Mittwoch, 20. Januar 2010

eBooks: Shops und Marktzersplitterung

Wo besorgt man sich eBooks? Das ist leider tatsächlich ein nicht zu unterschätzendes Problem – vor allem deshalb, weil der Markt völlig zersplittert ist.
Bei gedruckten Büchern ist es einfach: Alle großen Verlage sind mit ihrem aktuellen Programm schlicht überall zu haben, wo es Bücher gibt. In der Buchhandlung vor Ort genauso wie bei den Online-Buchhändlern und den großen Ketten. Das gilt für englische wie für deutsche Literatur.
Interessiert man sich auch für Erzeugnisse kleiner Verlage oder will man exotischere Auslandstitel bestellen, wird man zwar Online nicht fündig (außer für deutsche Verlage bei www.buchhandel.de, wo man dann zu einem lokalen Buchhändler weitergeleitet wird), kann aber in einer beliebigen guten Buchhandlung bestellen – fürs Ausland muss evtl. eine gewisse Spezialisierung vorliegen.
Bei eBooks sieht das ganz anders aus.
Jeder Anbieter hat eine andere Auswahl, teils mit DRM, teils ohne. Hat man einen Titel bei einem Anbieter nicht gefunden, kann man nicht etwa davon ausgehen, dass er nicht als eBook erhältlich ist – man muss noch bei den anderen nachsehen.
Das ist wirklich lächerlich schlecht in einem Land, dessen Buchhandelsinfrastruktur für gedruckte Werke ihresgleichen sucht.
Hier meine aktuelle Liste:
  1. Erste Wahl: Beam eBooks. Leider ist die Oberfläche nicht sonderlich gut gelungen, die Kategorisierung der Titel recht oberflächlich. Es macht wenig Spaß, sich in diesem Shop umzusehen.
    Die Auswahl ist nicht umwerfend und stammt zu nicht geringen Teilen von kleinen, teils abstrusen Verlagen.
    Aber: Dort gibt es ausschließlich eBooks ohne DRM, und das ist wirklich ein dickes Plus. Tatsächlich sind dort teils Titel ohne DRM zu haben, die auf anderen Plattformen nur mit DRM verkauft werden. Beispiel: Der Geisterseher von Schiller bei Editura (hatte ich kürzlich gesucht).
    Der erste Suchvorgang sollte deshalb immer dort durchgeführt werden.
  2. txtr. Der eBook-Shop dort ist mittlerweile gut bestückt und vor allem exzellent kategorisiert. Ein bisschen in den Kategorien suchen ist ein Genuss – von der Bedienbarkeit her der klare Favorit.
    Außerdem: Besonders großes Angebot an kostenfreier Literatur.
    Als Beispiel kann wiederum Schillers Geisterseher gelten: Ich hatte ihn beim deutschen Projekt Gutenberg gefunden, dort aber nicht im epub-Format. Bei einer dortigen Anfrage zu einem anderen Buch, das ich gerne wenigstens im Volltext in einer Datei (nicht verteilt auf mehrere HTML-Seiten) haben wollte, um selbst ein epub daraus zu basteln, wurde ich nur auf die kostenpflichtige DVD verwiesen.
    Dass viele Projekt-Gutenberg-Texte offenbar bei txtr im epub-Format erhältlich sind, wurde nicht erwähnt – das habe ich jetzt zufällig selbst herausgefunden. Für meinen Geisterseher hätte also nicht bezahlen müssen, auch wenn es nicht viel war. Deshalb: Nach gemeinfreier Literatur zuerst bei txtr suchen!
    Insgesamt gesehen ist txtr derzeit mit wirklich riesigem Abstand das beste mir bekannte Angebot im deutschsprachigen Raum.
  3. libri.de (Link führt zum libri.de-Shop der Buchhandlung meiner Mutter). Viele deutschsprachige Angebote basieren letztlich darauf. Großes Angebot auch an englischen Titeln, passable Navigation. Keine kostenlosen Titel; soweit ich gesehen habe alle Titel nur mit DRM.
  4. Update: e-buchkatalog.de. eBook-Shop des Barsortiments (Buchgroßhändlers) KNV. Einige Verlage (z.B. Ullstein) veröffentlichen nur dort.
  5. buch.de (steht auch hinter thalia.de). Habe ich bislang selbst nicht genutzt. Von Angebot und Navigation her vmtl. mit libri.de vergleichbar.
