Dienstag, 18. Januar 2011

Dell Streak Test: Display und Touchscreen

Heute möchte ich den eigentlich wichtigsten Punkt behandeln, der für ein Dell Streak spricht: Das Display.
Die Größe ist bei 5" Bildschirmdiagonale einfach umwerfend. Es passt wirklich sehr viel mehr Inhalt auf den Schirm als bei meinem Nexus One, das nur 3,7" Diagonale bietet.
Die Folge ist, dass so gut wie jede Anwendung, die längere Texte oder Dokumente darstellen möchte, um ein Vielfaches besser benutzbar ist. Die ständige Scrollerei fällt weg, man hat sehr viel mehr Informationen auf einmal auf dem Schirm, das Erlebnis kommt einem Desktop-Rechner (oder zumindest einem Netbook) recht nahe. In den meisten Fällen kann man im Querformat auf Zoom verzichten, weil die Webseite auch bei Volldarstellung groß genug ist, um sie lesen zu können.
Tatsächlich ist etwa das Websurfen auf dem Streak sogar angenehmer als auf unserem Netbook: Das Seitenverhältnis des Streak-Displays liegt bei 3:2, während das Netbook 16:9 anbietet. Auf großen Schirmen ist 16:9 eine nette Sache, auf kleinen wie dem des Netbooks ist das Bild zwar schön breit, aber nicht hoch genug.
Das Ergebnis ist, dass man auf dem Netbook quasi nur den Kopf einer Webseite zu sehen bekommt und nach unten ungeheuer viel Scrollen muss, was sich auf dem Sofa ohne Maus zudem sehr umständlich gestaltet.
Das Streak mit seinem 3:2-Verhältnis bietet dagegen auch im Querformat relativ viel Platz nach unten. Somit ist weniger Scrollen nötig als auf dem Netbook. Und erst durch dieses Seitenverhältnis macht auch die Tastaturbedienung im Querformat Spaß, weil die Tastatur auf dem Schirm relativ gesehen weniger Platz einnimmt.
Das hat Dell goldrichtig gemacht.
Dass das Scrollen auf einem Touchscreen-Gerät angenehmer ist als mit dem Touchpad eines Netbooks versteht sich natürlich von selbst.
Im Vergleich zum Nexus One fragt sich vielleicht mancher Leser, wie auf das Display des Streak mehr draufpassen soll als auf das des Nexus One, wenn doch beide über 800x480 Pixel verfügen?
Die Antwort ist einfach: Auf beiden Geräten werden zum Beispiel Schriften meist in etwa gleich groß dargestellt, also nicht gleich groß in Pixeln gemessen, sondern gleich groß in Millimetern. Somit lässt sich natürlich sehr viel mehr Text auf dem großen Display unterbringen.
Umgekehrt heißt das aber natürlich auch, dass die tatsächliche Auflösung in PPI beim Nexus One deutlich höher liegt. Trotz PenTile-Display wirkt die Schrift daher schärfer, man kann einzelne Pixel nur ausmachen, wenn man sich das Gerät direkt vors Gesicht hält. Beim Dell Streak sind die Pixel vor allem im Falle von Schrift durchaus sichtbar.
Das ist aber wenig störend, die Lesbarkeit leidet in den gewählten Schriftgrößen kaum. Wer vom iPhone 4 und seinem Retina-Display kommt, empfindet es vielleicht als recht pixelig; mir ist es erst aufgefallen, als ich absichtlich danach suchte.
Beim angekündigten Dell Streak 7 mit seinem 7"-Display, das ebenfalls nur über 800x480 Pixel verfügt, wird das jedoch wahrscheinlich viel deutlicher auffallen. Da fällt die Auflösung dann schon sehr ab.
Was die Farbdarstellung betrifft, kann ich mich nicht beklagen. Sie fällt natürlich aus, nicht ganz so gesättigt wie auf dem AMOLED-Display des Nexus One, aber das halte ich eher für einen Vorteil. Im täglichen Gebrauch fällt der Unterschied aber ohnehin kaum auf.
Update: Hier noch ein paar Bilder. Ich entschuldige mich für die miserable Qualität (vor allem zu den Rändern hin fällt die Schärfe massiv ab) – ich hatte nicht die Zeit, die ich für bessere Fotos hätte investieren müssen. Ein Klick aufs Bild liefert jeweils eine vergrößerte Version.
Ohne Zoom nutzen beide Geräte im Browser die gleiche Schriftgröße in Pixeln, d.h.  die Schrift ist auf dem Streak größer. Auf dem Nexus One ist der Text nur lesbar, wenn man das Gerät recht nah an die Augen hält.

Artikelübersicht in Newsrob. Auf dem Streak wird etwa die gleiche absolute Schriftgröße genutzt, viel mehr Text passt auf das Display.

Ein Artikel in Newsrob. Hier sieht man vielleicht am besten, welche Vorteile das große Display bringt. (Gezeigter Artikel © mspro.)

