Bislang dachte ich immer, die Buchbranche sei einfach komplett taub, was eBook-Nutzer angeht, und die Manager würden sich in ihrem Elfenbeinturm anschicken, die Fehler der Musikbranche zu wiederholen, weil sie schlecht beraten wären und es einfach nicht besser wüssten.
Zwei Dinge sind mir dazu heute aufgegangen.
Erstens: Immerhin, innerhalb der Branche existiert sehr wohl gut informierte Diskussion zum Thema. Vor allem Ronald Schild, Geschäftsführer des MVB, drückt
im Libreka-Blog, speziell
hier und
hier, genau das aus, was eigentlich allen klar sein müsste:
Um Piraterie so gering wie möglich zu halten, braucht es …
- … ein großes eBook-Angebot, damit Kaufwillige nicht gezwungen sind, auf illegale Inhalte auszuweichen, weil es keine legale Quelle gibt.
- … DRM-freie Angebote oder solche, die lediglich mit einem Wasserzeichen versehen sind, um nicht ehrliche Käufer gegenüber Tauschbörsennutzern zu benachteiligen.
- … günstige Preise, die den gefühlten „Minderwert“ des eBooks gegenüber der gedruckten Ausgabe ausgleichen.
Eigentlich ist also alles klar. Eine gewichtige Stimme innerhalb der Buchbranche hat es deutlich und nachvollziehbar formuliert. Wer Ohren hat zu hören, der höre!
Libreka hat sogar extra zu diesem Zweck die Möglichkeit entwickelt, digitale Wasserzeichen ins ePub-Format einzubauen. Ob das genutzt wird, weiß ich nicht.
Die erwähnten Blogposts sind allerdings schon Monate alt, und Bewegung in der Verlagsbranche scheint sich derzeit nicht abzuzeichnen.
Warum, ich frage es mich immer wieder, warum nur will man krampfhaft versuchen, alles genauso falsch zu machen wie die Musikindustrie es tat?
Immerhin: Ein bisschen Stöbern bei libri.de bringt deutlich mehr Aktuelles hervor als noch vor ein paar Monaten, nicht selten liegen die Erscheinungsdaten der eBooks im Herbst 2009. Ein bisschen was tut sich also.
Aber: Weiterhin kosten fast alle eBooks das gleiche wie oder sind teils sogar teurer (!) als die günstigste gedruckte Ausgabe. Einige Cent mehr scheinen sogar recht häufig zu sein, in einem Fall fand ich gar ein Taschenbuch für € 7,–, während die eBook-Ausgabe € 8,99 kostete (Bertelsmann-Verlagsgruppe).
Was soll das?
Etwas erhellend kommt da meine zweite Erkenntnis des heutigen Tages ins Spiel: eBooks sind nicht wirklich billiger zu produzieren als gedruckte Ausgaben, oder jedenfalls nicht viel.
Als ehemaliger Buchhänder hätte ich mich daran schon früher erinnern können, aber erst jetzt kam es mir: In der Verlagskalkulation werden für die Herstellungskosten (inkl. Satz)
maximal 15% des Nettopreises ohne Umsatzsteuer angesetzt. Für eine wirklich seriöse Kalkulation sollten es besser 10% sein.
Das senkt den Spielraum für billigere eBooks natürlich erheblich. Selbst bei einer Hardcover-Ausgabe sind 10% gerade einmal ein paar Euro.
Hinzu kommt ein weiteres Problem: Anders als bei papiernen Büchern muss für eBooks der volle Umsatzsteuersatz (19%) statt des reduzierten Satzes (7%) abgeführt werden. Für den Verlag bedeutet das 10% weniger Einnahmen bei gleichem Verkaufspreis.
Insofern
sind gleichpreisige eBooks aus Sicht der Verlage ohnehin bereits reduziert, und zwar ziemlich genau um den Prozentsatz, den bei höheren Auflagen die Herstellungskosten ausmachen.
Da ist natürlich die Politik gefragt. Denn das Privileg des reduzierten Steuersatzes hat der Buch- und Zeitschriftenmarkt ja deshalb erhalten, weil er Kultur verbreitet. Das wird nicht wirklich anders, weil die Kultur jetzt in elektronischer Form vorliegt. Problematisch könnte natürlich sein, dass dann auch etwa der Inhalt von Webseiten unter die reduzierte Umsatzsteuer fallen könnte – vielleicht ist die schwierige Differenzierung einer der Gründe, warum das so gehandhabt wird.
So oder so: Auch wenn es weniger Gewinn für die Verlage bedeutet, der Kunde wird deutlichere Rabatte fordern. Das Medium, die Buchseiten sozusagen, hat er in Form des Readers ja für teures Geld selbst gekauft.
Ich kann mir schon vorstellen, dass das für die Verlage eine schwierige Situation darstellt, zumal die Digitalisierung der Backlist erst einmal deutlich mehr Geld kostet als bringt und bei Lizenztiteln (Übersetzungen) meist nicht einmal ohne Kauf zusätzlicher Lizenzen überhaupt möglich ist.
Trotzdem bleibt es Fakt: Wenn die Verlage sich nicht bewegen und das
schnell tun, werden die Gesamtverluste durch neue Kosten und Piratierie sehr viel gravierender sein als bei zeitnaher Schaffung eines attraktiven Angebots.
