSync-Plugin geht gar nichts.
Heute bin ich auf einen kurzen Online-Artikel der FAZ gestoßen, den ich durchaus erhellend finde: Die erste Rezension eines Nutzers, dem das N900 nicht gefällt.
Und tatsächlich sind da Punkte gelistet, die ziemlich indiskutabel sind:
Jedenfalls: Es wird immer klarer, dass vor einer Kaufentscheidung ein ausführlicher Test im Laden unverzichtbar sein wird.
Zum Glück wird wohl noch etwas Zeit vergehen, bis das Gerät für mich überhaupt theoretisch kaufbar wird: Ohne iSync-Plugin geht gar nichts.
Und tatsächlich sind da Punkte gelistet, die ziemlich indiskutabel sind:
- Tippen ist nicht möglich, wenn das Gerät auf dem Tisch liegt, weil die „Objektiv-Beule“ dazu führt, dass das N900 nur herumwackelt. Falls ein N900-Besitzer das liest: Geht das, wenn der kleine Ständer ausgeklappt ist? Wenn nicht würde mir das durchaus missfallen, auch wenn es nicht gerade ein Deal Breaker ist.
Keine HTML-Mails. Hallo? Das ist nun wirklich lächerlich. Das hat ein Smartphone zu beherrschen, und noch mehr wenn es als „Mini-Computer“ beworben wird, wie das N900. Unglaublich. Das ist ein Deal Breaker, solange es keine 3rd-Party-Software gibt, die diese Lücke schließt.Update: Fehlinformation.- Keine automatische Erkennung von Telefonnummern in Mails (und Webseiten, vermutlich?). Nicht arg schlimm, aber trotzdem fehlender Komfort, der heutzutage da sein sollte.
- Keine Kennzeichnung in der Anrufliste, von welchem der einem Kontakt zugeordneten Nummern angerufen wurde. Hier bin ich mir nicht sicher, ob man da nicht noch eine Ebene tiefer in die die Anrufinformationen schauen kann, wie etwa beim iPhone – FAZ-Redakteure sind sicher keine Smartphone-Experten. Trotzdem – auch auf oberster Ebene sollte diese Information sofort erkenntlich sein, und es bedarf ja auch nur eines kleinen Wortes zusätzlich. Ich bilde mir allerdings ein, mal irgendwo gelesen zu haben, dass die Anrufliste und/oder die Kontaktliste zum telefonieren nur im Hochformat so richtig taugt, also wer weiß. Auch hier würde mich ein Kommentar eines Besitzers freuen.
Jedenfalls: Es wird immer klarer, dass vor einer Kaufentscheidung ein ausführlicher Test im Laden unverzichtbar sein wird.
Zum Glück wird wohl noch etwas Zeit vergehen, bis das Gerät für mich überhaupt theoretisch kaufbar wird: Ohne iSync-Plugin geht gar nichts.
Negatives zum N900
Dienstag, 8. Dezember 2009
Zur Diskussion um eBooks
Bislang dachte ich immer, die Buchbranche sei einfach komplett taub, was eBook-Nutzer angeht, und die Manager würden sich in ihrem Elfenbeinturm anschicken, die Fehler der Musikbranche zu wiederholen, weil sie schlecht beraten wären und es einfach nicht besser wüssten.
Zwei Dinge sind mir dazu heute aufgegangen.
Erstens: Immerhin, innerhalb der Branche existiert sehr wohl gut informierte Diskussion zum Thema. Vor allem Ronald Schild, Geschäftsführer des MVB, drückt im Libreka-Blog, speziell hier und hier, genau das aus, was eigentlich allen klar sein müsste:
Um Piraterie so gering wie möglich zu halten, braucht es …
Libreka hat sogar extra zu diesem Zweck die Möglichkeit entwickelt, digitale Wasserzeichen ins ePub-Format einzubauen. Ob das genutzt wird, weiß ich nicht.
Die erwähnten Blogposts sind allerdings schon Monate alt, und Bewegung in der Verlagsbranche scheint sich derzeit nicht abzuzeichnen.
Warum, ich frage es mich immer wieder, warum nur will man krampfhaft versuchen, alles genauso falsch zu machen wie die Musikindustrie es tat?
Immerhin: Ein bisschen Stöbern bei libri.de bringt deutlich mehr Aktuelles hervor als noch vor ein paar Monaten, nicht selten liegen die Erscheinungsdaten der eBooks im Herbst 2009. Ein bisschen was tut sich also.
Aber: Weiterhin kosten fast alle eBooks das gleiche wie oder sind teils sogar teurer (!) als die günstigste gedruckte Ausgabe. Einige Cent mehr scheinen sogar recht häufig zu sein, in einem Fall fand ich gar ein Taschenbuch für € 7,–, während die eBook-Ausgabe € 8,99 kostete (Bertelsmann-Verlagsgruppe).
Was soll das?
Etwas erhellend kommt da meine zweite Erkenntnis des heutigen Tages ins Spiel: eBooks sind nicht wirklich billiger zu produzieren als gedruckte Ausgaben, oder jedenfalls nicht viel.
Als ehemaliger Buchhänder hätte ich mich daran schon früher erinnern können, aber erst jetzt kam es mir: In der Verlagskalkulation werden für die Herstellungskosten (inkl. Satz) maximal 15% des Nettopreises ohne Umsatzsteuer angesetzt. Für eine wirklich seriöse Kalkulation sollten es besser 10% sein.
Das senkt den Spielraum für billigere eBooks natürlich erheblich. Selbst bei einer Hardcover-Ausgabe sind 10% gerade einmal ein paar Euro.