  6. libreka.de. Von der Navigation und Suche her eine Qual, nicht zu empfehlen. Sicherheitshalber sollte man hier noch einmal suchen, wenn die anderen Angebote keine Ergebnisse geliefert haben.
    Update: Wurde mittlerweile aufgehübscht und funktioniert etwas besser. Noch immer ist es aber nicht möglich (oder zumindest weiß ich nicht, wie), etwa PDFs aus der eBook-Suche oder beim Stöbern auszuschließen, um nur nach epubs für Lesegeräte zu suchen. Lobenswerterweise kann man zwar nach eBooks ohne DRM suchen, aber das ist nunmal nicht das einzige Kriterium, das eigentlich wichtg wäre.
    Fazit: Nicht mehr so schlecht wie früher, aber meiner Meinung nach noch immer weit weg von einem wirklich guten eBook-Store.
  7. Sony Reader Store. Ohne US-amerikanische oder kanadische Kreditkarte nicht zum Kauf von Literatur benutzbar. Wenn man sich einen Account eingerichtet hat, kann man aber die kostenlosen (fast ausschließlich englischen) Bücher aus dem Google-Books-Fundus herunterladen (Sony Reader Library Software nötig, die es aber zumindest für Windows und Mac zum kostenlosen Download gibt). Sinnvoll bei der Suche nach englischen Klassikern.
  8. amazon.com. Habe ich selbst nicht probiert – weiß auch nicht, wie einfach oder schwierig es ist, dort ein Buch herunterzuladen, wenn man keinen Kindle hat. Am PC und am iPhone kann man die Bücher ja lesen, eine Mac-Version der Kindle-Software soll bald kommen.
    Hat man einen anderen Reader, müsste man allerdings erst das DRM aushebeln. Das scheint nicht schwierig zu sein, nervt aber und ist zudem illegal, selbst wenn man das Buch brav bezahlt hat und nur dafür sorgen will, dass man es auf dem eigenen Reader auch lesen kann.
    Sicher nur dann zu empfehlen, wenn man irgendeinen englischen Titel, den es nur dort gibt, unbedingt haben will. Deutsche Titel sind bislang kaum erhältlich.
Und das soll kundenfreundlich sein? Sicher nicht. Und sicher auch ein Grund, weshalb eBooks hierzulande immer noch ein Nischenmarkt sind.
Ganz anders als in Spanien übrigens, wo die Verkäufe im letzten Jahr durch die Decke gegangen sind. Dort genießen eBooks aber auch den reduzierten Steuersatz und kosten im Allgemeinen die Hälfte von Printausgaben. Wie man es dort mit DRM hält, weiß ich nicht, aber eines ist klar: Wenn die Anreize da sind, entwickelt sich auch der Markt.
eBooks kaufen ist bisher in Deutschland noch mit großen Hürden verbunden, durch die erwähnte Marktzersplitterung und durch das allgegenwärtige, umständliche Adobe-DRM. Es wird Zeit, die Hürden einzureißen!
Wenn jemand weitere gute Angebote kennt, wo man nach eBooks suchen kann, teile er mir das bitte in den Kommentaren mit.

1 Kommentar:

  1. Hallo,
    das wir im Ebook-Geschäft die volle MWST haben,
    ist wirklich ein Unding!
    Wo ist denn der Unterschied zu einem Buch?
    In Zukunft wird es immer mehr digitale Medien im gebrauch geben, wer hat denn noch die Zeit, ständig in Buchhandlungen zu rennen, wenn er ein Problem hat?
    Die schnelle Information: lesen,(oder überfliegen)
    und weiter...
    Ich glaube übrigens, dass die meisten Bundesbürger noch nicht einmal wissen, was ein ebook ist oder wie man das benutzt!
    Da hinken wir den Amis hinterher, aber das war ja schon immer so!
    Sie beziehen sich in Ihrem Post auf grosse Anbieter, die richtige Bücher als Ebook handeln,
    es gibt aber auch noch den viel grösseren Markt
    der Ebookverkäufer, die entweder über Salespages oder Shops Ratgeber verkaufen.
    Ich mache das auch:
    http://www.ebookratgeber-online.net
    Wir würden auch gerne mal Bücher als Ebook
    anbieten, aber dieser Markt ist noch den Grossen
    vorbehalten...

    Bernd

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