Axolotl Roadkill von Helen Hegemann klingt, folgt man den Rezensionen, die ich gehört/gelesen habe, nach einem interessanten Stück Literatur, das ich gerne ausprobieren würde. Natürlich als eBook.
Also habe ich die übliche Suche gestartet: beam eBooks, txtr, Libri, libreka – nichts.
Ich wollte schon aufgeben, gab dann aber sicherheitshalber noch „Axolotl Roadkill eBook“ bei Google ein. Und siehe da: Auf der Verlagshomepage des Ullstein-Verlags ist es gelistet, Erscheinungsdatum: 26. 1. 2010, also heute. Der Download-Link funktioniert aber (noch) nicht.
Womit wir (möglicherweise, s.u.) bei einem weiteren, völlig unverständlichen Nachteil von eBooks in Deutschland wären:
Bücher, die klassisch im Druck erscheinen, sind mindestens sechs Monate vor Erscheinen überall gelistet, wo es Bücher zu kaufen gibt. Falls der Ullstein-Verlag seine Bücher nicht ausschließlich über e-buchkatalog.de vertreibt (da führt der Download-Link hin), wird das Buch wahrscheinlich in einer Woche überall zu haben sein. Heute findet sich aber nirgends außer beim Verlag selbst eine Spur.
Allerdings bin ich nicht sicher, ob das immer so ist: Weil ich wissen wollte, ob ich andere Ullstein-eBooks normalerweise bei meinen üblichen Quellen bekomme, wollte ich auf der Verlagshomepage sehen, welche anderen eBooks dort noch gelistet sind. Es stellte sich heraus, dass „Axolotl Roadkill“ bislang das einzige ist.
Offenbar also ein erster Testballon des Verlags. Abgesehen davon, dass Ullstein damit, gelinde gesagt, recht spät dran ist, wird somit klar, dass der Ullstein-Verlag noch nicht über etablierte Strukturen zur Veröffentlichung von eBooks verfügt – und das Noch-nicht-Vorhandensein des Titels auf den wichtigen Portalen wird erklärlich.
Hoffen wir, dass viele Käufer dieses eBook-Titels den Verlag von der Wichtigkeit dieses Mediums überzeugen werden.
Update: Offenbar hat die Ullstein-Website einen Fehler: Mir wurde nur dieses eine eBook angezeigt, beim weiteren Nachstöbern habe ich noch einmal die eBook-Übersicht aufgerufen, und plötzlich waren es 14 Titel – einige noch nicht erschienen, einige seit einiger Zeit lieferbar. Die lieferbaren Titel allerdings sind allesamt weder bei txtr noch bei Libri noch bei libreka gelistet, bei beam eBooks schon gar nicht. Nur bei e-buchkatalog.de. Da kann man Ullstein nur sarkastisch zu dieser vertrieblichen Glanzleistung beglückwünschen.
Ein Hoch auf die Zersplitterung des eBook-Marktes!
Update ein Jahr später: Inzwischen sind auch die über KNV publizierten Titel allesamt bei den üblichen eBook-Marktplätzen zu finden – wenigstens an dieser Stelle hat sich ein bisschen was gebessert.
Mit www.e-buchkatalog.de schiebt sich somit ein weiteres Portal in meine Aufmerksamkeit, das ich bislang nicht kannte. Wie der Name schon vermuten lässt (wenn man sich im Buchhandel auskennt), handelt es sich um die eBook-Sparte des Barsortiments (Buchgroßhändlers) Koch, Neff & Volckmar. KNV (früher bekannt als KNOe & KV) betreibt die Website www.buchkatalog.de, daher das Wiedererkennen.
Libri ist übrigens ebenfalls ein Barsortiment, die beiden (Libri und KNV) sind die größten am deutschen Markt.
Ob und wie der Sortimentsbuchhandel (Buchhandlungen) in die eBook-Verdienste eingebunden wird, ist unklar. Bei libri.de können Buchhandlungen praktisch ohne Investition eine eigene Seite haben (wie etwa die Buchhandlung meiner Mutter). Sie verdienen dann allerdings auch fast nichts mit.
Wie das bei e-buchkatalog.de aussieht, werde ich mit einer Bestellung von Axolotl Roadkill testen, sobald es verfügbar ist. Allerdings muss das nicht viel sagen – wenn man direkt über libri.de einsteigt, wird einem ja auch nicht automatisch angeboten, einer stationären Buchhandlung einen Teil des Gewinns zukommen zu lassen.
Axolotl Roadkill … Die Rezensionen klingen, als ob das ein Buch wäre, das man eigentlich gerne im Regal hätte, um es gegebenenfalls Freunden auszuleihen, oder auch einfach, um es im Regal zu haben (und selbst zu lesen, natürlich). Eigentlich war ich ja bislang so etwas wie ein Büchersammler.
Das Buch dann nur steril auf der Festplatte zu haben, schmerzt schon ein bisschen.
Musikfanatiker haben es da einfacher: CD kaufen, ins gewünschte Format umwandeln, und schon kann man das Produkt sowohl im Regal als auch auf der Festplatte und auf dem MP3-Player haben.
Solche Möglichkeiten würde ich mir auch für Bücher wünschen. Bis automatische Buchscanner bezahlbar sind, wird es aber wohl noch eine Weile dauern, falls das überhaupt je geschieht. Und die Verlage werden kaum zum gedruckten Buch eine digitale Version liefern, schon alleine aus Kostengründen. Genau das wäre aber für mich die ideale Kombination.
Nun ja. Es wird sich zeigen, ob ich mich dauerhaft vom gedruckten Buch verabschieden kann/will. Der Ausgang dieses Experiments interessiert mich selbst sehr.
Übrigens: Das eBook Axolotl Roadkill kostet 4 ct mehr als die Hardcover-Ausgabe. Danke, Ullstein.
Update: Ronald Schild vom MVB hat mich darauf hingewiesen, dass die 4 ct Mehrpreis letztlich auf Apples iTune Store zurückzuführen sein könnten. Dort sind keine ,95er Preise möglich, und um die Preisbindung einhalten zu können, müssen natürlich alle Angebote gleich bepreist sein.
Zwar habe bei einem kurzen Blick in den AppStore keine Ullstein-Bücher finden können, aber es gibt ja schon länger Gerüchte, dass Apple im zuge des Tablets, das heute (27. 1.) vorgestellt werden soll, Verhandlungen mit Verlagen geführt hat.
Verrückt, was da alles mit hineinspielt.
Dienstag, 26. Januar 2010
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Zitat: "Übrigens: Das eBook Axolotl Roadkill kostet 4 ct mehr als die Hardcover-Ausgabe. Danke, Ullstein."
AntwortenLöschenhmmm... hättest du in google "axolotl roadkill" und "torrent" eingegeben,dann hättest du das "buch" gar ganz umsonst bekommen!
Das ist ja aber nicht Sinn der Sache. Im Gegenteil: Je mehr die Verlage berechtigt Angst vor Raubkopierern haben müssen, desto weniger eBooks wird es geben.
AntwortenLöschenSehr schön zeigt sich damit aber wieder: Je unattraktiver das legale Angebot, desto mehr Raubkopierer.