Hinzu kommt ein weiteres Problem: Anders als bei papiernen Büchern muss für eBooks der volle Umsatzsteuersatz (19%) statt des reduzierten Satzes (7%) abgeführt werden. Für den Verlag bedeutet das 10% weniger Einnahmen bei gleichem Verkaufspreis.
Insofern sind gleichpreisige eBooks aus Sicht der Verlage ohnehin bereits reduziert, und zwar ziemlich genau um den Prozentsatz, den bei höheren Auflagen die Herstellungskosten ausmachen.
Da ist natürlich die Politik gefragt. Denn das Privileg des reduzierten Steuersatzes hat der Buch- und Zeitschriftenmarkt ja deshalb erhalten, weil er Kultur verbreitet. Das wird nicht wirklich anders, weil die Kultur jetzt in elektronischer Form vorliegt. Problematisch könnte natürlich sein, dass dann auch etwa der Inhalt von Webseiten unter die reduzierte Umsatzsteuer fallen könnte – vielleicht ist die schwierige Differenzierung einer der Gründe, warum das so gehandhabt wird.
So oder so: Auch wenn es weniger Gewinn für die Verlage bedeutet, der Kunde wird deutlichere Rabatte fordern. Das Medium, die Buchseiten sozusagen, hat er in Form des Readers ja für teures Geld selbst gekauft.
Ich kann mir schon vorstellen, dass das für die Verlage eine schwierige Situation darstellt, zumal die Digitalisierung der Backlist erst einmal deutlich mehr Geld kostet als bringt und bei Lizenztiteln (Übersetzungen) meist nicht einmal ohne Kauf zusätzlicher Lizenzen überhaupt möglich ist.
Trotzdem bleibt es Fakt: Wenn die Verlage sich nicht bewegen und das schnell tun, werden die Gesamtverluste durch neue Kosten und Piratierie sehr viel gravierender sein als bei zeitnaher Schaffung eines attraktiven Angebots.
Zwei Dinge sind mir dazu heute aufgegangen.
Erstens: Immerhin, innerhalb der Branche existiert sehr wohl gut informierte Diskussion zum Thema. Vor allem Ronald Schild, Geschäftsführer des MVB, drückt im Libreka-Blog, speziell hier und hier, genau das aus, was eigentlich allen klar sein müsste:
Um Piraterie so gering wie möglich zu halten, braucht es …
- … ein großes eBook-Angebot, damit Kaufwillige nicht gezwungen sind, auf illegale Inhalte auszuweichen, weil es keine legale Quelle gibt.
- … DRM-freie Angebote oder solche, die lediglich mit einem Wasserzeichen versehen sind, um nicht ehrliche Käufer gegenüber Tauschbörsennutzern zu benachteiligen.
- … günstige Preise, die den gefühlten „Minderwert“ des eBooks gegenüber der gedruckten Ausgabe ausgleichen.
Libreka hat sogar extra zu diesem Zweck die Möglichkeit entwickelt, digitale Wasserzeichen ins ePub-Format einzubauen. Ob das genutzt wird, weiß ich nicht.
Die erwähnten Blogposts sind allerdings schon Monate alt, und Bewegung in der Verlagsbranche scheint sich derzeit nicht abzuzeichnen.
Warum, ich frage es mich immer wieder, warum nur will man krampfhaft versuchen, alles genauso falsch zu machen wie die Musikindustrie es tat?
Immerhin: Ein bisschen Stöbern bei libri.de bringt deutlich mehr Aktuelles hervor als noch vor ein paar Monaten, nicht selten liegen die Erscheinungsdaten der eBooks im Herbst 2009. Ein bisschen was tut sich also.
Aber: Weiterhin kosten fast alle eBooks das gleiche wie oder sind teils sogar teurer (!) als die günstigste gedruckte Ausgabe. Einige Cent mehr scheinen sogar recht häufig zu sein, in einem Fall fand ich gar ein Taschenbuch für € 7,–, während die eBook-Ausgabe € 8,99 kostete (Bertelsmann-Verlagsgruppe).
Was soll das?
Etwas erhellend kommt da meine zweite Erkenntnis des heutigen Tages ins Spiel: eBooks sind nicht wirklich billiger zu produzieren als gedruckte Ausgaben, oder jedenfalls nicht viel.
Als ehemaliger Buchhänder hätte ich mich daran schon früher erinnern können, aber erst jetzt kam es mir: In der Verlagskalkulation werden für die Herstellungskosten (inkl. Satz) maximal 15% des Nettopreises ohne Umsatzsteuer angesetzt. Für eine wirklich seriöse Kalkulation sollten es besser 10% sein.
Das senkt den Spielraum für billigere eBooks natürlich erheblich. Selbst bei einer Hardcover-Ausgabe sind 10% gerade einmal ein paar Euro.
Hinzu kommt ein weiteres Problem: Anders als bei papiernen Büchern muss für eBooks der volle Umsatzsteuersatz (19%) statt des reduzierten Satzes (7%) abgeführt werden. Für den Verlag bedeutet das 10% weniger Einnahmen bei gleichem Verkaufspreis.
Insofern sind gleichpreisige eBooks aus Sicht der Verlage ohnehin bereits reduziert, und zwar ziemlich genau um den Prozentsatz, den bei höheren Auflagen die Herstellungskosten ausmachen.
