Freitag, 19. Februar 2010

Eindrücke vom N900

Vorgestern hatte ich nun also das N900 selbst in Händen und durfte ein wenig ausprobieren. Eindruck. Tolles Bastler-Handy, aber nichts für mich persönlich.
Im Einzelnen:
  • UI: Nix gscheits, um es einmal fränkisch auszudrücken. Hat mich optisch überhaupt nicht angesprochen und wirkte insgesamt etwas zusammengestöpselt und vielerorts unpraktisch. Das Interface ist dominiert von riesigen Buttons, um Finger-Eingabe zu erlauben. Das scheinen irgendwie alle zu wollen, aber wenn man schon einen resisitiven Touchscreen hat, wären mir kleinere Elemente und Stiftbedienung lieber gewesen.
  • Display: Hat mich gar nicht vom Hocker gehauen. Mir kam es die ganze Zeit irgendwie schlecht ablesbar vor. Als ich zu Hause mein iPhone einschaltete, war mir plötzlich klar, warum: Das iPhone hat einen viel besseren Kontrast. Die Frage ist jetzt, ob das an den Display-Einstellungen des Besitzers lag oder eine Folge des resistiven Touchscreens ist. Leider hatte ich mein iPhone daheim vergessen, so dass kein direkter Vergleich möglich war. Das muss demnächst erst noch geklärt werden.
    Update: Ich weiß mittlerweile, dass mein Freund das Display grundsätzlich auf der niedrigsten Helligkeitsstufe betreibt. Da ist es natürlich kein Wunder, dass der Kontrast schwach erscheint.
  • Kamera: Super. Sowas hätte ich gern in einem Android-Handy, inkl. all der Einstellungen, die die Kamera sogar im Video-Modus bietet (Helligkeit regelbar usw). Da könnten sich andere so einiges abschauen.
  • Apps: Da kommt das große Basteln ins Spiel. Es gibt für Standardgebrauch sehr wenig wirklich Fertiges und Gutes. Dafür gibt es hunderte Anwendungen, die fast eher wie ein Proof of Concept wirken – faszinierend, aber wenig alltagstauglich. Mac OS X auf dem N900 (Bootzeit fast eine halbe Stunde), eine komplette Java JRE mit Swing und allem (ohne viel Geld aber nur als 30-Tage-Demo zu haben, weil Sun ARM nur als Embedded-Plattform sieht, außerdem zumindest beim Programmstart teils extrem langsam), ein komplettes Debian Linux in einer chroot-Umgebung (nutzen wohl Viele zum Drucken, weil da ein CUPS drin ist …) und Ähnliches. Nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für den geneigten Bastler. Viele „Portierungen“, die sich nur um Auflösung und vielleicht noch um grundsätzliche Eignung zur Touchscreen-Bedienung kümmern, aber sonstige mobile Erfordernisse wie Strom sparen außer acht lassen, auch nicht in die Maemo-Oberfläche eingebunden sind sondern letztlich wie ganz normale Linux-Desktopanwendungen aussehen. Viele kleine, nützliche Python-Tools, die teils auch Funktionen erst nachrüsten, die bei jedem anderen Handy selbstverständlich sind.
  • Programmierung: Ein Negativum für mich war ja, dass ich keine Lust gehabt hätte, selber Sachen in C/C++ zu entwickeln. Es gibt allerdings wohl einen ganzen Haufen Schnittstellen zur Programmierung des N900 in diversen Skriptsprachen, v.a. Python. Damit kann man dann nicht nur auf die Hardware zugreifen, sondern auch sehr einfach das UI benutzen. Das wäre fast noch schöner als das Java von Android.
  • Sonstige Hardware: Der USB-/Ladeport scheint eine Art Sollbruchstelle zu sein. Leider fehlt ein Kompass für Augmented-Reality-Anwendungen. Schön: IR-Port zur Nutzung von Fernsteuerungs-Anwendungen, FM-Transmitter. Verarbeitung insgesamt gut.
  • Tastatur: Schlechter als ich dachte. Natürlich um viele, viele Längen besser als die des Milestone, trotzdem für ungeübte Finger kein Spaß. In dieser Größe kann man wohl wenig Besseres zusammenkriegen. Um so lauter wird mein Ruf nach einem Smartphone im Formfaktor der alten Psions oder wenigsten der frühen Nokia Commuincators. Nichts für die Hosentasche, klar, aber da befinden sich meine Telefone ohnehin nie. Dafür wäre dann ein größeres Display und eine bessere Tastatur möglich. Psion Serie 5mx – das waren echte Traumtastaturen, vergleichbar mit Laptop-Tastaturen. Leider habe ich sowas seitdem nie wieder gesehen.
    Insofern wäre ein Smartphone ohne Tatstatur doch denkbarer.
  • Geschwindigkeit: War nicht berauschend, ruckelte oft beim Scrollen. Das liegt allerdings vmtl. an irgendeiner Software, die mein Freund installiert hat – zu Beginn war das seiner Aussage nach ganz anders. Da klingt wieder der Bastler an: Man kann alles tun, aber auch alles Mögliche kaputtmachen/verschlechtern.
  • IM-Anbindung: Genial gemacht. Su gehört sich das.
Fazit: Super für Bastler und Ausprobierer, setzt praktisch überhaupt keine Grenzen – dieses Handy ist fast schon die Definition von „offen“. Für mich persönlich nicht das richtige, auch wenn einige Ansätze ihresgleichen in der mobilen Welt suchen.

2 Kommentare:

  1. Also von einer Objektiven Bewertung kann hier wieder mal keine Rede sein!! Es wurden nur negative Aspekte angeführt! Der Author hat auch nicht die waren Inovation des N900 erkannt. Da sag ich nur solche Leute wie der Author sollten lieber bei ihren geliebten Iphone bleiben, da dies ja die Inovation des Jahrhunderts ist.
    Wer die Hardware vom Iphone kennt und sie mit dem N900 vergleicht weiß welches Handy die besseren Eigenschaften anführt. MFG

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  2. Lies mal den Artikel und überlege dann nochmal, ob nur negative Punkte drin waren. ;-)
    Ernsthaft: Die Hardware des N900 ist der des iPhone in vielen Punkten überlegen, das ist klar. Es ist aber in erster Linie die Software, die das Benutzungserlebnis eines Smartphones ausmacht.
    Auch hier hat das iPhone massive Defizite, was ja auch der Grund ist, warum ich gerade auf der Suche nach Alternativen bin. Es hat aber auf der anderen Seite einen Standard gesetzt, den zu erreichen sich die anderen Hersteller offenbar schwertun – dafür bieten sie an anderer Stelle Besseres.
    Das N900 ist ein tolles Telefon, völlig anders als jegliche Konkurrenz auf dem Markt. Um es sinnvoll benutzen zu können, muss man aber (zumindest noch) Mut zum Basteln mitbringen.
    Den Mut und das Können dafür hätte ich, die Lust und die Zeit nicht. Deshalb werde ich kein N900 kaufen.

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