Offenbar schon im Juli hat die Nachrichtenagentur AP (Associated Press) ein DRM-System vorgestellt (oder vielmehr die Grundzüge dessen, was sie sich unter einem DRM-System für Nachrichten vorstellen). Erst heute bin ich durch einen Artikel bei Spiegel Online darauf aufmerksam geworden.
Und dann recherchiert man mit einer einzigen Google-Anfrage und stellt fest, dass Spiegel Online entweder extrem schlecht recherchiert oder bewusst Informationen weggelassen hat. Längst gibt es Hinweise, dass hinter dem DRM-Projekt vielleicht gar kein DRM steckt. Sollte AP tatsächlich, wie angekündigt, das hNews-Format verwenden, so ist das lediglich ein offenes Nachrichten-Format, das zwar über mit dem Artikel verbundene Lizenzrechte informieren, sie aber nicht durchsetzen kann. Siehe dazu die Spezifikation des hNews-Formats und einen Freedom-to-Tinker-Artikel.
Andererseits nennt AP weitere Inhalte, die im hNews-Format so nicht spezifiziert sind, vor allem ein „tracking beacon“, das nach Hause telefoniert und AP erzählt, wer dessen Nachrichten gerade wie nutzt, und eben angeblich ein Schutz des Contents und sogar pay content models. Zu sehen ist das in einer AP-eigenen Grafik, die zum Beispiel in dem Crunchgear-Artikel zum Thema enthalten ist. Entweder träumt da eine Vertriebsabteilung öffentlich von Dingen, von denen sie nun wirklich überhaupt keine Ahnung hat, oder es wird eben doch ein eigenes Container-Format, das in hNews höchstens seine Basis hat.
Das wiederum aber klingt so lächerlich, dass man sich eigentlich nur erstaunt die Augen reiben kann. Ein neues Container-Format heißt ja in erster Linie, dass niemand einfach so auf den Inhalt zugreifen kann, wenn er nicht die passende Software dazu hat. AP spricht wolkig davon, dass auch „mobile apps enabled“ werden sollen, ebenso wie RSS und natürlich paid content – wäre interssant, für welche Plattformen das dann tatsächlich verfügbar sein soll. Klar, man könnte eine Flash-Anwendung dafür schreiben, aber damit wäre das auf APs Infografik abgebildete iPhone schonmal ausgeschlossen. Java? Läuft auch nicht auf dem iPhone. Alles andere gibt entweder den Schutzmechanismus preis oder verlangt ein eigens geschriebens Plugin, bzw. auf dem iPhone sogar eine eigene Applikation.
Klingt natürlich auf Anhieb nach etwas, was sich jeder Internetnutzer wünschen würde, oder? Die Musikindustrie ist mit DRM gescheitert, und die wollten noch nicht einmal nach Hause telefonieren – kann AP ernsthaft glauben, auf diese Weise Erfolg haben zu können? Natürlich sind Feeds, die geklaute Artikel ohne eigene Hinzufügungen in Werbeeinnahmen umsetzen, ein Ärgernis, aber auf die evtl. geplante Weise würde sich AP eher selbst ein Grab schaufeln als irgendetwas gewinnen.
Bin gespannt, ob da im November tatsächlich etwas zu besichtigen sein wird: Dann soll theoretisch der Testbetrieb starten.
Mittwoch, 19. August 2009
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