Da ist natürlich die Politik gefragt. Denn das Privileg des reduzierten Steuersatzes hat der Buch- und Zeitschriftenmarkt ja deshalb erhalten, weil er Kultur verbreitet. Das wird nicht wirklich anders, weil die Kultur jetzt in elektronischer Form vorliegt. Problematisch könnte natürlich sein, dass dann auch etwa der Inhalt von Webseiten unter die reduzierte Umsatzsteuer fallen könnte – vielleicht ist die schwierige Differenzierung einer der Gründe, warum das so gehandhabt wird.
So oder so: Auch wenn es weniger Gewinn für die Verlage bedeutet, der Kunde wird deutlichere Rabatte fordern. Das Medium, die Buchseiten sozusagen, hat er in Form des Readers ja für teures Geld selbst gekauft.
Ich kann mir schon vorstellen, dass das für die Verlage eine schwierige Situation darstellt, zumal die Digitalisierung der Backlist erst einmal deutlich mehr Geld kostet als bringt und bei Lizenztiteln (Übersetzungen) meist nicht einmal ohne Kauf zusätzlicher Lizenzen überhaupt möglich ist.
Trotzdem bleibt es Fakt: Wenn die Verlage sich nicht bewegen und das schnell tun, werden die Gesamtverluste durch neue Kosten und Piratierie sehr viel gravierender sein als bei zeitnaher Schaffung eines attraktiven Angebots.
Bislang dachte ich immer, die Buchbranche sei einfach komplett taub, was eBook-Nutzer angeht, und die Manager würden sich in ihrem Elfenbeinturm anschicken, die Fehler der Musikbranche zu wiederholen, weil sie schlecht beraten wären und es einfach nicht besser wüssten.
Zwei Dinge sind mir dazu heute aufgegangen.
Erstens: Immerhin, innerhalb der Branche existiert sehr wohl gut informierte Diskussion zum Thema. Vor allem Ronald Schild, Geschäftsführer des MVB, drückt im Libreka-Blog, speziell hier und hier, genau das aus, was eigentlich allen klar sein müsste:
Um Piraterie so gering wie möglich zu halten, braucht es …
Libreka hat sogar extra zu diesem Zweck die Möglichkeit entwickelt, digitale Wasserzeichen ins ePub-Format einzubauen. Ob das genutzt wird, weiß ich nicht.
Die erwähnten Blogposts sind allerdings schon Monate alt, und Bewegung in der Verlagsbranche scheint sich derzeit nicht abzuzeichnen.
Warum, ich frage es mich immer wieder, warum nur will man krampfhaft versuchen, alles genauso falsch zu machen wie die Musikindustrie es tat?
Immerhin: Ein bisschen Stöbern bei libri.de bringt deutlich mehr Aktuelles hervor als noch vor ein paar Monaten, nicht selten liegen die Erscheinungsdaten der eBooks im Herbst 2009. Ein bisschen was tut sich also.
Aber: Weiterhin kosten fast alle eBooks das gleiche wie oder sind teils sogar teurer (!) als die günstigste gedruckte Ausgabe. Einige Cent mehr scheinen sogar recht häufig zu sein, in einem Fall fand ich gar ein Taschenbuch für € 7,–, während die eBook-Ausgabe € 8,99 kostete (Bertelsmann-Verlagsgruppe).
Was soll das?
Etwas erhellend kommt da meine zweite Erkenntnis des heutigen Tages ins Spiel: eBooks sind nicht wirklich billiger zu produzieren als gedruckte Ausgaben, oder jedenfalls nicht viel.
Als ehemaliger Buchhänder hätte ich mich daran schon früher erinnern können, aber erst jetzt kam es mir: In der Verlagskalkulation werden für die Herstellungskosten (inkl. Satz) maximal 15% des Nettopreises ohne Umsatzsteuer angesetzt. Für eine wirklich seriöse Kalkulation sollten es besser 10% sein.
Das senkt den Spielraum für billigere eBooks natürlich erheblich. Selbst bei einer Hardcover-Ausgabe sind 10% gerade einmal ein paar Euro.
Hinzu kommt ein weiteres Problem: Anders als bei papiernen Büchern muss für eBooks der volle Umsatzsteuersatz (19%) statt des reduzierten Satzes (7%) abgeführt werden. Für den Verlag bedeutet das 10% weniger Einnahmen bei gleichem Verkaufspreis.
Insofern sind gleichpreisige eBooks aus Sicht der Verlage ohnehin bereits reduziert, und zwar ziemlich genau um den Prozentsatz, den bei höheren Auflagen die Herstellungskosten ausmachen.
Da ist natürlich die Politik gefragt. Denn das Privileg des reduzierten Steuersatzes hat der Buch- und Zeitschriftenmarkt ja deshalb erhalten, weil er Kultur verbreitet. Das wird nicht wirklich anders, weil die Kultur jetzt in elektronischer Form vorliegt. Problematisch könnte natürlich sein, dass dann auch etwa der Inhalt von Webseiten unter die reduzierte Umsatzsteuer fallen könnte – vielleicht ist die schwierige Differenzierung einer der Gründe, warum das so gehandhabt wird.
So oder so: Auch wenn es weniger Gewinn für die Verlage bedeutet, der Kunde wird deutlichere Rabatte fordern. Das Medium, die Buchseiten sozusagen, hat er in Form des Readers ja für teures Geld selbst gekauft.
Ich kann mir schon vorstellen, dass das für die Verlage eine schwierige Situation darstellt, zumal die Digitalisierung der Backlist erst einmal deutlich mehr Geld kostet als bringt und bei Lizenztiteln (Übersetzungen) meist nicht einmal ohne Kauf zusätzlicher Lizenzen überhaupt möglich ist.