Zum Touchscreen:
Wie beim Nexus One handelt es sich offenbar um einen sogenannten „DualTouch“-Touchscreen. Das bedeutet, dass nicht wirklich „echtes“ Multitouch implementiert ist: Zwei gleichzeitige Berührungen der Oberfläche können nur dann registriert werden, wenn sie nicht auf der X- oder Y-Achse in einer Linie liegen.
Gelesen habe ich darüber bisher nichts, aber meine (entsprechend fehlgeschlagenen) Versuche, die Multitouch-Eigenschaften von Smart Keyboard zu testen, deuten auf einen DualTouch-Sensor hin: Es ist nicht möglich, gleichzeitig die Shift-Taste und einen Buchstaben in den unteren Reihen zu drücken, etwa das X oder das M.
Mich persönlich stört das wenig. Zoom-Gesten funktionieren so oder so, und das ist auch das einzige Multitouch-Feature, das ich gelegentlich benutze. Selbst da finde ich es aber eigentlich praktischer und vor allem schneller, einen Zoom-Button zu benutzen – meiner Meinung nach ist Multitouch stark überbewertet. Intuitiv, ja, aber wenig effizient.
Ärgern könnte sich über das fehlende „echte“ Multitouch, wer eine der folgenden Funktionen benutzen will: Drehgesten mit zwei Fingern (scheitern, wenn sie über die Horizontale oder die Vertikale hinweggehen), Tastatur per Multitouch (wie bei einer echten Tastatur gleichzeitig Shift und eine andere Taste drücken) und Spiele, bei denen wie bei einem Videospiel-Controller mehrere Buttons rechts und links auf der gleichen Ebene angeordnet sind, die auch gleichzeitig gedrückt werden müssen.
Mir selbst fehlt es überhaupt nicht.
Der Touchscreen reagiert wesentlich exakter und verlässlicher als beim Nexus One. Während es mir beim Nexus One recht häufig passiert, dass ich während des Tippens das Telefon kurz aus- und wieder einschalten muss, weil meine Berührungen weit daneben registriert werden (beim Einschalten wird der Touchscreen offenbar kalibriert, deshalb geht es danach wieder), kam das beim Streak bisher nur ein einziges Mal vor.
Ich habe anscheinend recht fettige Finger, recht schnell bildet sich eine deutlich sichtbare Schicht von Fettschmierern auf dem Display – besonders deutlich beim Nexus One, dessen Display-Oberfläche scheinbar nicht oder wenig effektiv fettabweisend beschichtet ist.
Vermutlich ergeben sich durch die Fettschmierer leitende Bereiche auf dem Touchscreen, die die Genauigkeit der Berührungsregistrierung verschlechtern.
Am iPhone 3G hatte ich damit kaum Probleme. Beim Nexus One ziemlich massiv. Wenn auch der Touchscreen nicht ganz so exakt reagiert wie beim iPhone, das Streak kommt doch fast ran. Ein himmelweiter Unterschied zum Nexus One.
Es wirkt auch als verfüge das Streak ähnlich dem iPhone über eine fettabweisende Deckschicht. Jedenfalls verschmutzt es wesentlich weniger schnell als das Nexus One. (Vielleicht liegt das aber auch einfach an der Größe, durch die sich die Verschmutzung natürlich weiter verteilt.)
Lediglich eine Problemstelle weist mein Test-Streak auf: Im Querformat rechts oben, dort, wo der „Löschen“-Button erscheint, wenn man die Benachrichtigungen aufgezogen hat. Dieser Button reagiert fast nie beim ersten Versuch.
Alles andere klappt nahezu perfekt.

Fazit:
Das Display ist eine Wucht, vor allem wegen seiner Größe. Jegliche Dokumentendarstellung gewinnt massiv, alles wirkt viel benutzbarer und Desktop-ähnlicher. Wer sein Smartphone mehr fürs Internet als fürs Telefonieren benutzt, ist damit einfach nur perfekt ausgestattet.
Natürlich birgt die Größe auch ein Transportproblem; für die Hosentasche ist das Streak kaum geeignet. Wer aber ohnehin immer eine Tasche oder einen Rucksack dabeihat, sollte sich das Gerät unbedingt ansehen: Die Größe macht das Netz-Erlebnis so viel besser, dass Gewicht und Format absolut keine Rolle mehr spielen.
Der Touchscreen ist zwar „nur“ mit DualTouch ausgestattet, überzeugt aber ansonsten und übertrumpft den des Nexus One bei weitem.

Alle Artikel der Dell-Streak-Testreihe

3 Kommentare:

  1. Danke für den interessanten Test. Jetzt ein Vergleich über zwei Fotos - das würde dem Vergleich die Krone aufsetzen!

    Chris

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  2. Ja, das habe ich mir auch schon gedacht.
    Das werde ich noch nachreichen – kann aber sein, dass es ein paar Tage dauern wird, bis ich dazukomme.

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  3. So, habe doch gleich noch Zeit gefunden, oben ein paar Bilder einzufügen.

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