Eine von Spiegel Online zitierte, neue Studie geht von Peak Oil um 2020 herum aus, früher also, als viele Studien der Ölkonzerne ihn sehen, wo meist von 2030 oder später ausgegangen wird.
Für die, die noch nichts von Peak Oil gehört gehört haben: Problematisch wird die Sache mit dem versiegenden Öl für Wirtschaft und Verbraucher nicht erst dann, wenn kein Öl mehr da ist, sondern wesentlich früher: Dann nämlich, wenn die Fördermengen nicht mehr gesteigert werden können und trotz wachsender Nachfrage immer weniger Öl die Märkte erreicht.
Dieser Zeitpunkt wird als Peak Oil bezeichnet. Ab dann werden die Preise wahrscheinlich dermaßen explodieren, dass es zu massiven Problemen in der Wirtschaft kommt. Und natürlich wird es auch die Verbraucher treffen, die dann nach und nach Schwierigkeiten bekommen werden, das Autofahren und die Heizung zu finanzieren. Soweit das bis dahin noch über Erdöl oder Erdgas läuft, natürlich.
Es sind aber auch noch ganz andere Bereiche betroffen, an die man zuerst gar nicht denkt: Es gibt sehr viele Produkte des täglichen Lebens, die zu nicht unerheblichen Bestandteilen aus Erdöl bzw. Erdölderivaten bestehen; die meisten Kunststoffe, zum Beispiel. Auch dafür wird man Ersatz schaffen müssen.
Die große Frage ist, wann Peak Oil stattfinden wird. Die ölfördernden Nationen lassen sich da nicht gerne über die Schulter schauen, und die Studien der Ölindustrie neigen naturgemäß zur Schönfärberei. Dort wird meist von einem Zietpunkt nach 2030, teils sogar 2050 ausgegangen. Schön wärs, dann hätten wir noch ein bisschen Zeit.
Die vom Spiegel zitierte Studie nennt nach Auswertung hunderter anderer Studien und Datenbanken jetzt 2020 als wahsrcheinlichen Zeitpunkt. Hauptautor Steve Sorrell geht statt von einem Peak, einem einmaligen Gipfel in der Ölförderung eher von einem „hügeligen Plateau“ aus, was ich ebenfalls für sehr wahrscheinlich halte. Und die Frage ist, ob wir nicht dort sogar jetzt schon sind.
Es gibt nämlich nicht nur Stimmen wie die der IEA, die schon ab 2015 vor Versorgungsengpässen warnen, sondern auch solche wie die von Colin J. Campbell, der das Maximum schon 2008 errreicht sieht.
Die letzten Zahlen der IEA scheinen das zu bestätigen, allerdings weiß ich nicht, wie sehr die Produktion in 2009 wegen der Wirtschaftskrise und dem damit einhergehenden Preisverfall absichtlich heruntergefahren wurde.
Klar scheint jedenfalls zu sein, dass das Ölfördermaximum spätestens innerhalb der nächsten 10-15 Jahre zu erwarten ist. Sicher werden die Preise nicht direkt bei Erreichen des Maximums in die Höhe schnellen, aber spätestens wenn allen klar ist, dass es nie wieder so viel Öl auf dem Markt geben wird wie zum Zeitpunkt des Maximums, dürften die Preise steil in die Höhe gehen. Zum Anstieg durch den Markt selbst, wie er letztes Jahr schon zu beobachten war, kommt dann nämlich noch die psychologische Komponente hinzu.
Ich schätze, das dieser Zeitpunkt ca. 3-5 Jahre nach dem eigentlichen Fördermaximum erreicht sein wird. Vorher wird in Poilitk und Industrie das allgemeine Abwiegeln vorherrschen, wie üblich.
Ein Gutes wird die Situation aber auf jeden Fall haben: Dann wird endlich wirklich ernsthaft Geld in erneuerbare Energien gesteckt werden.
Freitag, 9. Oktober 2009
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Hallo Zottel,
AntwortenLöschenDu schreibst "Ein Gutes wird die Situation aber auf jeden Fall haben: Dann wird endlich wirklich ernsthaft Geld in erneuerbare Energien gesteckt werden." Um eine Situation wie peak nicht zum Kollaps-Auslöser werden zu lassen, muss mindestens 10 Jahre vor dem Erreichen des Fördermaximums ernsthaft mit den Vorbereitungen darauf begonnen werden. Der Energieberater der US-Regierung Robert Hirsch bezeichnet in einem Report für die Regierung über peak oil (2005) dieses Ereignis als einzigartige Herausforderung, das mindestens 10 Jahre vor seinem Eintritt ein Regierungsprogramm im Stile des Apollo-Projekts erfordert. Nichts wird das Leben der modernen Zivilisation so verändern wie peak oil. Die meisten Annehmlichkeiten der modernen Zivilisation werden verschwinden, die Tragekapazität der Erde für menschliches Leben wird sich rasant nach unten begeben. Innerhalb von nur 10 Jahren wird der allgemeine Lebensstandard auf den von 1930 zurückfallen. Deshalb werden wir spätestens im Jahre 2025 die Ära des modernen Industriezeitalters beenden. Die Mächtigkeit des peak oil Ereignisses ist für die allermeisten Menschen nicht zu erfassen. peak oil wird das grausamste Ereignis in der Neuzeit werden.
So schlimm MUSS es nicht kommen (kann aber natürlich).
AntwortenLöschenZum Vergleich: Seit ca. 2000 habe ich in verschiedensten Büchern von der Finanzkrise gelesen, die nun mittlerweile, später als von den meisten Autoren erwartet, auch eingetreten ist.
Die Leute, die hellsichtig genug waren, sie vorherzusehen, haben dabei aber den Willen der Politik zum Gegensteuern unterschätzt. Man erwartete unisono eine Krise ungeheuren Ausmaßes, die letztlich die gesamte Wirtschaftsordnung zum Einsturz bringen und wahrscheinlich die westlichen Demokratien wegfegen würde.
Auch wenn die Krise alles andere als ausgestanden ist, es wird immer unwahrscheinlicher, dass es so weit wirklich kommen wird.
Ähnliches könnte auch bei Peak Oil passieren.
Versteh mich nicht falsch: Ich halte Dein Szenario nicht für weit hergeholt, nicht einmal für unwahrscheinlich. Es ist aber nicht unausweichlich.
Je mehr jetzt schon zur Vorbereitung getan wird, desto eher lässt sich das Ereignis dann natürlich abfedern.