Trotzdem bleibt es Fakt: Wenn die Verlage sich nicht bewegen und das schnell tun, werden die Gesamtverluste durch neue Kosten und Piratierie sehr viel gravierender sein als bei zeitnaher Schaffung eines attraktiven Angebots.
Zwei Dinge sind mir dazu heute aufgegangen.
Erstens: Immerhin, innerhalb der Branche existiert sehr wohl gut informierte Diskussion zum Thema. Vor allem Ronald Schild, Geschäftsführer des MVB, drückt im Libreka-Blog, speziell hier und hier, genau das aus, was eigentlich allen klar sein müsste:
Um Piraterie so gering wie möglich zu halten, braucht es …
- … ein großes eBook-Angebot, damit Kaufwillige nicht gezwungen sind, auf illegale Inhalte auszuweichen, weil es keine legale Quelle gibt.
- … DRM-freie Angebote oder solche, die lediglich mit einem Wasserzeichen versehen sind, um nicht ehrliche Käufer gegenüber Tauschbörsennutzern zu benachteiligen.
- … günstige Preise, die den gefühlten „Minderwert“ des eBooks gegenüber der gedruckten Ausgabe ausgleichen.
Libreka hat sogar extra zu diesem Zweck die Möglichkeit entwickelt, digitale Wasserzeichen ins ePub-Format einzubauen. Ob das genutzt wird, weiß ich nicht.
Die erwähnten Blogposts sind allerdings schon Monate alt, und Bewegung in der Verlagsbranche scheint sich derzeit nicht abzuzeichnen.
Warum, ich frage es mich immer wieder, warum nur will man krampfhaft versuchen, alles genauso falsch zu machen wie die Musikindustrie es tat?
Immerhin: Ein bisschen Stöbern bei libri.de bringt deutlich mehr Aktuelles hervor als noch vor ein paar Monaten, nicht selten liegen die Erscheinungsdaten der eBooks im Herbst 2009. Ein bisschen was tut sich also.
Aber: Weiterhin kosten fast alle eBooks das gleiche wie oder sind teils sogar teurer (!) als die günstigste gedruckte Ausgabe. Einige Cent mehr scheinen sogar recht häufig zu sein, in einem Fall fand ich gar ein Taschenbuch für € 7,–, während die eBook-Ausgabe € 8,99 kostete (Bertelsmann-Verlagsgruppe).
Was soll das?
Etwas erhellend kommt da meine zweite Erkenntnis des heutigen Tages ins Spiel: eBooks sind nicht wirklich billiger zu produzieren als gedruckte Ausgaben, oder jedenfalls nicht viel.
Als ehemaliger Buchhänder hätte ich mich daran schon früher erinnern können, aber erst jetzt kam es mir: In der Verlagskalkulation werden für die Herstellungskosten (inkl. Satz) maximal 15% des Nettopreises ohne Umsatzsteuer angesetzt. Für eine wirklich seriöse Kalkulation sollten es besser 10% sein.
Das senkt den Spielraum für billigere eBooks natürlich erheblich. Selbst bei einer Hardcover-Ausgabe sind 10% gerade einmal ein paar Euro.
Hinzu kommt ein weiteres Problem: Anders als bei papiernen Büchern muss für eBooks der volle Umsatzsteuersatz (19%) statt des reduzierten Satzes (7%) abgeführt werden. Für den Verlag bedeutet das 10% weniger Einnahmen bei gleichem Verkaufspreis.
Insofern sind gleichpreisige eBooks aus Sicht der Verlage ohnehin bereits reduziert, und zwar ziemlich genau um den Prozentsatz, den bei höheren Auflagen die Herstellungskosten ausmachen.
Da ist natürlich die Politik gefragt. Denn das Privileg des reduzierten Steuersatzes hat der Buch- und Zeitschriftenmarkt ja deshalb erhalten, weil er Kultur verbreitet. Das wird nicht wirklich anders, weil die Kultur jetzt in elektronischer Form vorliegt. Problematisch könnte natürlich sein, dass dann auch etwa der Inhalt von Webseiten unter die reduzierte Umsatzsteuer fallen könnte – vielleicht ist die schwierige Differenzierung einer der Gründe, warum das so gehandhabt wird.
So oder so: Auch wenn es weniger Gewinn für die Verlage bedeutet, der Kunde wird deutlichere Rabatte fordern. Das Medium, die Buchseiten sozusagen, hat er in Form des Readers ja für teures Geld selbst gekauft.
Ich kann mir schon vorstellen, dass das für die Verlage eine schwierige Situation darstellt, zumal die Digitalisierung der Backlist erst einmal deutlich mehr Geld kostet als bringt und bei Lizenztiteln (Übersetzungen) meist nicht einmal ohne Kauf zusätzlicher Lizenzen überhaupt möglich ist.
Trotzdem bleibt es Fakt: Wenn die Verlage sich nicht bewegen und das schnell tun, werden die Gesamtverluste durch neue Kosten und Piratierie sehr viel gravierender sein als bei zeitnaher Schaffung eines attraktiven Angebots.
Zur Diskussion um eBooks
Christoph Marzi
Heute einmal die Besprechung eines Buches, das ich gerade gelesen habe. Oder eigentlich fast mehr die Besprechung eines Autors:
Es handelt sich um Christoph Marzi und sein neues Buch Lyra.
Danny Darcy, der schon in „Fabula“ aufgetaucht war, hat mit einer Lüge zu kämpfen, die seine Mutter seiner Frau eingepflanzt hat: Sie glaubt, Danny mit eigenen Augen mit einer anderen Frau gesehen zu haben. Dannys Mutter Helen nämlich ist eine „Sherazade“ (also ganz absichtlich keine Sheherazade), die in der Lage ist, Geschichten zu erzählen, die für die Zuhörer Wahrheit werden. So bricht Danny mit seiner Frau zu den Sirenen auf, die heute in den Sümpfen Floridas leben, weil sie als Vorfahren der Sherazaden die einzigen sind, die in diesem Fall helfen können.
