Montag, 14. September 2009

Die meisten Jugendlichen sterben an Autos … ? Tun sie nicht.

Wenn man sich überlegt, woran weltweit wohl die meisten Jugendlichen sterben, kommen einem als erstes Krankheiten in den Sinn. Vor allem, weil es wirklich um alle jungen Menschen weltweit geht, also inklusive Entwicklungsländer. Hunger wäre natürlich auch noch eine Alternative.
Tatsächlich sterben über 10% und damit der größte Anteil der 10- bis 24-Jährigen bei Verkehrsunfällen.
Ohne das Ergebnis kleinreden zu wollen, zeigt sich hier aber wieder einmal, wie man eine Statistik so darstellt, dass die Ergebnisse genehm wirken. Gegen Verkehrstote kann man relativ unkompliziert und billig mit Anschnallpflichten, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Untersuchungen der Fahrtüchtigkeit von Fahrzeugen und ähnlichem vorgehen. Bei Krankheiten ist das nicht so einfach, vor allem aber viel teurer.
Sehen wir uns die Zahlen der WHO-Studie, die von Spiegel Online wiedergegeben wird, ein wenig genauer an, so sind es offenbar eben doch die Krankheiten, die die meisten Jugendlichen dahinraffen: Nach Selbstmord auf Platz zwei folgen – Atemwegserkrankungen. Die Krankheiten wurden also praktischerweise auf einzelne Krankheitskategorien heruntergebrochen, Aids wird sogar ganz alleine gezählt. Warum also nicht Verkehrsunfälle mit Fahrrädern extra rechnen, solche, bei denen der Jugendliche im Auto saß, selbst Fahrer war, als Fußgänger erwischt wurde?
Schon die für Atemwegserkrankungen und (bei Frauen) Aids genannten Zahlen ergeben zusammen einen höheren Wert als die Verkehrsunfälle. Schade, dass Spiegel Online nicht zur Orginalstudie verlinkt, die Zahlen hätte ich mir gerne einmal angesehen.
Aus der Studie ist also sicher zu folgern, dass viel zu viele Jugendliche im Straßenverkehr umkommen. Verkehrsunfälle zur „häufigsten Todesursache“ zu erklären, wie Spiegel Online es tut, ist aber schlicht Blödsinn.
Entweder ist das schlecht recherchiert (ohne Nachdenken nachgeplappert, was die Presseagentur schrieb) oder bewusst schief dargestellt, um die Nachricht etwas sensationeller zu gestalten. In beiden Fällen kein Ruhmesblatt für den Jounalismus.

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