Samstag, 6. Februar 2010

Warum Apple den deutschen eBook-Markt im Handstreich erobern wird

Da sich die Blogger bei lesen.net aus unerfindlichen Gründen entschlossen haben, meinen Kommentar zu diesem Artikel nicht zu veröffentlichen, muss ich versuchen, mir das dort geschriebene wieder in Erinnerung zu rufen. Dann eben hier.
Update: Hat sich inzwischen geklärt, siehe Kommentar von Johannes.
Natürlich hat Johannes recht, die Begeisterung des Börsenblatt-Redakteurs ist mehr als naiv. Statt Amazon wird nun eben Apple der große Monopolist auf dem deutschen eBook-Markt werden – das wird für die Verlage kaum weniger Nachteile bringen.
Einiges aus dem Rest des Artikels ist dann aber einfach zu kurz gedacht.
Natürlich: $499,– sind mehr als die meisten eBook-Reader kosten, selbst die richtig gut ausgestatteten. Jeder eBook-Reader hat eine deutlich bessere Akkulaufzeit, ist leichter als das iPad und eignet sich vom Bildschirm her deutlich besser zum Lesen.
Aber darum geht es überhaupt nicht.
Die iPad-Kunden werden sich das Gerät nämlich nicht kaufen, um damit Bücher zu lesen. Sie werden es kaufen, um damit im Netz zu surfen, Mails zu lesen, zu spielen, Filme anzusehen und Musik zu hören.
Plötzlich wirken zehn Stunden (sagen wir, acht Stunden) Akkulaufzeit erfreulich lang, nicht nervig kurz.
Durch den integrierten iBook Store wird das iPad (und die iPhones und iPod Touches, nebenbei bemerkt) auch die Möglichkeit bieten, sich denkbar einfach die neueste Literatur im Netz zu besorgen und sie auf halbwegs angenehme Weise zu konsumieren.
Es ist etwas völlig anderes, ob ich mehrere hundert Euro nur für den „Einband meiner eBooks“ auf den Tisch legen muss, oder ob ich dafür ein Gerät kaufe, das alles Mögliche beherrscht, unter anderem auch die Darstellung von eBooks.
Amazon hat genau aus diesem Grund jetzt etwas panisch ein Developer Kit für den Kindle angekündigt, das gewissermaßen „Apps für den Kindle“ bringen soll.
Aber machen wir uns nichts vor: Ein Kindle wird in dieser Kategorie niemals an das iPad heranreichen können. Selbst wenn wir annehmen, dass die Qualität der Apps auf iPad-Niveau liegt – wer will schon ins Schwarzweiß durchs Web surfen oder Fotos ansehen? Filme fallen wegen des eInk-Displays ganz aus.
Natürlich schlägt der Kindle das iPad in seiner ureigenen Diszplin, dem Lesen, um Längen. Kein LCD-Schirm kann auch nur annähernd an die angenehme Augenfreundlichkeit eines eInk-Displays heranreichen.
Aber wer weiß das schon? Wer hat jemals ein echtes eInk-Display in Händen gehalten und gesehen, wie das wirklich aussieht? Nur ein verschwindend geringer Anteil der Bevölkerung in Deutschland. Ich vermute, dass der Anteil der Deutschen, die nicht einmal wissen, dass es eInk-Displays überhaupt gibt, über 90% liegt.
Aus Sicht des normalen potentiellen Kunden hat das iPad also nur Vorteile, auch was das Lesen betrifft. Zumal mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, dass Apples iBook Store, wenn er in Deutschland startet, gut mit deutscher Literatur bestückt sein wird.
Bis dahin dürfte noch etwas Zeit ins Land gehen, die auch Amazon noch hat, um sein deutsches Kindle-Angebot aufzubessern.
Apples Killer-Feature aber wird das iPad sein, und Apple wird den deutschen eBook-Markt im Handstreich übernehmen.
Natürlich wird Platz für Andere bleiben, aber das größte Stück vom Kuchen wird sich Apple mit großer Sicherheit abschneiden – weil keiner es vorher hinbekommen hat, ein einfach zu bedienendes eBook-Angebot in deutscher Sprache aufzubauen.
Ohne DRM wäre das alles kein Problem gewesen. Alternativ hätte Amazon sein bestehendes Angebot sogar nur früher auf Deutschland ausdehnen müssen. Jetzt bleibt der Branche nur noch, sich dem neuen Monopolisten auszuliefern. Und sie tut es mit Freude, wie es scheint.
Herzlichen Glückwunsch!

1 Kommentar:

  1. Kommentar hing im Spamfilter, ist nun händisch freigegeben, sorry für die Umstände.

    Ciao
    Johannes

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