Klingt vermutlich etwas platt, nicht wahr?
Ist es aber überhaupt nicht. Christoph Marzi ist ein unglaublicher Erzähler, der in der gesamten Fantasy-Literatur seinesgleichen sucht. Das ist natürlich der Punkt, an dem zwingend der allgegenwärtige Tolkien-Vergleich kommen muss, und ich sage: Marzi ist besser als Tolkien. Viel besser.
Tolkien hat es zwar verstanden, ungeheuer faszinierende Welten zu erschaffen, mit einer Fantasie, die bis heute Basis vieler Fantasy-Romane ist. Trotz seiner hohen und ausgefeilten Sprache hat er aber eines mit den meisten anderen Fantasy-Autoren gemeinsam: Seine Bücher sind furchtbar trivial.
Bis auf wenige Ausnahmen sind die Rollen zwischen Gut und Böse klar verteilt, die guten sind Helden, die Bösen machen Fehler und/oder stolpern über ihre eigene Boshaftigkeit, und am Ende geht alles gut aus.
Marzi ist da wesentlich vielschichtiger. Zwar sind die Hauptpersonen meist ähnlich auf „gut und irgendwie Underdog-heldenhaft“ gestrickt wie bei Tolkien, richtig böse Figuren gibt es aber meist nicht. Selbst Figuren, die zunächst als die abgrundtief bösen Gegenspieler der Helden aufgebaut werden, entpuppen sich letztlich oft als Getriebene, deren Handeln zwar nicht schön, aber irgendwo verständlich ist – oder sogar alternativlos.
Vor allem in der Lycidas-Trilogie (Lycidas, Lilith, Lumen) hat Marzi meisterhaft solche Charaktere geschaffen.
Eine ganz besondere Faszination geht für mich aber von einem anderen Aspekt aus: Christoph Marzi kann Geschichten miteinander verweben wie kein anderer, und er scheint über einen nahezu enzyklopädischen Schatz davon zu verfügen.
Die Anspielungen auf und Einbeziehungen von Sagen, Romanen (teils treten sogar deren Figuren auf), Songtexten und historischen Begebenheiten sind in ihrer Anzahl fast schon grotesk. All das wird zu einer ganz neuen Geschichte verwoben, die aber immer völlig anders ist als zu erwarten gewesen wäre.
Die alten Geschichten erzählen bei Marzi nie die ganze Wahrheit, sondern nur einen Ausschnitt, und Marzi selbst liefert die „fehlende Information“, die den Blickwinkel vollkommen verändert und die Geschichten in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt.
Zudem verbindet er sie so miteinander, dass alles perfekt ineinanderpasst, und das ohne dass mir je ein Fehler oder eine Veränderung an den Originalgeschichten aufgefallen wäre. Das macht Marzi so gut, dass ich mir fast sicher bin, dass es irgendwo im Internet schon Leute gibt, die darüber beraten, wieviel Wahrheit in seinen Büchern steckt und woher er das wohl weiß. :-)
Besonderen Spaß machen Christoph Marzis Bücher deshalb, wenn man sich gut in Mythologie und Esoterik auskennt, große Mengen besserer Literatur gelesen hat und die Texte von guten Songwritern (z.B. Dylan oder Cohen) kennt. Letzteres fehlt bei mir ziemlich, in den ersten beiden Kategorien kenne ich mich aber recht gut aus – und habe trotzdem den Eindruck, dass unzählige Anspielungen und Hommagen an mir vorbeigehen.
Die Neuinterpretation der alten Geschichten sind ungeheuer faszinierend. Ich kann das Genie, mit dem Marzi hier aus verschiedensten Puzzlestücken schlüssige Gesamtbilder erstellt, nur bewundern.
Gleichzeitig wohnt seinen Büchern eine etwas düstere Romantik inne, die mir ebenfalls sehr nahe liegt. Geschichten und ihr Wahrheitsgehalt haben immer einen großen Stellenwert und werden geradezu verehrt. Dazu kommt eine Welt, die nicht direkt böse ist, aber sicher indifferent, von der „die Guten“ letztlich nicht mehr zu erwarten haben als „die Bösen“.
Alles in allem kann ich diesen Autor nur wärmstens empfehlen. Er gehört mit Sicherheit zum Besten, was die Fantasy-Literatur (und nicht nur die deutsche) zu bieten hat, für mich ist er sogar der beste Autor seines Genres.
Als Leseempfehlung:
Um das Thema Geschichten erzählen, Macht der Geschichten und Musik drehen sich die Bücher Fabula und das neue Lyra (in dieser Reihenfolge, auch wenn die beiden Romane auch einzeln Sinn ergeben).
Mehr ins Mythologische (und für mich damit auch ins Faszinierendere) geht die Trilogie Lycidas, Lilith und Lumen mit dem zusätzlichen Band Somnia, der in der gleichen Welt, aber mit anderen Protagonisten spielt.
Es handelt sich um Christoph Marzi und sein neues Buch Lyra.
