Mittwoch, 2. Februar 2011

Dell Streak Test: Kamera

Nun also zur Kamera. Als passionierter Fotograf und Besitzer einer DSLR mit mehreren, guten Objektiven bin ich da recht anspruchsvoll.
Wie erwartet kann leider auch das Streak meinen Anforderungen nicht genügen. Die Qualität der Aufnahmen entspricht in etwa der des Nexus One, ist also nicht so richtig toll.
Es sind recht deutliche Spuren des Rauschunterdrückungsalgorithmus zu sehen, außerdem ist bei großen Helligkeitsunterschieden eine starke Überstrahlung um die hellen Bereiche herum zu verzeichnen.
Außerdem wirken die Farben in vielen Aufnahmen „verbessert“, wie es irreführend oft heißt, bei Außenaufnahmen entstehen teils überzeichnete, unnatürliche Farben („lebendige“ Farben X-/ ). Das gefällt vielen Nutzern, aber wer höhere Ansprüche stellt und die Bilder evtl. nachbearbeiten will, schüttelt nur den Kopf. Das fiel allerdings vor allem bei diesigem Wetter auf; evtl. ist das also nur auf einen schlecht eingeregelten Weißabgleich zurückzuführen.
Die Kamera-Software ähnelt der des Nexus One stark – evtl. steckt sogar in beiden die gleiche Kamera? Die sehr ähnlichen Ergebnisse und die Tatsache, dass die App „Nexus Torch“ zur Ansteuerung der Blitz-LEDs als Taschenlampe benutzt werden kann, könnten darauf hindeuten.

Hier einige Beispielbilder, per Klick in Originalgröße zu sehen. Zur Beurteilung empfehle ich, bei der Betrachtung auf volle Größe zu zoomen, so dass der Browser das Bild nicht auf Fenstergröße herunterrechnet.
Ein typisches Bild, das der Laie auf den ersten Blick vielleicht als „gar nicht so schlecht“ einstufen würde. Aber: So sehen die Pflastersteine nicht wirklich aus. Der verwaschene Eindruck entsteht durch die Rauschunterdrückung samt Nachschärfung, die die Kamerasoftware durchführt. Die hellen Stellen des Schnees sind stark überbelichtet und weisen keinerlei Details mehr auf. Das Rot des Helms leuchtet in Wirklichkeit deutlich weniger.
In dunklerer Umgebung reicht der Blitz nur einen oder maximal zwei Meter weit. Bei größeren Entfernungen wie hier (übrigens bei Tageslicht im Wohnzimmer aufgenommen, es war nicht wirklich dunkel) wird es fast unmöglich, nicht zu verwackeln. Hier sieht man die starke Überstrahlung im Bereich des Fernsehers recht gut. Obwohl es auf dem Bild so aussieht, zeigte der Fernseher zum Zeitpunkt der Aufnahme kein weißes Bild, sondern eine ganz normale Fernsehsendung.
Wie so häufig bei Kameras dieses Kalibers macht es mehr Sinn, sich in Sachen Megapixel ein wenig zu beschränken (siehe dazu auch Der Megapixel-Wahn). Hier zwei Bilder des gleichen Motivs mit fünf Megapixeln und zwei Megapixeln im Vergleich:
5 Megapixel. Das Bild ist nur minimal schärfer, obwohl es über mehr als die doppelte Auflösung verfügt. Deutliche Spuren der Rauschunterdrückung/Schärfung in der kleinen Schrift auf den Flaschen erkennbar.
2 Megapixel. Ein Unterschied ist schon sichtbar, ist aber bei weitem nicht so groß wie er bei der Auflösungsdifferenz sein müsste. Positiv: Auch bei näherem Hinschauen sind keine Artefakte aus der Rauschunterdrückung/Schärfung zu erkennen.
Die 5-Megapixel-Einstellung ist also reine Platzverschwendung. Zwei oder drei Megapixel ergeben schönere Bilder, weil keine Artefakte sichtbar sind, und bieten kaum weniger Information.
Ein Bild mit der Frontkamera. Die nachträgliche Bildschärfung ist an den Kanten sehr deutlich zu erkennen. Diese Qualität finde ich aber ok, für Videotelefonie reicht das allemal, und wer macht schon Fotos mit der Frontkamera?
Achtung, böse Falle: Hat man einmal auf die Frontkamera umgeschaltet, wird beim Zurückschalten nicht die zuvor eingestellte Auflösung gewählt; es bleibt bei VGA (640x480). Erst wenn man in den Einstellungen herunterscrollt (dass das geht ist alles Andere als sofort ersichtlich) und wieder eine höhere Pixelzahl einstellt, macht man wieder „richtige“ Fotos.
Da auf dem Handy-Display kein Unterschied zwischen den Auflösungen ersichtlich ist (erst beim Hineinzoomen), habe ich ahnungslos zig Bilder in 640x480 aufgenommen.
Die Einstellungsmöglichkeiten sind relativ umfangreich. Helligkeit, Kontrast, Bildgröße, Qualität, diverse Szenenmodi (Porträt, Landschaft, Sport, Nachtaufnahme und Schnee), Anti-Banding (was immer das ist) für 50 und 60 Hz, die Einbettung von GPS-Daten, Weißabgleich, Blitz und Digitalzoom sind veränderbar.
Sicher wäre es möglich, mit etwas Feintuning hier bessere Ergebnisse zu erzielen. Wenn ich mein eigenes Streak habe, werde ich bei Gelegenheit damit noch ein wenig herumexperimentieren.
Die Automatik liefert mittelmäßige bis schlechte Bilder auf dem niedrigen Niveau meines Nexus One.

Bei den Videos sieht es ähnlich aus.
Ich habe momentan leider keins zu bieten, auf dem ich nicht erst irgendjemanden herausretuschieren müsste, deshalb kein Link. Ich hätte gern noch eins beigesteuert, muss das Gerät jetzt aber früher zurückschicken als gedacht und habe keine Zeit mehr für weitere Aufnahmen.
Wirklich lohnenswert ist so eine Aufnahme ohnehin nicht. Klar, es genügt für das gelegentliche Partyvideo, aber schon wenn man Erinnerungen an Kinder oder ein gesellschaftliches Ereignis festhalten möchte, nerven das Geruckel und die gelegentlichen Bildfehler. Da ist man mit einer Billig-Cam für um die hundert Euro weit besser bedient, auch wenn natürlich auch die nicht wirklich überzeugen.
Das gilt jedenfalls für Aufnahmen in 720p. In niedrigeren Auflösungen nehmen die Probleme naturgemäß ab, hier sind die Filmchen dann halbwegs brauchbar. Allerdings stelle ich an die Videofunktion auch lange nicht so hohe Ansprüche wie an die Fotos, und ich nutze sie ohnehin kaum.

Fazit: Unbrauchbar wäre übertrieben, aber begeistern kann die Kamera des Dell Streak leider ganz und gar nicht. Damit befindet sie sich allerdings in guter Gesellschaft; bislang habe ich noch von keinem einzigen Android-Handy Bilder gesehen, die auch nur halbwegs tauglich wären – einzig Nokia scheint es hinzubekommen, Handy-Kameras zu verbauen, die man auch wirklich zum Fotografieren nutzen kann. Siehe dazu auch Handy-Kameras: Nokia zeigt, was möglich ist.
Schade, dass auch Dell offenbar wenig wert auf dieses Detail legt: Ich hätte zu gern ein Handy, das mir eine Fotoqualität liefert, die für Schnappschüsse ausreichend ist. Das kann ich leider auch vom Streak nicht behaupten.


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