Wie unter anderem bei lesen.net zu lesen war, kann die aktuelle Version des Amazon Kindle jetzt auch offiziell in vielen Ländern der Welt bestellt und auch benutzt werden. Zumindest noch laufen Bestellungen aber ausschließlich über Amazon USA.
Das hat zur Folge, dass der Preis zwar dank des schwachen Dollars zunächst konkurrenzlos günstig erscheint, dass man inklusive Versand und Zollgebühren letztlich doch auf ca. € 300,– kommt, wie Spiegel Online ausgerechnet hat. Bleibt abzuwarten, ob der Kindle bald in den nationalen Amazon-Shops erhältlich sein wird, und wenn ja, was er dort kosten wird.
Nicht falsch verstehen: Ich werde mir den Kindle mit Sicherheit nicht kaufen. Das komplett proprietäre System, das es noch nicht einmal erlaubt DRM-freie epub-Bücher anzusehen, ist für mich schlicht indiskutabel.
Der völlig überraschende Schritt Amazons zeigt aber eines deutlich: Aufgrund kaum vorhandener Konkurrenz hatte sich Amazon bisher auf seiner fast unangefochtenen Marktführerschaft in den USA ausruhen können. Jetzt aber kommt Bewegung in den Markt, und Amazon wird sich sehr beeilen müssen, um im europäischen Markt überhaupt noch Fuß fassen zu können.
Denn: Die Konkurrenz ist deutlich attraktiver, ist man doch dort nicht auf einen Anbieter festgelegt und kann sich in beliebigen Shops und nicht zuletzt aus kostenlosen Angeboten die eBooks herunterladen, die man gerade benötigt oder haben will. Natürlich gibt es auch bei Amazon kostenlose Bücher für den Kindle, aber bei weitem nicht in der Masse, wie es Project Gutenberg und bald Google Books für das epub-Format bieten.
Zudem hat Amazon nur in den USA ein ansehnliches eBooks-Angebot zu bieten. Für Leser wie mich, die englischsprachige Autoren lieber im Original lesen, ist das nicht weiter schlimm; der großen Masse ist das aber zu schwierig. Wegen des günstigen Dollar-Kurses ist das USA-Angebot zwar besonders billig, trotz $2 Roaming-Aufschlag pro Buch. Mich persönlich und viele andere wird das aber nicht dazu überzeugen, mich allein an Amazon zu binden – zumal ich als ehemaliger Buchhändler ohnehin grundsätzlich keine Bücher bei diesem Moloch kaufe.
Bleibt also nur der Preiskampf. Und genau deshalb freue ich mich über diese Entwicklung. So ist es nicht unwahrscheinlich, dass schon innerhalb ziemlich kurzer Zeit endlich die 1:1-Umrechnung von Dollar in Euro bei eBook-Readern ein Ende haben wird.
Sobald es 6"-Lesegeräte unter € 200,– gibt, werde ich zuschlagen.
Donnerstag, 8. Oktober 2009
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Hi, im Prinzip hast du ja recht, aber mit dem DRM ist es so eine Sache. Es hat bis jetzt kein einheitliches Format gegeben, dass wird sich nun ändern. In meiner Einschätzung wird Amazon genauso Marktführer wie Apple mit dem iTunes Store. Auch gilt es zu bedenken das Amazon sicher nicht freiwillig so restrektiv ist, sondern um die Verläge glücklich zu machen. Auf diese Probleme wird jedes freie Format stoßen. Gleichbedeutend aber auch wenn man keine Verläge glücklich macht gibt es auch keine hohe Anzahl an Büchern ergo wird das ganze etwas uninteressant. Weiters hatte bis jetzt niemand die Platform um Bücher in dieser Menge anzubieten und zu servicieren. ein EBuch bei Amazon kaufen heisst ja auch ein Backup zu haben. Das Gerät ist als Gesamtkonzept zu sehen und somit bei weiten unschlagbar. Wir werden sehen, vielleicht werden auch die verläge irgendwann schlauer und die ganze Geschichte geht einen ähnlichen weg wie der Apple Itunes Store wo es ja mittlerweile auch schon viele DRM freie Titeln gibt.
AntwortenLöschenFür mich hat ein properitäres Format nicht nur Nachteile, vor allem dann wennn es für praktisch jede Plattform zur Verfügung steht (bis jetzt WIN, LIN,Iphone; im werden: MAC, Android und SYmbian).