Danny Darcy, der schon in „Fabula“ aufgetaucht war, hat mit einer Lüge zu kämpfen, die seine Mutter seiner Frau eingepflanzt hat: Sie glaubt, Danny mit eigenen Augen mit einer anderen Frau gesehen zu haben. Dannys Mutter Helen nämlich ist eine „Sherazade“ (also ganz absichtlich keine Sheherazade), die in der Lage ist, Geschichten zu erzählen, die für die Zuhörer Wahrheit werden. So bricht Danny mit seiner Frau zu den Sirenen auf, die heute in den Sümpfen Floridas leben, weil sie als Vorfahren der Sherazaden die einzigen sind, die in diesem Fall helfen können.
Klingt vermutlich etwas platt, nicht wahr?
Ist es aber überhaupt nicht. Christoph Marzi ist ein unglaublicher Erzähler, der in der gesamten Fantasy-Literatur seinesgleichen sucht. Das ist natürlich der Punkt, an dem zwingend der allgegenwärtige Tolkien-Vergleich kommen muss, und ich sage: Marzi ist besser als Tolkien. Viel besser.
Tolkien hat es zwar verstanden, ungeheuer faszinierende Welten zu erschaffen, mit einer Fantasie, die bis heute Basis vieler Fantasy-Romane ist. Trotz seiner hohen und ausgefeilten Sprache hat er aber eines mit den meisten anderen Fantasy-Autoren gemeinsam: Seine Bücher sind furchtbar trivial.
Bis auf wenige Ausnahmen sind die Rollen zwischen Gut und Böse klar verteilt, die guten sind Helden, die Bösen machen Fehler und/oder stolpern über ihre eigene Boshaftigkeit, und am Ende geht alles gut aus.
Marzi ist da wesentlich vielschichtiger. Zwar sind die Hauptpersonen meist ähnlich auf „gut und irgendwie Underdog-heldenhaft“ gestrickt wie bei Tolkien, richtig böse Figuren gibt es aber meist nicht. Selbst Figuren, die zunächst als die abgrundtief bösen Gegenspieler der Helden aufgebaut werden, entpuppen sich letztlich oft als Getriebene, deren Handeln zwar nicht schön, aber irgendwo verständlich ist – oder sogar alternativlos.
Vor allem in der Lycidas-Trilogie (Lycidas, Lilith, Lumen) hat Marzi meisterhaft solche Charaktere geschaffen.
Eine ganz besondere Faszination geht für mich aber von einem anderen Aspekt aus: Christoph Marzi kann Geschichten miteinander verweben wie kein anderer, und er scheint über einen nahezu enzyklopädischen Schatz davon zu verfügen.
Die Anspielungen auf und Einbeziehungen von Sagen, Romanen (teils treten sogar deren Figuren auf), Songtexten und historischen Begebenheiten sind in ihrer Anzahl fast schon grotesk. All das wird zu einer ganz neuen Geschichte verwoben, die aber immer völlig anders ist als zu erwarten gewesen wäre.
Die alten Geschichten erzählen bei Marzi nie die ganze Wahrheit, sondern nur einen Ausschnitt, und Marzi selbst liefert die „fehlende Information“, die den Blickwinkel vollkommen verändert und die Geschichten in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt.
Zudem verbindet er sie so miteinander, dass alles perfekt ineinanderpasst, und das ohne dass mir je ein Fehler oder eine Veränderung an den Originalgeschichten aufgefallen wäre. Das macht Marzi so gut, dass ich mir fast sicher bin, dass es irgendwo im Internet schon Leute gibt, die darüber beraten, wieviel Wahrheit in seinen Büchern steckt und woher er das wohl weiß. :-)
Besonderen Spaß machen Christoph Marzis Bücher deshalb, wenn man sich gut in Mythologie und Esoterik auskennt, große Mengen besserer Literatur gelesen hat und die Texte von guten Songwritern (z.B. Dylan oder Cohen) kennt. Letzteres fehlt bei mir ziemlich, in den ersten beiden Kategorien kenne ich mich aber recht gut aus – und habe trotzdem den Eindruck, dass unzählige Anspielungen und Hommagen an mir vorbeigehen.
Die Neuinterpretation der alten Geschichten sind ungeheuer faszinierend. Ich kann das Genie, mit dem Marzi hier aus verschiedensten Puzzlestücken schlüssige Gesamtbilder erstellt, nur bewundern.
Gleichzeitig wohnt seinen Büchern eine etwas düstere Romantik inne, die mir ebenfalls sehr nahe liegt. Geschichten und ihr Wahrheitsgehalt haben immer einen großen Stellenwert und werden geradezu verehrt. Dazu kommt eine Welt, die nicht direkt böse ist, aber sicher indifferent, von der „die Guten“ letztlich nicht mehr zu erwarten haben als „die Bösen“.
Alles in allem kann ich diesen Autor nur wärmstens empfehlen. Er gehört mit Sicherheit zum Besten, was die Fantasy-Literatur (und nicht nur die deutsche) zu bieten hat, für mich ist er sogar der beste Autor seines Genres.
Als Leseempfehlung:
Um das Thema Geschichten erzählen, Macht der Geschichten und Musik drehen sich die Bücher Fabula und das neue Lyra (in dieser Reihenfolge, auch wenn die beiden Romane auch einzeln Sinn ergeben).
Mehr ins Mythologische (und für mich damit auch ins Faszinierendere) geht die Trilogie Lycidas, Lilith und Lumen mit dem zusätzlichen Band Somnia, der in der gleichen Welt, aber mit anderen Protagonisten spielt.
Heute einmal die Besprechung eines Buches, das ich gerade gelesen habe. Oder eigentlich fast mehr die Besprechung eines Autors:
Es handelt sich um Christoph Marzi und sein neues Buch Lyra.