Bislang dachte ich immer, die Buchbranche sei einfach komplett taub, was eBook-Nutzer angeht, und die Manager würden sich in ihrem Elfenbeinturm anschicken, die Fehler der Musikbranche zu wiederholen, weil sie schlecht beraten wären und es einfach nicht besser wüssten.
Zwei Dinge sind mir dazu heute aufgegangen.
Erstens: Immerhin, innerhalb der Branche existiert sehr wohl gut informierte Diskussion zum Thema. Vor allem Ronald Schild, Geschäftsführer des MVB, drückt
im Libreka-Blog, speziell
hier und
hier, genau das aus, was eigentlich allen klar sein müsste:
Um Piraterie so gering wie möglich zu halten, braucht es …
- … ein großes eBook-Angebot, damit Kaufwillige nicht gezwungen sind, auf illegale Inhalte auszuweichen, weil es keine legale Quelle gibt.
- … DRM-freie Angebote oder solche, die lediglich mit einem Wasserzeichen versehen sind, um nicht ehrliche Käufer gegenüber Tauschbörsennutzern zu benachteiligen.
- … günstige Preise, die den gefühlten „Minderwert“ des eBooks gegenüber der gedruckten Ausgabe ausgleichen.
Eigentlich ist also alles klar. Eine gewichtige Stimme innerhalb der Buchbranche hat es deutlich und nachvollziehbar formuliert. Wer Ohren hat zu hören, der höre!
Libreka hat sogar extra zu diesem Zweck die Möglichkeit entwickelt, digitale Wasserzeichen ins ePub-Format einzubauen. Ob das genutzt wird, weiß ich nicht.
Die erwähnten Blogposts sind allerdings schon Monate alt, und Bewegung in der Verlagsbranche scheint sich derzeit nicht abzuzeichnen.
Warum, ich frage es mich immer wieder, warum nur will man krampfhaft versuchen, alles genauso falsch zu machen wie die Musikindustrie es tat?
Immerhin: Ein bisschen Stöbern bei libri.de bringt deutlich mehr Aktuelles hervor als noch vor ein paar Monaten, nicht selten liegen die Erscheinungsdaten der eBooks im Herbst 2009. Ein bisschen was tut sich also.
Aber: Weiterhin kosten fast alle eBooks das gleiche wie oder sind teils sogar teurer (!) als die günstigste gedruckte Ausgabe. Einige Cent mehr scheinen sogar recht häufig zu sein, in einem Fall fand ich gar ein Taschenbuch für € 7,–, während die eBook-Ausgabe € 8,99 kostete (Bertelsmann-Verlagsgruppe).
Was soll das?
Etwas erhellend kommt da meine zweite Erkenntnis des heutigen Tages ins Spiel: eBooks sind nicht wirklich billiger zu produzieren als gedruckte Ausgaben, oder jedenfalls nicht viel.
Als ehemaliger Buchhänder hätte ich mich daran schon früher erinnern können, aber erst jetzt kam es mir: In der Verlagskalkulation werden für die Herstellungskosten (inkl. Satz)
maximal 15% des Nettopreises ohne Umsatzsteuer angesetzt. Für eine wirklich seriöse Kalkulation sollten es besser 10% sein.
Das senkt den Spielraum für billigere eBooks natürlich erheblich. Selbst bei einer Hardcover-Ausgabe sind 10% gerade einmal ein paar Euro.
Hinzu kommt ein weiteres Problem: Anders als bei papiernen Büchern muss für eBooks der volle Umsatzsteuersatz (19%) statt des reduzierten Satzes (7%) abgeführt werden. Für den Verlag bedeutet das 10% weniger Einnahmen bei gleichem Verkaufspreis.
Insofern
sind gleichpreisige eBooks aus Sicht der Verlage ohnehin bereits reduziert, und zwar ziemlich genau um den Prozentsatz, den bei höheren Auflagen die Herstellungskosten ausmachen.
Da ist natürlich die Politik gefragt. Denn das Privileg des reduzierten Steuersatzes hat der Buch- und Zeitschriftenmarkt ja deshalb erhalten, weil er Kultur verbreitet. Das wird nicht wirklich anders, weil die Kultur jetzt in elektronischer Form vorliegt. Problematisch könnte natürlich sein, dass dann auch etwa der Inhalt von Webseiten unter die reduzierte Umsatzsteuer fallen könnte – vielleicht ist die schwierige Differenzierung einer der Gründe, warum das so gehandhabt wird.
So oder so: Auch wenn es weniger Gewinn für die Verlage bedeutet, der Kunde wird deutlichere Rabatte fordern. Das Medium, die Buchseiten sozusagen, hat er in Form des Readers ja für teures Geld selbst gekauft.
Ich kann mir schon vorstellen, dass das für die Verlage eine schwierige Situation darstellt, zumal die Digitalisierung der Backlist erst einmal deutlich mehr Geld kostet als bringt und bei Lizenztiteln (Übersetzungen) meist nicht einmal ohne Kauf zusätzlicher Lizenzen überhaupt möglich ist.
Trotzdem bleibt es Fakt: Wenn die Verlage sich nicht bewegen und das
schnell tun, werden die Gesamtverluste durch neue Kosten und Piratierie sehr viel gravierender sein als bei zeitnaher Schaffung eines attraktiven Angebots.
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