Für mich ist klar dass solche properitären Geschichten immer nur ein Vakuum füllen wenn die Firmen sich nicht einig werden können. Dann nimmt es ein großer in die Hand und bekommt dadurch die Chance alles kleine auszuradieren. Nicht Vorteilhaft, aber ich würde es auch machen wenn ich die Chance dazu bekäme mmich von meinen Mitstreitern zu distanzieren. LG
Es gibt sehr wohl ein einheitliches Format mit DRM, das fast alle eBook-Reader (außer dem Kindle) beherrschen: ePub. Das gibt es nicht nur DRM-frei, sondern auch mit Adobe DRM.
AntwortenLöschenBislang beherrschten viele Reader (außer denen von Sony) das ePub-Fornat nur ohne DRM, mittlerweile wurde die ePub-DRM-Fähigkeit aber bei allen durch Firmware-Updates nachgereicht oder zumindest angekündigt.
Auch das ePub-DRM ist unangenehm restriktiv, und auf vielen Plattformen ist es (je nach Gerät und dessen mitgelieferter Software) bisher nötig, eine Software von Adobe zu installieren, um die geschützten Bücher herunterladen zu können. Dafür muss dann eine der fünf Gerätelizenzen, die ein geschütztes ePub-Büch hat, verschwendet werden.
Nicht gut, unschön, aber funktioniert.
Auf Deutsch gibt es bislang ein deutlich größeres Angebot im ePub-Format als in Amazons .mobi-Format, und das bei verschiedensten Anbietern. Allerdings ist dieses Angebot trotzdem noch so verschwindend klein, dass es theoretisch auch schnell von Amazon überholt werden könnte.
Wir werden sehen, wie sich der Markt entwickelt. Ich hoffe aber sehr, dass sich hierzulande der bisherige Quasi-Standard ePub halten kann und die Verlage nicht so dumm sind, sich dieses Heft von Amazon aus der Hand nehmen zu lassen. Mindestens sollten sie eine zweigleisige Strategie fahren und die Bücher sowohl im ePub-Format als auch bei Amazon anbieten.
ePub DRM war ja laut Internet sehr wohl im Gespräch bei Amazon. Allerdings haben sich viele Verläge dagegen ausgesprochen weil nicht restrektiv genug. Verstehe mich bitte nicht falsch mir sind offene Formate heilig, aber es gibt genug Beispiele wo die Industrie aus Angst vor was weiß der Geier was, diese nicht aktzeptiert. Beispiel Sony, welcher ja auch einen Deal mit nem Großbuchhandel hat und dort properitär ist.
AntwortenLöschenIch muss ehrlich sagen ich bin von dem Konzept der vermarktung beseistert und hoffe das Amazon zügig neue Titeln am besten auch auf deutsch herausbringt.
Ahja und was ich vergass, nicht Amazon nimmt den Verlägen was aus der Hand, sondern die verläge haben Amazon die Auflagen aufgebürdet (Schlagwort: jederzeit löschen von Endgeräten möglich,....). So entnimmt man es zumindest der Presse.
AntwortenLöschenLG
Dass nur Amazon den DRM-Wünschen der Verlage entspricht, habe ich bislang noch nicht gehört – was nicht heißt, dass es nicht stimmt; ich verfolge das Geschehen noch nicht lange. Und natürlich mögen die Präferenzen amerikanischer Verlage auch anders liegen als die der deutschen.
AntwortenLöschenTatsächlich habe ich im Gegenteil gelesen, die Verlage seien froh, dass, seit Sony auch bei seinen eigenen Shops auf ePub umgestiegen ist, Amazon ein Gegner erwachsen ist, der diesen Namen auch verdient. So kann Amazon nicht mehr ganz so beliebig die Konditionen diktieren.
Immerhin verstehen die Lesegeräte von neun Herstellern (Stand August 09) ePub mit Adobe DRM, entsprechend groß ist der potentielle Kundenkreis.
Wir werden sehen. In den USA ist Amazon unangefochten Marktführer, soviel ist klar. Immerhin kann sich der ePub-Markt aber auch dort mittlerweile mehr als nur ein paar Prozent vom Kuchen abschneiden.
Im deutschsprachigen Raum liegt das ePub-Format unangefochten vorn, allerdings in einem noch winzigkleinen Markt. Amazon hat den Einstieg hier bislang noch gar nicht versucht (außer evtl. hinter den Kulissen). Das wird natürlich kommen.
Demgegenüber stehen hier vielversprechende Ansätze wie txtr, wo eine offene Plattform geboten wird und die Verlage zu deutlich angenehmeren Konditionen publizieren können als bei Amazon.
Wer gewinnen wird, ist in Europa noch nicht ausgemacht. Am wahrscheinlichsten wird wohl sein, dass die beiden Welten nebeneinander existieren werden und alles Wichtige auf beiden Plattformen verfügbar sein wird.