Danny Darcy, der schon in „Fabula“ aufgetaucht war, hat mit einer Lüge zu kämpfen, die seine Mutter seiner Frau eingepflanzt hat: Sie glaubt, Danny mit eigenen Augen mit einer anderen Frau gesehen zu haben. Dannys Mutter Helen nämlich ist eine „Sherazade“ (also ganz absichtlich keine Sheherazade), die in der Lage ist, Geschichten zu erzählen, die für die Zuhörer Wahrheit werden. So bricht Danny mit seiner Frau zu den Sirenen auf, die heute in den Sümpfen Floridas leben, weil sie als Vorfahren der Sherazaden die einzigen sind, die in diesem Fall helfen können.
Klingt vermutlich etwas platt, nicht wahr?
Ist es aber überhaupt nicht. Christoph Marzi ist ein unglaublicher Erzähler, der in der gesamten Fantasy-Literatur seinesgleichen sucht. Das ist natürlich der Punkt, an dem zwingend der allgegenwärtige Tolkien-Vergleich kommen muss, und ich sage: Marzi ist besser als Tolkien. Viel besser.
Tolkien hat es zwar verstanden, ungeheuer faszinierende Welten zu erschaffen, mit einer Fantasie, die bis heute Basis vieler Fantasy-Romane ist. Trotz seiner hohen und ausgefeilten Sprache hat er aber eines mit den meisten anderen Fantasy-Autoren gemeinsam: Seine Bücher sind furchtbar trivial.
Bis auf wenige Ausnahmen sind die Rollen zwischen Gut und Böse klar verteilt, die guten sind Helden, die Bösen machen Fehler und/oder stolpern über ihre eigene Boshaftigkeit, und am Ende geht alles gut aus.
Marzi ist da wesentlich vielschichtiger. Zwar sind die Hauptpersonen meist ähnlich auf „gut und irgendwie Underdog-heldenhaft“ gestrickt wie bei Tolkien, richtig böse Figuren gibt es aber meist nicht. Selbst Figuren, die zunächst als die abgrundtief bösen Gegenspieler der Helden aufgebaut werden, entpuppen sich letztlich oft als Getriebene, deren Handeln zwar nicht schön, aber irgendwo verständlich ist – oder sogar alternativlos.
Vor allem in der Lycidas-Trilogie (Lycidas, Lilith, Lumen) hat Marzi meisterhaft solche Charaktere geschaffen.
Eine ganz besondere Faszination geht für mich aber von einem anderen Aspekt aus: Christoph Marzi kann Geschichten miteinander verweben wie kein anderer, und er scheint über einen nahezu enzyklopädischen Schatz davon zu verfügen.
Die Anspielungen auf und Einbeziehungen von Sagen, Romanen (teils treten sogar deren Figuren auf), Songtexten und historischen Begebenheiten sind in ihrer Anzahl fast schon grotesk. All das wird zu einer ganz neuen Geschichte verwoben, die aber immer völlig anders ist als zu erwarten gewesen wäre.
Die alten Geschichten erzählen bei Marzi nie die ganze Wahrheit, sondern nur einen Ausschnitt, und Marzi selbst liefert die „fehlende Information“, die den Blickwinkel vollkommen verändert und die Geschichten in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt.
Zudem verbindet er sie so miteinander, dass alles perfekt ineinanderpasst, und das ohne dass mir je ein Fehler oder eine Veränderung an den Originalgeschichten aufgefallen wäre. Das macht Marzi so gut, dass ich mir fast sicher bin, dass es irgendwo im Internet schon Leute gibt, die darüber beraten, wieviel Wahrheit in seinen Büchern steckt und woher er das wohl weiß. :-)
Besonderen Spaß machen Christoph Marzis Bücher deshalb, wenn man sich gut in Mythologie und Esoterik auskennt, große Mengen besserer Literatur gelesen hat und die Texte von guten Songwritern (z.B. Dylan oder Cohen) kennt. Letzteres fehlt bei mir ziemlich, in den ersten beiden Kategorien kenne ich mich aber recht gut aus – und habe trotzdem den Eindruck, dass unzählige Anspielungen und Hommagen an mir vorbeigehen.
Die Neuinterpretation der alten Geschichten sind ungeheuer faszinierend. Ich kann das Genie, mit dem Marzi hier aus verschiedensten Puzzlestücken schlüssige Gesamtbilder erstellt, nur bewundern.
Gleichzeitig wohnt seinen Büchern eine etwas düstere Romantik inne, die mir ebenfalls sehr nahe liegt. Geschichten und ihr Wahrheitsgehalt haben immer einen großen Stellenwert und werden geradezu verehrt. Dazu kommt eine Welt, die nicht direkt böse ist, aber sicher indifferent, von der „die Guten“ letztlich nicht mehr zu erwarten haben als „die Bösen“.
Alles in allem kann ich diesen Autor nur wärmstens empfehlen. Er gehört mit Sicherheit zum Besten, was die Fantasy-Literatur (und nicht nur die deutsche) zu bieten hat, für mich ist er sogar der beste Autor seines Genres.
Als Leseempfehlung:
Um das Thema Geschichten erzählen, Macht der Geschichten und Musik drehen sich die Bücher Fabula und das neue Lyra (in dieser Reihenfolge, auch wenn die beiden Romane auch einzeln Sinn ergeben).
Mehr ins Mythologische (und für mich damit auch ins Faszinierendere) geht die Trilogie Lycidas, Lilith und Lumen mit dem zusätzlichen Band Somnia, der in der gleichen Welt, aber mit anderen Protagonisten spielt.
Es handelt sich um Christoph Marzi und sein neues Buch Lyra.
Danny Darcy, der schon in „Fabula“ aufgetaucht war, hat mit einer Lüge zu kämpfen, die seine Mutter seiner Frau eingepflanzt hat: Sie glaubt, Danny mit eigenen Augen mit einer anderen Frau gesehen zu haben. Dannys Mutter Helen nämlich ist eine „Sherazade“ (also ganz absichtlich keine Sheherazade), die in der Lage ist, Geschichten zu erzählen, die für die Zuhörer Wahrheit werden. So bricht Danny mit seiner Frau zu den Sirenen auf, die heute in den Sümpfen Floridas leben, weil sie als Vorfahren der Sherazaden die einzigen sind, die in diesem Fall helfen können.
Klingt vermutlich etwas platt, nicht wahr?
Ist es aber überhaupt nicht. Christoph Marzi ist ein unglaublicher Erzähler, der in der gesamten Fantasy-Literatur seinesgleichen sucht. Das ist natürlich der Punkt, an dem zwingend der allgegenwärtige Tolkien-Vergleich kommen muss, und ich sage: Marzi ist besser als Tolkien. Viel besser.
Tolkien hat es zwar verstanden, ungeheuer faszinierende Welten zu erschaffen, mit einer Fantasie, die bis heute Basis vieler Fantasy-Romane ist. Trotz seiner hohen und ausgefeilten Sprache hat er aber eines mit den meisten anderen Fantasy-Autoren gemeinsam: Seine Bücher sind furchtbar trivial.
Bis auf wenige Ausnahmen sind die Rollen zwischen Gut und Böse klar verteilt, die guten sind Helden, die Bösen machen Fehler und/oder stolpern über ihre eigene Boshaftigkeit, und am Ende geht alles gut aus.
Marzi ist da wesentlich vielschichtiger. Zwar sind die Hauptpersonen meist ähnlich auf „gut und irgendwie Underdog-heldenhaft“ gestrickt wie bei Tolkien, richtig böse Figuren gibt es aber meist nicht. Selbst Figuren, die zunächst als die abgrundtief bösen Gegenspieler der Helden aufgebaut werden, entpuppen sich letztlich oft als Getriebene, deren Handeln zwar nicht schön, aber irgendwo verständlich ist – oder sogar alternativlos.
Vor allem in der Lycidas-Trilogie (Lycidas, Lilith, Lumen) hat Marzi meisterhaft solche Charaktere geschaffen.
Eine ganz besondere Faszination geht für mich aber von einem anderen Aspekt aus: Christoph Marzi kann Geschichten miteinander verweben wie kein anderer, und er scheint über einen nahezu enzyklopädischen Schatz davon zu verfügen.
Die Anspielungen auf und Einbeziehungen von Sagen, Romanen (teils treten sogar deren Figuren auf), Songtexten und historischen Begebenheiten sind in ihrer Anzahl fast schon grotesk. All das wird zu einer ganz neuen Geschichte verwoben, die aber immer völlig anders ist als zu erwarten gewesen wäre.
Die alten Geschichten erzählen bei Marzi nie die ganze Wahrheit, sondern nur einen Ausschnitt, und Marzi selbst liefert die „fehlende Information“, die den Blickwinkel vollkommen verändert und die Geschichten in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt.
Zudem verbindet er sie so miteinander, dass alles perfekt ineinanderpasst, und das ohne dass mir je ein Fehler oder eine Veränderung an den Originalgeschichten aufgefallen wäre. Das macht Marzi so gut, dass ich mir fast sicher bin, dass es irgendwo im Internet schon Leute gibt, die darüber beraten, wieviel Wahrheit in seinen Büchern steckt und woher er das wohl weiß. :-)
Besonderen Spaß machen Christoph Marzis Bücher deshalb, wenn man sich gut in Mythologie und Esoterik auskennt, große Mengen besserer Literatur gelesen hat und die Texte von guten Songwritern (z.B. Dylan oder Cohen) kennt. Letzteres fehlt bei mir ziemlich, in den ersten beiden Kategorien kenne ich mich aber recht gut aus – und habe trotzdem den Eindruck, dass unzählige Anspielungen und Hommagen an mir vorbeigehen.
Die Neuinterpretation der alten Geschichten sind ungeheuer faszinierend. Ich kann das Genie, mit dem Marzi hier aus verschiedensten Puzzlestücken schlüssige Gesamtbilder erstellt, nur bewundern.
Gleichzeitig wohnt seinen Büchern eine etwas düstere Romantik inne, die mir ebenfalls sehr nahe liegt. Geschichten und ihr Wahrheitsgehalt haben immer einen großen Stellenwert und werden geradezu verehrt. Dazu kommt eine Welt, die nicht direkt böse ist, aber sicher indifferent, von der „die Guten“ letztlich nicht mehr zu erwarten haben als „die Bösen“.
Alles in allem kann ich diesen Autor nur wärmstens empfehlen. Er gehört mit Sicherheit zum Besten, was die Fantasy-Literatur (und nicht nur die deutsche) zu bieten hat, für mich ist er sogar der beste Autor seines Genres.
Als Leseempfehlung:
Um das Thema Geschichten erzählen, Macht der Geschichten und Musik drehen sich die Bücher Fabula und das neue Lyra (in dieser Reihenfolge, auch wenn die beiden Romane auch einzeln Sinn ergeben).
Mehr ins Mythologische (und für mich damit auch ins Faszinierendere) geht die Trilogie Lycidas, Lilith und Lumen mit dem zusätzlichen Band Somnia, der in der gleichen Welt, aber mit anderen Protagonisten spielt.
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